Faltenfrei und fröhlich
Botox soll gegen Depressionen helfen

Straffe Haut, hohe Wangenknochen, volle Lippen: Das sind alles Gründe, wieso sich viele Botox unter die Haut spritzen lassen. Forscher jedoch glauben an die Möglichkeit, dass der Faltenfüller auch gegen starke Gefühle hilft.
Publiziert: 23.05.2023 um 20:30 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2023 um 11:30 Uhr
Kathrin Brunner Artho

Botulinumtoxin wirkt gegen Depressionen. Was nach einer weit hergeholten Werbung für eine Schönheitspraxis klingt, soll aber wissenschaftlich begründet sein. Botulinumtoxin (BTX), auch Botox genannt, wird häufig in der ästhetischen Chirurgie verwendet, um Altersfalten auszubügeln. Neben seiner kosmetischen Wirkung hat das Nervengift auch einen Einfluss auf die Gefühle der Patienten: Sie fühlen sich gut und entspannt. Dieser Nebeneffekt soll nun angewendet werden, um Personen mit Borderline-Symptomen zu therapieren. Um zu verstehen, wie der Wirkstoff die Gefühle beeinträchtigen kann, muss zuerst erklärt werden, wie Botulinumtoxin funktioniert: Wird es in die Haut gespritzt, schiebt sich das Mittel zwischen die Nerven und Muskulatur und unterbricht so deren Verbindung. Wie Strom, der unterbrochen wird, kann der Nerv keine Signale mehr an den Muskel senden. Der Muskel wird somit gelähmt und löst die Falten in der Haut: Die Haut wird glatt. Diese Möglichkeit soll dafür genutzt werden, eine Funkstille zwischen den Nerven und dem Teil des Gehirns, welcher Emotionen verarbeitet, einzuleiten. Somit sollten starke Gefühle gedämpft und Depressionen bekämpft werden. Tillmann Krüger forscht an der Medizinischen Hochschule Hannover zu dem Effekt von Botulinumtoxin und sagte gegenüber der deutschen «Tagesschau»: «Mit Botox oder auch mit Fillern ist man in der Lage, auch positive Emotionen zu verändern.»

Auch Mäuse wurden getestet

Hinweise, dass das Nervengift die Emotionen im Hirn beeinflussen kann, fanden Forscher in Amerika. An der University of California untersuchten Neurowissenschaftler Gehirne von Menschen, die Injektionen im Gesicht bekommen haben. Die Forscher sahen immer wieder Aktivität in dem Teil des Gehirns, welcher Emotionen verarbeitet. Laut der «Tagesschau» sei die Studie jedoch von der Firma Allegra mitfinanziert worden, welche Botulinumtoxin herstellt. In einer weiteren Studie wurde festgestellt, dass der Faltenfüller, welcher den Labormäusen injiziert wurde, deren Depressionen lindern konnte. Ob dies nun an der veränderten Mimik liegt oder daran, dass das Botulinumtoxin einen kürzeren Weg über die Nervenzellen wandern musste, ist ebenfalls nicht klar.

Die Interpretationen der Studien sind aber mit Vorsicht zu geniessen, da nicht klar ist, ob das Botulinumtoxin auch in andere Teile des Hirns strömt und irreparable Schäden anrichtet, und ob das Unterbrechen der Nerven tatsächlich Depressionen lindern kann. Fest steht, dass Botox die Emotionsverarbeitung im Gehirn beeinflusst. Ärzte und Fachpersonen warnen immer vor übertriebenem Gebrauch des Inhaltsstoffes Botulinumtoxin. Der Wirkstoff soll deshalb nur von einem Arzt injiziert werden und die Dosis dementsprechend angepasst sein, bei einer oralen Einnahme ist Botulinumtoxin bei schon 1 Nanoliter (1 Millionstel eines Milliliters) tödlich.

Mit Botulinumtoxin werden gerne Falten gestrafft.
Foto: Getty Images
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