Der Weg zum fairen Kleiderschrank
«Nachhaltigkeit heisst nicht einfach, ‹besserer› Konsum»

Der Blogger und Modejournalist Alf-Tobias Zahn (36) setzt sich für faires Kleidershopping ein.
Publiziert: 22.01.2019 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2021 um 14:19 Uhr
Faire Pullover aus italienischer Merinowolle gibt es beim Schweizer Label erfolg. Produziert werden die Strickwaren und Shirts in der eigenen Manufaktur im Kanton Thurgau. 169 Franken auf erfolg-label.ch
Foto: Sandra Aregger
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Interview: Florentina Walser

Der Blogger und Modejournalist Alf-Tobias Zahn (36) hat mit seinem Buch «Einfach anziehend» einen Ratgeber «für alle, die Wegwerfmode satthaben», geschrieben. Er erklärt, warum es wichtig ist, fair produzierte Mode zu kaufen und worauf man beim Shoppen achten muss.

BLICK: Warum ist es so wichtig, Fair Fashion zu kaufen?
Alf-Tobias Zahn: Weil die Modeindustrie eine der grössten Industrien der Welt ist und daher grossen Einfluss auf Mensch und Umwelt hat.

Wie wird sich die Einkaufs-Welt in Zukunft entwickeln?
Politiker oder NGOs wie Greenpeace könnten in Zukunft in der Shopping-Landschaft einiges beeinflussen. Es liegt aber vor allem am Konsumenten, den Markt so zu regulieren, dass kleine, faire Marken gestärkt werden, um so die Grossen ebenfalls zur Nachhaltigkeit zu zwingen.

Wie gross ist denn die Macht des Konsumenten?
Die ist tatsächlich eingeschränkt. Wir sind zwar diejenigen, die sich entscheiden, etwas zu kaufen. Aber wir leben auch in einer konsumorientierten Gesellschaft. Konsumieren ist eine Freizeitbeschäftigung – da rauszukommen, ist nicht leicht. Fair Fashion bietet eine Art Zwischenlösung, trotzdem konsumieren zu können. Aber im Sinne der Nachhaltigkeit bringt es nichts, den «schlechten» Konsum durch einen «guten» zu ersetzen! Nachhaltigkeit heisst nicht «besserer» Konsum, sondern sich damit auseinanderzusetzen, was man überhaupt braucht.

Worauf muss man achten, wenn man nachhaltige Kleidung einkaufen will?
Bevor man überhaupt kauft, sollte man sich fragen, was man wirklich braucht. Also zuerst den eigenen Kleiderschrank anschauen: Was mag ich? Was verschenke, tausche oder spende ich? Welche Kleidungsstücke kann ich selber reparieren? Das braucht Zeit. Wenn man doch etwas neu kauft, sollte man aufs Schild schauen und sich fragen: Woraus besteht es? Ist es bio, zertifiziert, fair produziert? Wo wurde es produziert?

Was sind typische Anfängerfehler beim Umstellen auf eine faire Garderobe?
Der grösste Fehler ist, zu viel zu kaufen. Oder bei einer Marke zu kaufen, die rundum gut erscheint, dies aber nicht belegen kann. Es gibt viele Labels, die nur vorgeben, grün zu sein.

Ist Fair Fashion ein Langzeit-Trend?
In der grünen Modeszene ist in den letzten zehn Jahren viel passiert. Fair Fashion ist aber noch immer ein Nischenprodukt – und erst in den Anfängen. Bis sich fair produzierte Mode durchsetzen wird, kann es noch eine Weile dauern. In Zukunft wäre es besser, auf einen Mix aus fairen Alternativen und coolen Innovationen im Textilbereich zu setzen, wie beispielsweise Textilien aus Holzfasern oder 3D-Druck.

Was bedeutet fair genau?
Bei all den Bezeichnungen, die ein Produkt als ethisch vertretbar erscheinen lassen, kann man schnell mal den Überblick verlieren. Grüne Mode bedeutet, dass die Materialien bio und zertifiziert sind. Mit den Produktionsbedingungen, den Methoden oder Löhnen in den Herstellungsländern hat dies wenig zu tun. Faire Mode hingegen bedeutet, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsländern zu einem gerechten Lohn und unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten.

Lust auf faires Shopping bekommen? Klicken Sie sich durch unsere Galerie für Inspiration.

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