Lustlosigkeit, Frust und Enttäuschung
Vier Fehlschlüsse, die das Sexleben beeinträchtigen

Unrealistische Vorstellungen von Sex können in Langzeitbeziehungen zu Problemen führen, warnt die deutsche Psychologin und Paartherapeutin Daniela Dvoretska (45). Sie erklärt, wie du dich davon löst.
Publiziert: 13.07.2024 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2024 um 12:26 Uhr
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Jana GigerRedaktorin Service

Frust, Erektionsprobleme und Lustlosigkeit sind Dinge, die Menschen beim Sex nicht erleben möchten. Beziehungsberaterin Daniela Dvoretska (45) beobachtet aber immer wieder, wie unrealistische Erwartungen an Sex zu sexuellen Blockaden oder Schwierigkeiten in der Beziehung führen. Im Gespräch mit Blick erklärt sie vier verbreitete Fehlschlüsse.

1

Der Partner oder die Partnerin muss meine Wünsche kennen

«Viele sind der Ansicht, dass ein Paar in einer glücklichen Beziehung die gegenseitigen Wünsche und Vorlieben spüren muss beim Sex», sagt Dvoretska. Das sei aber sehr selten der Fall. In einer Langzeitbeziehung könne diese Erwartung dazu führen, dass der Sex mittelmässig sei, weil man dem Gegenüber nie gesagt habe, was einem wirklich gefalle und wo man gerne berührt werden wolle. Gemäss Expertin kommt dieser Fehlschluss daher, dass es noch immer als Tabu gilt, über sexuelle Vorlieben zu sprechen, oder dass man gar nicht explizit benennen kann, was man mag. Deshalb sei es wichtig, die eigene Sexualität zu erforschen und als Paar einen Rahmen zu finden, in dem man die Wünsche ansprechen könne.

Offenheit spielt eine zentrale Rolle, um ein erfülltes Sexleben zu führen.
Foto: Getty Images
2

Sex endet mit einem gemeinsamen Orgasmus

Dvoretska sagt: «Es gibt Menschen, die dieses ideale Muster im Kopf haben, nach dem der Sex ablaufen sollte.» Wer sich jedoch zu stark auf einen gemeinsamen Orgasmus fokussiere, verliere die Spontanität oder werde unsicher, wenn der Partner oder die Partnerin ein paar Mal keinen Orgasmus hatte. «In Wirklichkeit haben die meisten Menschen unterschiedliche Rhythmen, die sich nicht von selbst aneinander anpassen», sagt die Expertin. «Anstatt den gemeinsamen Orgasmus als Ziel zu nehmen, sollte man eine Atmosphäre schaffen, in der sich das Gegenüber traut, sich zu öffnen.» Dann entstehe die Möglichkeit, eine innige Sexualität erleben zu können.

Bestimmte Muster im Kopf zu haben, nach denen der Sex ablaufen sollte, ist eher kontraproduktiv.
Foto: Getty Images
3

Leidenschaft muss spontan entstehen

Es sei eine romantische Vorstellung, dass sich die Lust auf Sex immer von alleine in bestimmten Situationen ergebe, sagt die Expertin. «Menschen, die diese Erwartung haben, finden es unnatürlich, vorab Zeit für Sex einzuplanen.» In Langzeitbeziehungen oder nach der Geburt von Kindern habe spontaner Sex im durchgetakteten Alltag aber wenig oder gar keinen Platz mehr. «Wer seine Erwartung dann nicht anpasst, wird enttäuscht, weil die ersehnte Stimmung nie eintritt», sagt Dvoretska. Deshalb rät sie Paaren, sogenannte Zeitinseln zu schaffen, in denen sie Zweisamkeit geniessen können und die Lust auf Sex entstehen kann. 

Ein Baby bringt viele schöne Veränderungen mit sich, es kann aber auch einen Einfluss auf das Sexleben haben.
Foto: imago images/Shotshop
4

Es darf nur erotische Gefühle geben beim Sex

«Menschen, die diese Erwartung haben, sehen Sex als ernste Sache, bei der nur erotische Gefühle Platz haben», sagt die Expertin. Sobald die Partnerin oder der Partner beim Sex lache oder beim Orgasmus anfange zu weinen, würden sie sich verunsichert fühlen oder befürchten, dass die Stimmung ruiniert sei. Nicht-erotische Reaktionen und Emotionen seien aber ganz normal. Gemäss Dvoretska sollte man deshalb lernen, das ungewohnte Verhalten nicht zu verurteilen, sondern mit dem Partner oder der Partnerin zu besprechen.

Paare und Singles finden bei ihr Rat

Daniela Dvoretska (45) ist Diplom-Psychologin und berät in ihrer Praxis in Köln (D) Paare und Einzelpersonen zu allen Fragen und Problemen rund um Partnerschaft. Nach ihrem Psychologie-Studium in Berlin arbeitete sie einige Jahre in der Forschung. Die zwischenmenschliche Kommunikation interessierte sie in dieser Zeit besonders, weshalb sie sich immer stärker mit dem Thema Paarkommunikation auseinandersetzte. Neben Beratungen bietet Dvoretska auch Seminare für Paare und Singles an.

zVg

Daniela Dvoretska (45) ist Diplom-Psychologin und berät in ihrer Praxis in Köln (D) Paare und Einzelpersonen zu allen Fragen und Problemen rund um Partnerschaft. Nach ihrem Psychologie-Studium in Berlin arbeitete sie einige Jahre in der Forschung. Die zwischenmenschliche Kommunikation interessierte sie in dieser Zeit besonders, weshalb sie sich immer stärker mit dem Thema Paarkommunikation auseinandersetzte. Neben Beratungen bietet Dvoretska auch Seminare für Paare und Singles an.

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