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Neues Zecken-Virus in der Schweiz – Forscher warnen
«Wir müssen den Alongshan-Erreger ernst nehmen»

Der Winter war mild, die Zecken freut's. Daher ist dieses Jahr besondere Vorsicht vor Zeckenbissen geboten. Auch, weil die Spinnentiere ein neuartiges Virus übertragen.
Publiziert: 15.05.2023 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2023 um 11:01 Uhr
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Valentin RubinRedaktor Service

Was ist über neue Alongshan-Virus bekannt?

Das Virus wurde 2017 in Alongshanzhen entdeckt, eine Stadt im Nordosten Chinas. Patienten klagten nach einem Zeckenbiss unter anderem über Fieber und Kopfschmerzen – eigentlich typische Symptome einer Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Allerdings konnte das FSME-Virus in ihnen nicht nachgewiesen werden. Stattdessen stiessen die Forscher auf das bislang unbekannte Alongshan-Virus (ALSV). Es steht im Verdacht, die besagten Krankheitssymptome auszulösen. «Eindeutig bestätigt ist das aber noch nicht», sagt Cornel Fraefel (58), Professor für Virologie an der Universität Zürich. Ende 2022 wies er mit Kollegen das ALS-Virus erstmals in der Schweiz nach. Er sagt: «Das Virus ist neu, wir müssen es ernst nehmen.» Auch, weil die Zeckensaison wegen der milden Winter mittlerweile fast das ganze Jahr dauere, und eine Infektion für den Menschen so immer wahrscheinlicher werde.

Er wies das Alongshan-Virus erstmals in der Schweiz nach

Cornel Fraefel (58) ist seit 2007 Professor für Virologie und seit 2017 der Direktor des Virologischen Instituts an der Universität Zürich. Als er Ende 2022 mit seinem Team das Alongshan-Virus in der Schweiz nachgewiesen hat, war er überrascht, wie weit der Erreger hierzulande bereits verbreitet war.

Cornel Fraefel (58) ist seit 2007 Professor für Virologie und seit 2017 der Direktor des Virologischen Instituts an der Universität Zürich. Als er Ende 2022 mit seinem Team das Alongshan-Virus in der Schweiz nachgewiesen hat, war er überrascht, wie weit der Erreger hierzulande bereits verbreitet war.

Wie verbreitet ist das Virus in der Schweiz?

Die genaue Verbreitung des Virus sei noch nicht bekannt, sagt Fraefel. Allerdings kam das ALS-Virus unter den Proben, die die Universität Zürich 2022 untersucht hat, häufiger vor als das FSME-Virus, was auf eine weite Verbreitung hindeutet. «Das Virus zirkuliert möglicherweise schon länger in der Schweiz.» Mangels zuverlässiger Tests blieb der Erreger jedoch oft unentdeckt, sagt der Virologe. Daher arbeitet sein Team an einem breit einsetzbaren serologischen Test. Bis ein solcher verfügbar ist, sei es schwierig, die Infektionen voneinander zu unterscheiden: «Vermeintliche FSME-Erkrankungen könnten tatsächlich eine Infektion mit dem Alongshan-Virus sein.»

Zecken tragen diverse Krankheitserreger in sich. Letzten Winter entdeckten Virologen der Uni Zürich mit dem Alongshan-Virus einen neuen Erreger, der durch einen Zeckenbiss übertragen wird.
Foto: Getty Images

Wirkt der FSME-Zeckenimpfstoff auch gegen das Alongshan-Virus?

Gegen FSME gibt es bereits eine effektive und lang anhaltende Impfung. Das Alongshan-Virus gehöre zwar zur selben Virenfamilie wie das FSME-Virus, die Impfung gegen letzteres wirke hier allerdings nicht, sagt Fraefel. Die Oberflächenstruktur unterscheide sich zu stark, sodass die FSME-Antikörper nicht beim Alongshan-Virus andocken können. Fraefel kann sich allerdings vorstellen, dass bereits in wenigen Jahren ein wirksamer Impfstoff gegen das Alongshan-Virus vorhanden sei. «Wie bei den Impfungen gegen das Coronavirus liegen auch hier grosse Hoffnungen bei der mRNA-Technologie.»

Gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gibt es eine sehr effektive Impfung. Sie schützt aber nicht vor dem bislang unbekannten Alongshan-Virus.
Foto: Keystone

Wie schütze ich mich vor dem Virus?

Angesichts des Risikos einer Infektion mit dem Alongshan-Virus sei es dieses Jahr besonders wichtig, sich mit den herkömmlichen Mitteln gegen Zecken zu schützen, sagt Fraefel. «Da noch nicht alles über das Alongshan-Virus bekannt ist, sollte man sich am besten gar nicht erst damit infizieren.» Das heisst, vor allem im und um den Wald, entlang von Flüssen und Bächen oder in waldnahen Parkanlagen stets geschlossene Schuhe und nach Möglichkeit lange Hosen tragen, die in die Socken hineingestopft werden. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt zusätzlich, Zeckenschutzmittel zu verwenden und Körper und Kleidung nach Aufenthalten im Wald auf Zecken zu untersuchen. Wird man dennoch von einer Zecke gestochen und treten in den darauffolgenden 7 bis 14 Tagen Krankheitssymptome auf, sollte man zwingend zum Arzt gehen, sagt Fraefel.

Im Wald ist das Zeckenrisiko am grössten. Zum Schutz gegen das neue Virus ist es umso wichtiger, langärmlige und gut schützende Kleidung zu tragen.
Foto: Getty Images
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