Es nützt deiner Beziehung!
Darum solltest du dich öfter selbst befriedigen

Es werde zu wenig über Selbstbefriedigung in Beziehungen gesprochen, sagt Sexualtherapeutin Julia Henchen (34). Dabei sei sie mindestens genauso wichtig wie Sex zu zweit.
Publiziert: 09.11.2023 um 17:40 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2023 um 16:34 Uhr
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Valentin RubinRedaktor Service

«Selbstbefriedigung ist mindestens genauso wichtig für Beziehungen wie Paar-Sex.» Das sagt Julia Henchen (34), Paar- und Sexualtherapeutin aus Deutschland. Sie ist Autorin des Buches «Lustfaktor» und plädiert dafür, Solosex, wie sie Selbstbefriedigung lieber nennt, in besseres Licht zu rücken. Denn für sie ist klar: «Viel zu oft wird Solosex als Betrug innerhalb der Beziehung betrachtet. Dabei hat es mit Betrug nichts zu tun. Vielmehr kann Solosex eine Entlastung für jede Beziehung sein.»

Was Henchen damit meint: «Speziell in Langzeitbeziehungen ist es sehr unwahrscheinlich, dass beide immer zur gleichen Zeit Lust auf Sex haben.» In solchen Fällen sei Solosex ein guter Weg, um Spannungen innerhalb der Beziehung zu vermeiden und die Zeit zu überbrücken, bis beide wieder Lust auf Paar-Sex haben. «Es wäre kontraproduktiv, den Partner oder die Partnerin unter Druck zu setzen. Das sorgt nur für Frust und Stress.»

Annika Fusswinkel
Sie hilft Menschen, ihre Sexualität zu verstehen

Julia Henchen (34) betreibt in der Nähe von Stuttgart (D) eine Praxis für systemische Paar- und Sexualtherapie. Sie ist Autorin des 2022 erschienen Bestsellers «Lustfaktor. Wie du Solosex so richtig geniessen kannst». Ihr zweites Buch «Kopf aus, Lust an. Wie du deine Lustlosigkeit überwindest und ein erfülltes Sexleben führst» erscheint am 21. November beim mvg Verlag.

Julia Henchen (34) betreibt in der Nähe von Stuttgart (D) eine Praxis für systemische Paar- und Sexualtherapie. Sie ist Autorin des 2022 erschienen Bestsellers «Lustfaktor. Wie du Solosex so richtig geniessen kannst». Ihr zweites Buch «Kopf aus, Lust an. Wie du deine Lustlosigkeit überwindest und ein erfülltes Sexleben führst» erscheint am 21. November beim mvg Verlag.

In einer gesunden Beziehung braucht es beides: Paar-Sex und Selbstbefriedigung.
Foto: Shutterstock

Wir sind selbst für unsere Bedürfnisse verantwortlich

Paar-Sex sei für die gemeinsame Intimität sehr wichtig, sagt Henchen. Allerdings würden viele meinen, dass das Gegenüber dafür verantwortlich sei, die Bedürfnisse des anderen zu befriedigen. «Das stimmt aber nicht. Wir sind selbst dafür verantwortlich.»

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«Durch Solo-Sex wird uns oft erst klar, welche Bedürfnisse wir eigentlich haben.»
Julia Henchen
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Selbstbefriedigung hat neben der Entlastung des Partners laut Henchen einen weiteren positiven Effekt: «Wir spüren uns dabei und nehmen bewusster wahr, welche Berührungen welche Gefühle auslösen. Dadurch wird uns oft erst klar, welche Bedürfnisse wir eigentlich haben.»

Ausserdem erlaube Selbstbefriedigung uns, Fantasien auszuleben – ohne dass wir dazu ein Gegenüber benötigen. Das bewusste Wahrnehmen des Körpers und das Erkunden von Fantasien könne dafür sorgen, dass auch der Paar-Sex besser werde. «Wenn wir selbst besser wissen, was wir wollen, können wir das auch der Partnerin oder dem Partner klarer mitteilen.»

Deshalb ist Selbstbefriedigung in der Beziehung wichtig
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Sexualtherapeutin erklärt:Deshalb ist Selbstbefriedigung in der Beziehung wichtig

Probleme wegen mangelnder Kommunikation

Selbstbefriedigung sei erst dann problematisch, wenn es Auswirkungen auf den Alltag habe. «Wenn man nicht mehr darauf verzichten kann, nicht mehr aus dem Haus kann, ohne sich vorher zu befriedigen, sollte man sich beraten lassen», sagt Henchen. «Solosex als Anzeichen von tieferliegenden Problemen einer Beziehung zu betrachten, ist aber in den meisten Fällen übertrieben.»

Selbstbefriedigung ist kein Problem für Beziehungen. Für Frust, Neid und Angst sorgt er nur, wenn man nicht offen darüber spricht.
Foto: Shutterstock

«Wir reden viel zu wenig darüber, wenn wir Solosex in Beziehungen haben», sagt Henchen. Das führt laut ihr dazu, dass man sich schämt, weil man sich nicht eingestehen will, dass einem der Paar-Sex nicht genügt. Oder wir haben Angst, nicht gut genug zu sein, oder fühlen uns betrogen, wenn wir wissen, dass die Partnerin oder der Partner Solosex hat. «Insbesondere, wenn sie oder er sich mithilfe von Pornos selbst befriedigt.»

Diese Gefühle seien in den meisten Fällen nicht rational, sagt Henchen. Selbstbefriedigung vor der Partnerin oder dem Partner zu verheimlichen, sei deshalb keine gute Idee. «Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben mit dem Gegenüber zu teilen und offen über Sexualität zu sprechen.»

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