Traditionelles Jahresende
Die schönsten Silvester-Bräuche der Schweiz

Das alte Jahr klingt aus, das neue steht schon vor der Tür. Unsere Tipps verraten, wo man Silvester dieses Jahr besonders originell feiern kann.
Publiziert: 28.12.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2022 um 11:07 Uhr

Laupen, BE: Achetringele

Ein gar mulmiges Gefühl bekriecht einen, wenn man als Besucher zum ersten Mal im Leben das traditionelle Achetringele an einem Silvesterabend in Laupen mitverfolgt. Mit dem Acht-Uhr-Schlag der Kirche setzt sich ein gfürchiger Zug angeführt von mit Holzmasken und Fellen verkleideten Knaben vom Schloss her Richtung Stadtgassen in Gang. Auf den Schultern tragen die Gsellen lange Wacholderbesen, als ob sie dem alten Jahr noch einmal richtig eins auswischen wollten. Verfolgt werden sie von weiss-gewandeten «Glöggeler», die mit ihren Kuhglocken einen gehörigen Mais machen. Auf dem Bärenplatz und dem Läubliplatz bilden die Besenmannen jeweils einen grossen Kreis, lauschen dem Silvesterspruch des Anführers und senken dann ihre Besen in einem verqueren Segnungs-Brauch über die Köpfe der Zuschauer. Die Nacht nach dem Brauch ist lang, der Gründe zum Feiern sind viele. Mehr Information findet man hier.

Lausanne, VD: Silent-Party rund um die erleuchtete Kathedrale

Jedem seine eigene Silvester-Party: Das ist das Motto der Bô Noël-Feierlichkeiten in Lausanne. Im Nabel des Waadtlands steigt auch dieses Jahr eine der seltenen Silent Partys. Das Konzept ist einfach: Jeder Besucher erhält einen kabellosen Super-Kopfhörer mit drei Kanälen und kann jederzeit wählen, welchem der drei DJs er lauschen und zu welchen Beats er tanzen möchte. Für den Betrachter sieht das Ganze von aussen urkomisch aus: eine tanzende Meute ohne hörbaren Sound. Wer den Kopfhörer aber erst einmal aufsetzt, kommt Ruck-Zuck in Party-Stimmung. Wers weniger beat-lastig mag, dem sei das Orgelkonzert in der Kathedrale empfohlen. Der schöne Bau wird pünktlich um Mitternacht zur Feier des neuen Jahres beleuchtet. Hier gibt es mehr Information.

Kloster, GR: Hotschrennen der Glückssäuli

Wenn mans genau nimmt, ist das Hotschrennen in Klosters eher ein Neujahrsbrauch denn eine Silvestertradition. Aber wir drücken mal ein Auge zu und nehmen den traditionellen Glückssäuli Wettlauf (hier oben sagen sie ihm Hotschrennen) in die erlauchte Liste auf. Denn: Silvesterfeiern kann man in den Bündner Bergen sowieso wunderbar. Nur sollte man anderntags spätestens um 15 Uhr wieder auf den Beinen sein, um dem Hotschrennen beim Bahnhof Klosters Platz nüchtern beiwohnen zu können. Die zehn rennenden Säuli werden da von fröhlichen Hundertschaften angefeuert und bringen – so sagt man – allen Anwesenden haufenweise Glück im neuen Jahr. Mehr Info hier.

In Klosters GR rennen zehn Ferkel, im Dialekt Hotsch genannt, um die Wette.
Foto: graubuenden.ch
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Rheinfelden, AG: Brunnensingen

Der alte Silvesterbrauch des Brunnensingens in Rheinfelden geht auf das Jahr 1541 zurück. Damals versuchten die verzweifelten Rheinfelder, die durchs Land ziehende Pest mit heiligen Weihnachtsliedern aus der Stadt zu vertreiben. Die Pest ist längst passé, der alte Brauch aber ist bis heute geblieben. Am 31.12. ziehen zwölf dunkel gekleidete Gestalten durch das alte Städtchen und machen an den Brunnen halt, um das Weihnachtslied „Die Nacht, die ist so freudenreich“ anzustimmen. Im Anschluss an den traditionellen Umzug findet das Silvester-Orgelkonzert statt. Besinnlicher lässt sich kaum ins neue Jahr rutschen. Mehr Info hier.

