Umstrittenes Geschäft mit Petfluencern
Diese Tiere verdienen Millionen

Sie sind klein, herzig und verdienen mehrere zehntausend Franken für einen Post auf Instagram: «Petfluencer» sind beliebt in Sozialen Medien. Doch das Geschäft mit den Tierposts stösst auch auf Kritik.
Publiziert: 13.04.2020 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2021 um 21:44 Uhr
Bettina Widmer

Hündchen Jiff posiert im T-Shirt, mit Hasenohren und in einer Designerjacke auf Instagram. Er springt in Kurzvideos über Klopapierrollen und macht den Handstand auf zwei Pfoten.

Die Social-Media-Welt feiert ihn. «Jiffpom» taucht dreimal im Guinessbuch der Rekorde auf und war schon in einem Musikvideo von der US-amerikanischen Sängerin Katy Perry (35) zu sehen.

Zehntausende Dollar pro Post

Der Zwergspitz ist klein, süss und hat ein knuffiges Gesicht – kein Wunder folgen ihm zehn Millionen Menschen auf Social Media.

Zwergspitz Jiffpom hat drei Guinessbuch-Einträge und ist der wohl berühmteste Hund der Welt. Auf Instagram posiert er meist in skurriler Kleidung für seine zehn Millionen Abonnenten.
Foto: Instagram/jiffpom
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Für einen einzigen Werbe-Post verdienen seine Besitzer laut der Webseite «GuarantorLoans.com» bis zu 45'000 US-Dollar. Jiff steht damit an der Spitze der zehn höchstbezahlten «Petfluencer» (das englische Wort Pet für Haustier und Influencer).

Auch Doug, ein Mops, posiert regelmässig auf Instagram. Seine Zunge hängt schief aus dem Maul, während er im Hemd und mit Blumenkranz auf dem Kopf den Frühling einläutet. Seine knapp vier Millionen Follower lachen.

Dougs Herrchen hat ebenfalls gut lachen. Pro Werbe-Post verdient er nämlich bis zu 20'000 US-Dollar. Der Hund macht unter anderem Werbung für Nudeln, Designer-Schuhe und seine eigenen Merchandise-Produkte wie Bücher und Puzzles.

Platz 1: Zwergspitz Jiff ist der erfolgreichste «Petfluencer» auf Instagram. Für einen einzelnen Werbepost erhalten seine Besitzer laut der der Webseite «GuarantorLoans.com» bis zu 45 000 Dollar.
Foto: Instagram/jiffpom
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Das Geschäft mit Tieren

Tier-Influencer sind zu relevanten Business-Kanälen geworden. Nicht nur Hunde und Katzen verdienen sich dabei eine goldige Schnauze, sondern auch die Besitzer von Igeln, Füchsen und anderen Tieren.

Ein lukratives Geschäft. Nicht wenige Besitzer von Petfluencern haben ihre Jobs gekündigt, um sich voll und ganz der Vermarktung ihres Haustieres zu widmen.

«Grenzt an Tiermissbrauch»

Geld verdienen mit Fotos von seinem Liebling – für so manch einen Tierbesitzer mag das verlockend klingen. Doch wie sieht es dabei mit dem Tierschutz aus? Nicht jedes Haustier lässt sich nämlich gerne fotografieren und verkleiden.

«Natürlich dürfen Fotos von Haustieren auf Social Media gepostet werden», erklärt Nadja Brodmann (54), Co-Geschäftsleiterin beim Zürcher Tierschutz. «Wenn die Haustiere dabei aber gegen ihren Willen zu Handlungen gezwungen werden, dann grenzt das an Missbrauch.»

Besonders das Verkleiden der Tiere stösst der Tierschützerin sauer auf: «Wenn Tiere lächerlich gemacht oder verunstaltet werden, zum Beispiel durch Kleidung, Frisuren oder Schminken, dann ist das eindeutig eine Würdeverletzung und somit ein Verstoss gegen das Schweizer Tierschutzgesetz.»

Brodmanns Tipp: Nichts machen, das die Tiere nicht auch freiwillig machen würden.

«Anzahl Follower ist mir egal»

Auch Schweizer Prominente zeigen ihre Haustiere gerne auf Instagram. Dexter, der Hund des sechsfachen Fitness-Weltmeisters Franco Carlotto (47), hat sein eigenes Profil mit 800 Followern. Im Gegensatz zu anderen Profil sind die Schnappschüsse auf dem Profil aber natürlich und ungestellt.

«Niemand verdient es, für etwas Unnötiges oder Kommerzielles zu leiden. Dexter und mir sind die Anzahl Follower egal», erklärt der tierliebe Fitness-Profi, der seinen Hund seit Jahren vegan ernährt, gegenüber BLICK. «Das Profil hab ich damals angelegt, weil viele Fotos von Dexter sehen wollten und ich selbst noch gar kein Instagram hatte.»

Höhere Nachfrage für ungesunde Rassen

Eine weitere negative Folge von Tier-Influencern: Wenn überzüchtete Hunderassen wie Möpse, Chihuahuas, französische Bulldoggen und Co. als Stars gefeiert werden, kann das die Wahl der Follower für ein eigenes Haustier beeinflussen.

«Aus Tierschutzsicht finden wir es bedenklich, wenn gerade die heutigen Moderassen als ‹Traumhunde› angepriesen werden. Diese Rassen leiden besonders unter den negativen Folgen der Überzüchtung», so Brodmann.

Eine seriöse Zuchtauswahl sei bei diesen Rassen zwingend, damit die Hunde später nicht unter Schmerzen leiden müssen. «Viele Leute weichen auf Billigangebote im Ausland zurück und kurbeln damit den illegalen Welpenhandel an. Diese Hunde stammen aus tierquälerischen Zuchten und sind oft krank und verhaltensauffällig wegen ihrer traumatischen Erfahrungen.»

«Wir empfehlen den Leuten stets, auf weniger belastete Rassen und Schweizer Herkunft zu setzen – und, falls möglich einen Hund aus einem hiesigen Tierheim zu adoptieren.»

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