Asymmetrie ist in Mode
Dieser neue Trend ist voll schräg

Die Modewelt ist ein Tummelfeld für Individualisten. Neurotiker verstehen beim Anblick von asymmetrischem Mischmasch die Welt nicht mehr.
Publiziert: 06.06.2018 um 17:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:20 Uhr
Asymmetrischer Sommerlook mit XXL-Ärmel vom italienischen Luxuslabel Anteprima. Viel Spass beim Velofahren!
Foto: Getty Images
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Jonas Dreyfus

Eine Seite lang, eine Seite kurz, rechts ein roter Schuh, links ein weisser – die Luxusmode bricht gerade mit einem Gesetz: das der Symmetrie.

Gehören Sie zu den Leuten, die gerne mal zwei unterschiedliche Socken tragen? Dann haben Sie mit Mischmasch kein Problem. Gehören Sie aber zu jenen, die das Tragen unterschiedlicher Socken befremdet, schon. Symmetrie ist ja auch etwas Schönes. Nicht umsonst sagen psychologische Studien, dass spiegelgleiche Gesichter und Körper das definieren, was wir an Menschen als hübsch empfinden.

Modischer Individualismus ist im deutschsprachigen Raum nicht vorgesehen. Das zeigt schon der Umstand, dass es für aktuelle Trends wie «Mismatch» nur schwerfällige Übersetzungen wie «Nichtübereinstimmung», «Unausgeglichenheit» oder «Fehlpaarung» gibt.

Neurotiker verstehen beim Anblick von Frauen mit zwei unterschiedlich geschminkten Augen jedenfalls die Welt nicht mehr. In welches Auge soll man da schauen? Abwechselnd in eines – wie beim Verfolgen eines Tennisballs? Stellen Sie sich ein abendfüllendes Candle-Light-Dinner mit einem Fan von Mismatch-Make-up vor. Der epileptische Anfall ist nicht mehr weit entfernt.

Auch wenn Modeblogger an jedem Fuss einen andersfarbigen Schuh tragen, wirft das beunruhigende Fragen auf: Handelt es sich um zwei kombinierte Schuhpaare?

Falls ja: Müssen sie alternierend getragen werden, damit sie sich gleichmässig abnutzen, falls man die jeweiligen Farben eines Tages wieder einmal stimmig zusammen tragen möchte?Was kümmerts mich, würde der Modefan sagen. Nächste Saison kann er sich sowieso nicht mehr in den Sachen zeigen.

Wer XXL-Ärmel trägt, ist höchstwahrscheinlich adelig

Asymmetrische Kleider gehen selbst bei Pedanten durch. Sie existieren schon lange. Zum Beispiel in Form der römischen Toga, die den heutigen Entwürfen in Sachen Avantgarde in nichts nachsteht.

Gerade ist der asymmetrische Ausschnitt angesagt, auf Englisch treffend als Neckline (Hals-Linie) bezeichnet. Mit geometrischen Dekolletés, zum Beispiel in Form von Zacken, zeichnen Designer scherenschnitt-artige Kunstwerke auf den weiblichen Körper. Fies für den Betrachter sind Varianten, bei denen nicht sicher ist, ob der Träger nicht einfach versehentlich von der Schulter fiel. Das Gegenüber darauf aufmerksam zu machen, könnte peinlich werden.

In die Welt der Asymmetrie passt der XXL-Ärmel. Er scheint darauf aufmerksam zu machen, dass die Person, die ihn trägt, zum Adel gehört. Arbeiten lässt sich mit den Teilen jedenfalls nicht. Rauchen auch nicht.
Ein XXL-Ärmel reicht weit über die Fingerspitzen und sorgt für eine faszinierende Silhouette, bei der die Hände unsichtbar sind.
Ob der Person vielleicht ein Arm fehlt, lässt sich von aussen nicht eindeutig eruieren. Hoffentlich nicht!

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