St. Gallen, SG: Fackelführung durch die Mülenenschlucht

Das Jahr mit einem stimmungsvollen Spaziergang ausklingen lassen? Warum eigentlich nicht. Bewegung und frische Luft tun gut, und wenn man erst mit seiner Fackel in die wildromantische Mülenenschlucht eintaucht, geht einem sowieso das Herz auf. Die professionellen Stadtführerinnen erzählen faszinierende Geschichten über die alten Silvesterbräuche und Anekdoten aus der Stadtgeschichte. Im Anschluss an die Führung warten Punsch und Glühwein bei den drei Linden. Lost geht’s um 17 Uhr (unbedingt anmelden, siehe unten). Treffpunkt: Tourist Information, Bankgasse 9. Mehr Info hier.

Bergün, GR: Chant da Goita

Ein wunderschöner Brauch zum Schluss: der Chant da Goita. In vielen Bündner Gemeinden hat das Silvestersingen eine lange Tradition. In Bergün, zum Beispiel, treffen sich die Einheimischen und die Heimwehbündner seit über 100 Jahren am Silvesterabend um 22 Uhr im Oberdorf. Bis kurz vor Mitternacht stimmen die Singfreudigen unter den leuchtenden Laternen an 17 verschiedenen Standorten alte romanische und deutsche Neujahrslieder an. Kurz vor Mitternacht dann der Höhepunkt: das Lied „Ün mumaint e l’ura batta“, „Nur noch wenige Sekunden“. Danach hat man sich den Neujahrstrunk redlich verdient. Hier kann man alle Informationen finden.

Appenzellerland: Silvesterchlausen

Urnäsch, Appenzell Ausserrhoden, Silvester, vor Sonnenaufgang. Fünf Gestalten stapfen in der Dunkelheit durch den Schnee. Ihre Umrisse sehen seltsam aus, unförmig, übergross. Kurz vor einem Bauerhaus stürmen sie los, drehen sich im Kreis, hüpfen. Schellengeläut zerreisst die Stille. Die Bewohner versammeln sich um die seltsame Gruppe. Die Schellen verstummen und die geisterhaften Gestalten fangen an zu jodeln, beruhigend und harmonisch. Im Licht der Hoflampe kann man die fünf Gestalten erkennen.

Zwei von ihnen tragen Frauenkleider und Frauenmasken mit einer Blume im Mund, behängt sind sie mit einem Gestell mit 12 kleinen Schellen daran. Auf ihrem Kopf haben sie einen monströsen kronenartigen Hut mit landwirtschaftlichen Szenen aus Holzfiguren. Die drei anderen Gesellen haben jeweils eine grosse Glocke auf Bauch und Rücken, eine Maske mit Bart und ebenfalls einen dieser kunstvollen Hüte, die in wochenlanger Handarbeit entstehen. So ziehen sie von Hof zu Hof und wünschen den Bewohnern ein gutes Jahr. Oder vertreiben sie böse Geister, die Unheil bringen könnten?

Neben den schönen Chläusen gibt es auch die Wueschten: Mit Tannengrün, Hörnern und einer grotesken Maske sehen sie aus wie unheilbringende Boten aus den tiefen der Wälder. Das Appenzellerland ertönt zu Silvester vielerorts vom Schellen und Jodeln vieler Schuppel, wie die Gruppen genannt werden. Eine mystisch-besinnliche und auch fröhliche Stimmung, bei der man über das vergangene Jahr nachdenkt. Und über die Zukunft. Was wird 2019 wohl bringen? Ach egal: Der Tag klingt feucht-fröhlich in der Beiz aus - und in diesen Momenten ist das Leben ohnehin wunderschön.

Mehr Information über Silvester-Events hier.

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