Foto: Getty Images

Kardiologe klärt auf
5 Herzinfarkt-Risiken, die du nicht unterschätzen darfst

Es mag paradox erscheinen, trotz gesundem Lebensstil einen Herzinfarkt zu erleiden. Kardiologe Christophe Wyss erklärt, welche Faktoren neben Alter, Rauchen und Übergewicht die Herzgesundheit beeinträchtigen.
Publiziert: 16.09.2024 um 11:56 Uhr
|
Aktualisiert: 16.09.2024 um 16:06 Uhr

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_445.JPG
Jana GigerRedaktorin Service

Rauchen und Übergewicht erhöhen das Herzinfarktrisiko. Das ist vielen klar. Es gibt aber auch Menschen, die völlig unerwartet einen Herzinfarkt erleiden. Sie ernähren sich gesund, bewegen sich regelmässig und haben keine spürbaren Beschwerden. Christophe Wyss (49), Facharzt für Kardiologie an der Herzklinik Hirslanden in Zürich, erklärt, welche Herzinfarktrisiken du nicht unterschätzen darfst.

1

Unentdeckter Bluthochdruck

Ohne gezielte Messungen könnten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, zu hohe Blutfett- und Blutzuckerwerte jahrelang unentdeckt bleiben, sagt Wyss. «Das Tückische ist, dass viele Menschen mit einem erhöhten Blutdruck keine Symptome haben.» Auch hohe Cholesterin- oder Blutzuckerwerte würden oft keine Schmerzen verursachen und sich nicht durch spürbare Symptome bemerkbar machen. Deshalb sei es wichtig, solche Werte im Rahmen von Präventionsuntersuchungen überprüfen zu lassen. «Nur so lassen sich potenzielle Gesundheitsrisiken rechtzeitig erkennen und behandeln.»

  • Blutdruckmessung: Unter 40 alle drei Jahre und über 40 jedes Jahr (Frauen und Männer)
  • Cholesterinmessung: Männer über 40 und Frauen über 50 (oder postmenopausal) alle fünf Jahre, je nach individuellem Risikoprofil auch früher
Bei regelmässigen Check-ups können Ärzte frühzeitig erkennen, falls etwas nicht stimmt.
Foto: Getty Images
2

Dauerstress

Stress führt zur Produktion von Adrenalin und anderen Stresshormonen. Seien diese Werte dauerhaft erhöht, könnten sie zu einer vorzeitigen Schädigung der Blutgefässe beitragen, sagt Wyss. «Zusätzlich begünstigt Stress häufig einen ungesunden Lebensstil, da die Betroffenen weniger Zeit finden, sich zu bewegen.» Ausserdem würden sie vermehrt zu schädlichen Bewältigungsstrategien wie Rauchen oder Fast Food greifen. Für die Beurteilung des Gesundheitsrisikos ist es gemäss Experte entscheidend, wie jeder einzelne Stress wahrnimmt. «Arbeitslosigkeit in Kombination mit Existenzängsten kann zum Beispiel stressiger sein als lange Arbeitstage eines Managers.»

3

Genetische Faktoren

Trotz umfangreicher Forschung sei die Rolle von genetischen Faktoren beim Herzinfarktrisiko nicht vollständig geklärt, sagt Wyss. «Eine genetische Erkrankung, die das Herzinfarktrisiko eindeutig erhöht, ist die familiäre Hypercholesterinämie.» Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Cholesterinstoffwechsels oder Fettstoffwechsels, die vererbt werden kann. Im klinischen Alltag spiele vor allem die Familienanamnese eine entscheidende Rolle. Das heisst, der Arzt oder die Ärztin fragt nach Besonderheiten und Erkrankungen von Verwandten. «Wer Verwandte ersten Grades hat, die vor dem 65. Lebensjahr einen Herzinfarkt hatten, hat ein höheres genetisches Risiko für einen Herzinfarkt», sagt Wyss.

4

Körperliche Anstrengung

Gemäss Experte kann jede körperliche Anstrengung das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Bei regelmässig trainierten Menschen würden die Blutgefässe besser auf körperliche Belastung reagieren. «Sie sind an die erhöhte Anstrengung gewöhnt und können diese besser tolerieren.» Bei untrainierten Menschen hingegen, die ihren Körper plötzlich und intensiv überfordern, steige das Risiko deutlich an. Wyss sagt: «Regelmässiges Training wirkt somit schützend und reduziert die Gefahr einer Überlastung.»

Bei seltenen, aber exzessiven Trainings kann das Herzinfarktrisiko erhöht sein.
Foto: Getty Images
5

Menopause

Grundsätzlich haben die weiblichen Geschlechtshormone eine schützende Wirkung auf die Gefässe. In der Menopause verändert sich allerdings der Hormonhaushalt. Wyss sagt: «Leider ist es weniger klar, ob der Hormonersatz nach der Menopause das Herzinfarktrisiko wieder senkt.»

Der Herzexperte

Christophe Wyss (49) ist Facharzt für Kardiologie an der Herzklinik Hirslanden in Zürich. Seine Kerngebiete sind Diagnoseverfahren und Herzuntersuchungen von invasiver und nicht-invasiver Natur sowie die Akutbehandlung eines Herzinfarkts.

Hirslanden

Christophe Wyss (49) ist Facharzt für Kardiologie an der Herzklinik Hirslanden in Zürich. Seine Kerngebiete sind Diagnoseverfahren und Herzuntersuchungen von invasiver und nicht-invasiver Natur sowie die Akutbehandlung eines Herzinfarkts.

Mehr


Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?