Innere Ruhe finden
Die positive Wirkung der Meditation

Meditation wird immer beliebter und ermöglicht es, durch bestimmte Achtsamkeits- und Atemübungen ein anderes Bewusstsein zu erlangen. Ein Experte informiert über die positiven Effekte von Meditation.
Publiziert: 09.01.2022 um 21:44 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2022 um 21:45 Uhr
Sonja Zaleski-Körner

Jeder interpretiert laut dem Meditations- und Yogalehrer Stefan Geisse (50) ein bisschen anders, was genau Meditation ist. Viele wollen dadurch einfach mal für fünf Minuten zur Ruhe kommen oder reflektieren: «Was ist gerade los? Wie geht es meinem Körper, wie geht es mir? Und welche Gefühle sind da? Ohne gross ambitioniert weiter meditieren zu wollen, kann das gerade in unserer heutigen stressigen Zeit für jeden Menschen hilfreich sein. Ein Meditationsmeister würde gleichwohl sagen, dass dies gar nichts mit Meditation zu tun hat», erklärt der Gesundheitscoach und Gründer von Induality, ein Institut in Zürich für Stressbewältigung, Gesundheit und persönliche Entfaltung.

Studien zeigen gesundheitliche Wirkung

Wissenschaftlich lassen sich viele gesundheitliche Vorteile von regelmässiger Meditation nachweisen, so zeigen verschiedene Studien, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert werden kann oder dass Stress, Angstzustände und Schmerzen verringert werden, während sich Konzentration und kognitive Fähigkeiten verbessern können.

«Man kann auf der physischen, materiellen Ebene viel messen, doch ich glaube, dies greift zu kurz. Meditation wirkt auf einer subtileren Ebene. Für mich ist sie mehr als ein Mittel zum Zweck – es sind tiefe spirituelle Prozesse, die sich da auslösen, und ich komme mehr bei meinem Selbst an», sagt Geisse. Meditation sei absichtslos.

Meditation wird immer beliebter und ermöglicht es, durch bestimmte Achtsamkeits- und Atemübungen ein anderes Bewusstsein zu erlangen.
Foto: Getty Images/Westend61

Intensive Erfahrungen durch Meditation

Der Meditations- und Yogalehrer erklärt, dass diese Absichtslosigkeit in unserer westlichen Gesellschaft schwer zu begreifen ist, da unsere Sichtweise ziel- und ergebnisorientiert ist. Die asiatische Sichtweise hingegen lasse das «Aussen» weg und kümmere sich um sich selbst. «Auf dieser Reise zu mir selbst komme ich zu wundervollen, intensiven Erfahrungen, die in mir sind», beschreibt es Geisse im Gespräch mit Blick.

Wenn man regelmässig meditiere, spüre man, dass der Geist und die Gedanken zur Ruhe kommen und man sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzen könne. Dabei können laut Geisse auch unterdrückte Emotionen hochkommen, die nach und nach schwächer werden, wenn man lernt, sich nicht mit ihnen zu identifizieren. «Man erhält irgendwann auch ein besseres Verständnis von sich selbst und kommt mehr zu seiner Essenz.» Dies ist laut dem Experten jedoch ein jahrelanger Prozess.

«Mein Körper ist ausgeruhter und die Energie kommt wieder besser ins Fliessen. Ich bin konzentrierter und fokussierter, bin mit mir im Reinen. Das alles sind ‹Nebenwirkungen› der Meditation und sollte für Menschen, die ambitioniert mit Meditation beginnen wollen, nebensächlich sein», findet der Meditations- und Yogalehrer.

Der Einstieg in die Meditation

Man brauche keine grossen Fähigkeiten, um zu meditieren, äussert Geisse. Es müsse nur Zeit, Geduld und ein Mindestmass an Disziplin investiert werden. «Grundsätzlich tut es jedem Menschen gut, zur Ruhe zu kommen – das kann nie ein Fehler sein», so der Experte. Manche Menschen haben sofort den Zugang zu meditativen Prozessen, anderen sei dies aber auch nach Jahren noch nicht in der Tiefe möglich.

