Alles über das Organ
Was macht die Schilddrüse eigentlich?

Klein wie eine Walnuss, geformt wie ein Schmetterling: Die Schilddrüse. Das Organ im vorderen Halsbereich ist für die überlebenswichtige Hormonproduktion zuständig. Ohne sie läuft der Stoffwechsel, der Kreislauf und das Wachstum nicht.
Publiziert: 06.12.2018 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2018 um 15:47 Uhr

Die rund 20 Gramm schwere Drüse produziert die wichtigen Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin/Tetrajodthyronin (T4). Diese Hormone regulieren Körpertemperatur, Verdauung, Herzschlag, Puls und Blutdruck. Somit helfen sie dem Körper, Stresssituationen zu bewältigen. Das wirkt sich auch auf das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln, auf die Sexualität und Fruchtbarkeit und nicht zuletzt auf unser seelisches Wohlbefinden aus.

Was ist Schilddrüsenfunktion und warum ist sie so wichtig?

Auch die Schilddrüse kann erkanken. Wenn das passiert, kommt die Hormonproduktion ins Wanken. Entweder die Drüse produziert zu wenig oder sie produziert zu viel.

Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse, schüttet sie zu wenig Hormone aus. Anzeichen für eine Unterfunktion sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, schnelles Frieren und Gewichtszunahme. Die Ursache kann ein Jodmangel sein, oder das «Hashimoto Syndrom», eine Autoimmunerkrankung bei der sich das Gewebe selbst angreift und somit zu einer chronischen Schilddrüsenentzündung führt.

Wenn man eine Schwellung am Hals verspürt, könnte es sich um einen Schilddrüsenknoten handeln.
Foto: Thinkstock Images

Wenn die Schilddrüse zu viele Hormone ausschüttet, hat das einen gegenteiligen Effekt. Symptome für eine Überfunktion der Drüse sind Gewichtsverlust, übermässiges Schwitzen, Ruhelosigkeit und Durchfall. In den meisten Fällen verursachen Veränderungen im Gewebe, sogenannte Schilddrüsenknoten und «Kröpfe», oder die Autoimmunkrankheit «Morbus Basedow» eine unkontrollierte Hormonproduktion.

Wie wird die Schilddrüsenfunktion getestet?

Falls man eine Funktionsstörung der Schilddrüse vermutet, empfiehlt es sich die Schilddrüse beim Arzt testen zu lassen. Dafür wird eine Blutprobe entnommen und zur Analyse der Hormonwerte ins Fachlabor gesendet. Wichtig für die Bestimmung einer Funktionsstörung ist Thyreoidea stimulierendes Hormon (TSH), welches in der Hirnanhangdrüse gebildet wird. Wenn der TSH-Wert im Blut hoch ist, gleichzeitig die beiden Schilddrüsenhormone T3 und T4 niedrig, normal oder vermindert sind, spricht es für eine Schilddrüsenunterfunktion.

Was bedeutet Schilddrüsenunterfunktion?

Etwa eine von 100 Personen ist von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothreose) betroffen. Frauen leiden häufiger an der Krankheit. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und erfordern unter Umständen eine langfristige medikamentöse Therapie.

Schilddrüse
Die Schilddrüse liegt im Bereich des Kehlkopfes, vor und beidseitig der Luftröhre und hat die Form eines Schmetterlings.
Getty Images

Etwa eine von 100 Personen ist von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothreose) betroffen. Frauen leiden häufiger an der Krankheit. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und erfordern unter Umständen eine langfristige medikamentöse Therapie.

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Führen Schilddrüsenknoten zu Krebs?

Wenn man eine Schwellung am Hals verspürt, könnte es sich um einen Schilddrüsenknoten handeln. Gewebeveränderungen in der Schilddrüse sind ein weit verbreitetes Phänomen. Bereits bei jedem zweiten Menschen über 50 finden sich kleine Knoten von etwa 1cm Grösse. Dabei unterscheiden Ärzte zwischen kalten, warmen und heissen Knoten. Bei heissen Knoten ist der Stoffwechsel erhöht, bei kalten niedrig. Diese Knoten sind meistens gutartig. Lediglich bei 5 Prozent der kalten Knoten besteht die Gefahr eines Tumors. Aber selbst wenn die Knoten gutartig sind, sollten sie entfernt werden.

Im Fall von Schilddrüsenkrebs oder der Autoimmunkrankheit «Morbus Basedow» muss die gesamte Schilddrüse entfernt werden. Betroffene müssen danach ihren Hormonhaushalt mit entsprechenden Tabletten ausgleichen. Bei einer richtigen Dosierung gibt es so gut wie keine Nebenwirkungen.

Wieso ist Jod für die Schilddrüsenfunktion wichtig?

Der Begriff Struma, oder in der Umgangssprache «Kröpfe», bezeichnet eine Schwellung der Schilddrüse. Nicht nur die Überfunktion der Schilddrüse, sondern auch Jodmangel kann zu einer solchen Schwellung führen. Das ist, weil die Drüse für die Herstellung von Hormonen Jod benötigt und die beiden Hormone der Schilddrüse, Thyroxin und Trijodthyronin, jodhaltig sind. Jod ist auch essentiell für die Hirnentwicklung von Neugeborenen. Deshalb muss während der Schwangerschaft auf eine ausreichende Jodzufuhr geachtet werden, um spätere geistige Behinderungen zu vermeiden. Es wird daher jedes Neugeborene routinemässig nach der Geburt auf Schilddrüsenunterfunktion getestet.

Welche Lebensmittel helfen bei einer Schilddrüsenerkrankung?

Das dekorative Halsband, welches in vielen alpinen Trachten Tradition ist, geht auf den damals gewöhnlichen Jodmangel zurück. Um den Kropf oder Narben am Hals zu verdecken, trugen Frauen ein «Kropfband».

Glücklicherweise ist es heute wesentlich einfacher, Schilddrüsenerkrankungen vorzubeugen. Die WHO empfiehlt 200 Mikrogramm Jod pro Tag. Dafür kann man Meersalz durch jodhaltiges Tafelsalz ersetzen - eine Erfindung, die man den weltweiten Pionieren der Schweizerischen Kropfkommission aus den 1920er Jahren zu verdanken hat.

Ansonsten kann man die Schilddrüsenfunktion durch den Konsum von Meeresfisch, Algen oder Seetang - am besten zwei Mal pro Woche - unterstützen. Kochen sollte man sie aber nicht, ausser als Suppe: Denn das Jod geht ins Wasser über, welches ausgeschüttet wird. Das Spurenelement ist auch in Erdnüssen, Spinat, Brokkoli, Champignons, Kürbiskernen, Milch, Quark, Joghurt, Sahne und Käse enthalten.

Wenn man Probleme mit der Schilddrüse hat, sollten Kohlsorten, Senf, Radiesschen, Meerettich und Bittermandeln vermieden bzw. in Massen konsumiert werden. Auch Sojaprodukte können den bereits empfindlichen Hormonhaushalt bei einer Schilddrüsenentzündung beeinträchtigen. (chj)

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