Organspende ist bei den Genonis eine Familien-Frage
«Man will das Schicksal des anderen verstehen»

Vater Michele Genoni ist Herzchirurg, Sohn Leonardo mit ganzem Herzen Eishockey-Goalie. Das Thema Organspende ist in der Familie darum kein Tabu.
Publiziert: 07.09.2017 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:20 Uhr

Michele Genoni, wissen Sie von Ihrem Sohn Leonardo, ob er Organspender ist?
Michele:
Ja, auf jeden Fall. Und umgekehrt weiss es Leonardo auch von mir.
Leonardo: Bei uns in der Familie hat man – bedingt durch den Beruf unseres Vaters – schon früh über dieses Thema geredet. Für mich war deshalb bald klar, dass ich dazu eine Meinung haben muss.

Wie muss man sich das vorstellen? Sass die Familie Genoni abends beim Znacht am Tisch und redete über Organspende
Michele:
Es konnte natürlich vorkommen, dass mich Erlebnisse von der Arbeit auch zu Hause noch beschäftigten und wir dann darüber redeten. Und das Thema Organspende ist ein wichtiger Teil meines Berufs.
Leonardo: Kommt hinzu, dass eine Person aus unserem Bekanntenkreis direkt betroffen ist und auf eine Organspende wartet. Auf diese Weise nimmt man das Thema ganz anders wahr und merkt auch, was es für den einzelnen Menschen bedeutet, auf eine Spende hoffen zu müssen.

Hockey-Sohn und Chefarzt-Vater

Der Zürcher Leonardo Genoni (30) steht als Eishockey-Goalie beim amtierenden Schweizer Meister SC Bern sowie der Schweizer Nati zwischen den Pfosten. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Vater Michele Genoni (60) ist Präsident der Schweizer Herzchirurgie und Chefarzt am Zürcher Triemlispital.

Der Zürcher Leonardo Genoni (30) steht als Eishockey-Goalie beim amtierenden Schweizer Meister SC Bern sowie der Schweizer Nati zwischen den Pfosten. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Vater Michele Genoni (60) ist Präsident der Schweizer Herzchirurgie und Chefarzt am Zürcher Triemlispital.

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Können Sie das etwas ausführen?
Leonardo:
Nur schon dieses Auf und Ab der Gefühle zu erleben, welches der Patient durchmachen muss, beschäftigt mich. Man will in solchen Momenten das Schicksal des anderen verstehen, auch wenn das wohl nie ganz möglich sein wird.

Vater Michele und Sohn Leonardo Genoni.
Foto: Peter Mosimann
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Michele Genoni, aus der Sicht eines Arztes: Warum ist es wichtig, dass die Leute zum Thema Organspende eine Meinung haben?
Michele: Es ist ein wenig wie mit der Religion – viele gehen nur noch selten in die Kirche. Aber in der Not sind wir alle froh, wenn wir uns auf etwas besinnen können. So ist es auch mit der Organspende. Weil man nie weiss, wann man selber auf Hilfe angewiesen ist, sollte man Vorkehrungen treffen. Sonst werden andere in der Familie plötzlich dazu gezwungen.

Wie steht es bei Profisportlern um dieses Thema? Redet man darüber?
Leonardo:
Ein Kabinen-Thema ist es nicht. Aber der Körper ist unser Kapital. Darum glaube ich schon, dass viele Spieler sich ihre Gedanken dazu machen. Und darum geht es am Ende: Jeder soll sich im Klaren werden, wie er zur Organspende steht, und diese Haltung mit seinem Umfeld teilen.

Über 1500 Menschen warten in der Schweiz auf ein Organ. Was braucht es, damit mehr Leute zu Spendern werden?
Michele:
Wichtig ist, dass die Menschen gut informiert sind. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass man auch mit 60 Jahren noch Organe spenden kann. Und wir Fachleute haben die Aufgabe, vorherrschende Ängste abzubauen, indem wir über das Thema reden
Leonardo: Reden ist das richtige Stichwort. Aktionstage, wie der Europäischer Organspendetag am 9. September in Bern, helfen, dass es Gesprächsthema bleibt und sich jeder der Bedeutung der Problematik bewusst ist.

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Rede über Organspende

Diese Seite entstand in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG): Mit der Kampagne «Rede über Organspende» wollen das BAG und Swisstransplant die Bevölkerung für das Thema Organspende sensibilisieren. Die Kampagne soll motivieren, den Entscheid den Angehörigen mitzuteilen, um diese damit zu entlasten.
www.leben-ist-teilen.ch

Europäischer Organspendetag:
9. September, Bundesplatz Bern
www.eodd2017.org

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