Auf dem Fluss ist der Weg das Ziel

Auf grosser Rhein-Reise bis nach Amsterdam

Alte Leute, Langeweile, ein Programm zum Einschlafen – so lautete die unschöne Prophezeiung von gleichaltrigen Menschen, wenn ich (27) von meiner anstehenden Pressereise, einer Fluss-Kreuzfahrt, erzählte. Mit «Rivage Flussreisen» sollte mich die Amadeus Silver III in sieben Tagen von Basel nach Amsterdam bringen. Ich war neugierig. Sind Flussreisen wirklich nur für Senioren lustig?

Das Niedrigwasser auf dem Rhein machte Passagieren und Besatzung gleich zu Beginn des Trips einen Strich durch die Rechnung: Die Einschiffung fand nicht in Basel, sondern in Mannheim statt. Dort angekommen bezogen wir bei Sonnenuntergang unsere luxuriöse Kabine – begehbarer Kleiderschrank und französischer Balkon inklusive. So sahen wir morgens als erstes schon mal Schwäne, die an der Scheibe vorbeischwammen. Oder Männer, die am Ufer sassen und angelten. Durch das Niedrigwasser änderte sich unsere Route leicht und führte uns zunächst ins eher triste Worms.

Frühschoppen mit Bier und Spanferkel

Die charmante Besatzung entschuldigte sich mit einem bayerischen Frühschoppen auf dem Sonnendeck für die Umstände, Spanferkel und Mass inklusive. Dieser liebevoll organisierte, gesellige Event gehörte zu meinen Highlights: Man kam mit den anderen Passagieren ins Gespräch, tauschte Geschichten aus und bewunderte zusammen die vorbeiziehende Landschaft. 

Nach Worms legten wir im schönen Speyer an und machten einen Ausflug in die herzige Studentenstadt Heidelberg. In Koblenz spazierten wir durch die malerischen Gassen, in der Moselstadt Cochem besuchten wir die Reichsburg und tranken Federweissen aus der Region, in Köln sahen wir uns den Dom an und liessen uns von einem echten Köbes, so heissen die berufsbedingt gemeinen Kellner, ein Kölsch servieren. Die Reise endete im wunderschönen Amsterdam. In meiner Lieblingsstadt konnten wir uns nicht an den Grachten sattsehen, besuchten das «Moco»-Museum, assen Kuchen und Pommes und fielen schliesslich todmüde ins weiche Kabinenbett.

In kurzer Zeit viele Orte sehen

Für mich eignete sich so eine entschleunigte Flussreise bestens. Ich sah in kurzer Zeit viele Orte, die so gar nicht auf meiner Reise-Wunschliste standen und die ich selbst kaum bereist hätte. Mit dem fahrenden Hotel wacht man jeden Tag in einer neuen Stadt auf. Action-Ferien waren es keine. Für alle, die entspannen und gleichzeitig in kurzer Zeit viel sehen wollen, ist die Flussreise aber toll. Und das gilt nicht nur für Grosis und Opas.