Merino und Kaschmir weniger gut als gedacht
Welche Kleidung hält uns im Winter am besten warm?

Ohne dicke Jacke geht es in der kalten Jahreszeit nicht. Nur: Mit welcher frieren wir am wenigsten? Textilexperte Jan Beringer sagt, worauf es bei Winterkleidung ankommt. Und er erklärt, wo der Mensch der Natur hinterherhinkt.
Publiziert: 03.12.2023 um 12:23 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2023 um 12:45 Uhr
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Valentin RubinRedaktor Service

Der Winter ist da, draussen ist es richtig kalt. Schnee, Wind und Temperaturen weit unter null Grad werden auch die Letzten überzeugen, ihre Winterjacke aus dem Keller zu holen. Oder sich gleich eine neue zu kaufen. Die Frage, die sich dabei viele stellen: Welche Kleider halten wirklich warm? Jan Beringer (51), wissenschaftlicher Experte beim internationalen Textil-Prüfdienstleister Hohenstein im deutschen Bönningheim, gibt Auskunft über die Wärmewirkung von Daunen, Wolle, Merino, Kaschmir und Polyester.

Laut Beringer ist uns im Herbst und Winter dann kalt, wenn wir zu viel Körperwärme verlieren. Daher sei es wichtig, die Wärme, die von unserem Körper ausgehe, zu behalten. Beringer: «Ob ein Kleidungsstück warm hält oder nicht, hängt davon ab, wie gut es die erwärmte Luft einschliessen kann.»

Spitzenreiter Daunen

Die beste Wärmespeicherung bieten natürliche Daunen, sagt Beringer. Im Gegensatz zu normalen Federn sind Daunen sehr fein und speichern deswegen viel Wärme im Untergefieder von Vögeln. Die Daunen der Eiderente, die an den Küsten in Norddeutschland, Skandinavien und Island lebt, gelten als besonders hochwertig. Der hohe Preis sowie tierrechtliche Bedenken würden viele aber vom Kauf solcher Daunenjacken abhalten, sagt Beringer. Doch hinsichtlich Wärmespeicherung ist für ihn klar: «Die Natur macht es am besten. Der Mensch hat es bis heute nicht geschafft, eine vergleichbare Wärmespeicherung mit Textilien nachzuahmen.»

Foto: Getty Images
Wolljacken halten warm - solange kein Wind weht.
Foto: plainpicture/Kai Jabs

Auch die nächstbeste Alternative zu Daunen stamme von der Natur, sagt Beringer: Wolle. «Deswegen gibt eine Strickjacke oder ein Pulli aus Wolle sehr warm – solange es windstill ist.» Das Problem sei nur, dass Wolle sehr langsam trockne, falls sie einmal nass werde. Und bei vielen Menschen löse Wolle Hautausschläge und Juckreiz aus.

Kaschmir nicht besser als Polyester

«Deswegen sind Faserpelze aus chemischem Polyester eine gute Alternative», sagt Beringer. Sie liegen gut auf der Haut und lassen sich – da es sich um chemisch hergestellte Fasern handelt – nach Belieben zu komplexen Textilien verweben. Diese Textilien trocknen deutlich schneller und schützen besser vor Wind als Wolle. Ausserdem ist die Herstellung vergleichsweise günstig. Beringer: «Polyester liefert das mit Abstand beste Preis-Leistungs-Verhältnis.»

Die beste Mischung: Jacken mit Daunenfüllung, umhüllt von Polyester.
Foto: Getty Images/Westend61

Ganz im Gegenteil zu Kaschmir- oder Merinowolle. Im Winter sind die feinen gewobenen Pullover und Schals aus Merino- oder Kaschmirwolle sehr beliebt. «Diese Textilien halten aber nicht besser warm als Polyester oder normale Wolle», sagt Beringer. Die Beliebtheit dieser besonderen Wollstricke sei vor allem auf das angenehme Gefühl auf der Haut zurückzuführen. «Aber eine wirklich warme Winterjacke ist selten aus Merino- oder Kaschmirwolle hergestellt. Aus gutem Grund.»

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