Der geeignete Ort dafür ist laut dem Meditationslehrer nicht schwer zu finden: «Meditation muss nicht heissen, auf einem Kissen zu sitzen, Räucherstäbchen anzumachen und eine Statue anzubeten. Es kann auch einfach ein meditativer Moment auf einem Waldspaziergang oder einer Parkbank sein.»

Wie viel Zeit man für die Meditation einplanen sollte, lässt sich nicht pauschal beantworten, wie Geisse erklärt, da dies von der eigenen Zielsetzung, der Lebensphase und der Qualität der Meditation abhängt: «Ich empfehle lieber weniger, aber konzentriert und fokussiert zu meditieren. Falls die Gedanken dabei abschweifen, sollte man immer wieder liebevoll und nicht wertend zur Meditation zurückkehren.» Wenn man es schaffe, fünf Minuten wirklich konzentriert zu meditieren, sei dies für den Anfang eine ausreichend lange Zeit.

Kann sich Meditation auch negativ auswirken?

Geisse warnt, dass Meditation auch eine Sucht sein kann, vor allem wenn man im Leben Herausforderungen konfrontiert ist, die einen überfordern und man so vor dem Alltag fliehen will. «Durch die Meditation gelangt man in den Frieden, in die Liebe und in die Verbindung mit Gott, oder was auch immer das jeweilige Weltbild ist. Gleichzeitig hat man aber auch Verpflichtungen in der materiellen Welt. Daher sollte man sich erden», empfiehlt der Experte bei ambitionierter Meditation.

Geisse empfiehlt, sich an einen Meditationslehrer zu wenden, wenn man sich ernsthaft damit befassen möchte: «Auf dem ambitionierten meditativen Weg wirst du mit den tiefsten Untiefen deines Selbst konfrontiert. Das bedingt Führung.»

Worauf man bei der traditionellen Meditation achten sollte

Menschen, die Psychopharmaka nehmen, starke Traumata oder Depressionen haben, rät Geisse nicht, tiefer in die Meditation einzusteigen. «In diesen Fällen sollte man sehr vorsichtig sein und dies zuvor mit einem erfahrenen Meditationslehrer besprechen.»

Ausserdem bedingt laut dem Induality-Gründer die traditionelle Meditation, dass man ein Leben führt, das darauf vorbereitet ist. Auch die mentale Stärke ist wichtig: «Ist der Geist nicht gefestigt, können die Dinge, mit denen man sich durch die Meditation auseinandersetzt, zu heftig sein.»

Nützliche Tipps für Anfänger

Wer mit dem Meditieren beginnen möchte und noch keine Erfahrungen hat, sollte sich laut Geisse am besten eine Meditations-App oder eine geführte Meditation auf Youtube suchen. Möchte man vor allem zur Ruhe kommen, eignen sich beruhigende Meditationen, wer eher auf der spirituellen Suche ist, findet aber auch spirituell geführte Meditationen.

«Wer merkt, dass er so Zugang zu meditativen Prozessen findet und dadurch etwas Positives fühlt, dem würde ich mittelfristig empfehlen, selber Atem- und Konzentrationsübungen zu machen und die passende Meditationstechnik für sich zu finden. Danach sind Wochenendseminare im Schweigen als tieferer Einstieg sinnvoll», meint der Experte. Auf jeden Fall solle man nicht alleine ohne Anleitung starten.

Ein weiterer Tipp von dem Meditations- und Yogalehrer ist es, sich auf ein Objekt zu konzentrieren und so schliesslich zur Ruhe zu kommen. Dies könne zum Beispiel ein Mandala sein, ein Mantra oder auch ein monotones Geräusch, wobei es sich möglichst um ein schönes Meditationsobjekt handeln sollte.

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