Food für Vierbeiner
Jetzt kommen die Hunderestaurants!

Tierfutter ist ein Milliardengeschäft. Doch das Geschäft wird immer bizarrerer: Kochbücher für Hunde boomen – und in den USA gibt es sogar Haute-Cuisine für Wauwaus. Experten finden, das ist Quatsch.
Publiziert: 19.04.2023 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2023 um 11:56 Uhr
Fabien Goubet

Die Küche geht vor die Hunde! Und zwar nicht im übertragenden Sinn, nein: Es gibt immer mehr Food-Angebote für Hunde. «Gesund & lecker: Kochen für den Hund», «Weil Dein Hund es wert ist!», «Matthews kocht für Hunde», so heissen drei Kochbücher, die in den letzten Monaten auf Deutsch erschienen sind. Selbst im Mutterland der Haute Cuisine erscheinen Rezept-Sammlungen für den Wauwau!

Eines davon stammt vom Pariser Foodstylisten Valéry Drouet – der bereits mehrere Kochbücher verfasst hat. Er habe in seinem Umfeld beobachtet, dass das Wohlbefinden von Hunden immer wichtiger wird. «In der Familie des Freundes meiner Tochter isst der Hund fast gleich gut, wie die Besitzer», sagt Drouet zu Blick.

Angerichtet wie im Sternerestaurant

Nicht nur im Buchhandel werden Rezepte für den Vierbeiner verbreitetet, auch um Netz kreieren Dogfood-Influencer Rezepte für den Hund. Auf Kanälen wie raw_dogfood wird die Tiernahrung angerichtet, wie in einer Michelin Küche: schön drappierte Rinderherzen, Entenfüsse und Schweinsohren, garniert mit einem rohen Ei. Der Hundenapf wird zur Insta-Bowl.

Ein Hund isst einen Dogguccino im Hunderestaurant Dogue in San Francisco.
Foto: AFP
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Aber macht das alles auch Sinn? Marika Paschoud, Hunde-Coach in Savigny VD, füttert ihre beiden Hunde mit einer Mischung aus gutem alten Trockenfutter und Hundefutter aus der Büchse. Laut der Expertin kann es negative Auswirkungen haben, wenn man ihr Essen zu sehr verändert: «Hunde sind schlau: Wenn man ihr Futter variiert, warten sie auf Neues und wenden sich von Gerichten ab, die sie zu oft bekommen.» Das kann dazu führen, dass manche Hunde weniger fressen, weil sie auf neue Rezepte warten. «Wenn man einmal ein Futter gefunden hat, das Hunde mögen und gut verdauen können, sollte man es nicht mehr ändern.» Das zeigt: Hundegastronomie ist wohl eher eine Sache für Menschen als für Hunde.

Dreigang-Menü für 75 Franken

Das Geschäft mit dem Hund treibt aber nicht nur bei der Ernährung immer neue Blüten: In Paris gibt es Läden, die Feuchttücher, Parfüms, Bio-Shampoos oder Zahnpasta-Sprays für Hunde verkaufen. In San Francisco serviert das Restaurant Dogue Dreigang-Menüs für Köter. Diese Hunde-Mahlzeit kostet rund 75 Franken.

Die Entwicklung scheint kaum aufhaltbar. Von Hundebier über Pumpkin Spice Latte bis hin zu Eisdielenketten für Hunde wie Salty Paws mit seinen bereits 22 Geschäften in den USA: Hundebesitzer sind bereit, viel Geld auszugeben. Die Ausgaben für Haustierfutter haben sich seit 2010 verdoppelt und umfasst gemäss aktuellsten Zahlen 50 Milliarden US-Dollar. Investoren suchen nach weiteren Möglichkeiten. Sie sind wie ihre Hunde: Sie haben einen guten Riecher.

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