Wo die Lärchen leuchten
Drei goldene Herbst-Tipps im Engadin

Die Berggipfel sind bereits weiss, und im Tal strahlen die Lärchenwälder golden. Im Herbst verwandelt sich die Natur im Engadin in ein Schauspiel aus Farben – ein Ausflug lohnt sich.
Publiziert: 15:53 Uhr
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Aktualisiert: 17:19 Uhr
Jana Giger

Das Licht ist sanfter, nicht mehr so gleissend wie im August. Es ist nicht mehr sommerlich warm, aber auch nicht beissend kalt. Die Tage werden kürzer, und der Herbst macht Platz für das Gemütliche, das Ruhige. Auch die Natur bereitet sich langsam auf den Winter vor. Im Engadin führt das im Oktober zu einem ganz besonderen Farbkontrast: Goldgelbe Lärchenwälder heben sich von den schneebedeckten Bergspitzen ab. 

Die Lärche ist der einzige heimische Nadelbaum, dessen Nadeln sich im Herbst verfärben und im November abfallen. Damit schützt sich der Baum vor dem eisigen Winter. Er zieht das Chlorophyll aus den Nadeln zurück, um es in den kalten Monaten im Baumstamm aufzubewahren. Weil das Naturphänomen im Engadin nur kurz währt, sind Wanderungen oder erholsame Tage Mitte Oktober ideal.

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Geführte Exkursion durch den Nationalpark

Es ist das grösste Wildnisgebiet in der Schweiz und erstreckt sich über die Gemeinden Zernez, S-chanf und Scuol: der Nationalpark im Engadin. Hier verfärben sich im Oktober nicht nur die Nadeln der Lärchen, sondern es verstecken sich zahlreiche Tiere hinter und auf den Bäumen. Diese lassen sich mit einem Fernrohr beobachten. Ein Guide führt Gruppen von zwei oder mehr Personen durch die unberührte Natur. Das Val Trupchun soll das wildreichste Tal des Nationalparks sein. Auf der gleichnamigen Exkursion, die von Juni bis Ende Oktober jeweils einmal in der Woche stattfindet, sind die Chancen gross, dass man Rothirsche, Steinböcke, Gämsen und Murmeltiere entdeckt. Die Tour geht zuerst über den Talweg etwas in die Höhe, und der Rückweg schlängelt sich durch den Mischwald. Dieser ist besonders schön, wenn die Nachmittagssonne die Farbe der Nadeln und Blätter in warmes Licht taucht. Die Tour dauert rund sechs bis sieben Stunden inklusive Mittagspause. 

Besonderer Farbkontrast im Engadin, wenn sich die Nadeln der Lärchen im Oktober verfärben.
Foto: ENGADIN St. Moritz
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Übernachtung im Hotel Pensiunina

Hinter einer grossen, zweiflügeligen Tür vermischt sich Modernes mit Traditionellem. Möbel aus Arven- und Fichtenholz stehen auf dunklen Steinböden und verzieren die Gänge, die von hellem Licht durchflutet sind. Wer Entspannung und Erholung sucht, findet diese im Bed & Breakfast Pensiunina in Sent. Madlaina Vital (37) und Natio Achana (44) haben das ehemalige Engadiner Bauernhaus renoviert und eröffnet. «Uns war es wichtig, den Charme des Gebäudes zu erhalten», sagt Achana. «Wir haben alte Truhen restauriert oder in Brockenhäusern gefunden.» Die Kräuter für die Tees sammeln die beiden im eigenen Vorgarten, die Konfitüren stellen sie in der Küche her. Alle anderen Lebensmittel kommen von Bauern und Bioläden aus der Region. «Mit der Pensiunina wollen wir nicht nur den Tourismus fördern, sondern vor allem Leuten einen Platz bieten, die sich vom stressigen Alltag überfordert fühlen», sagt Achana. «Wir legen unseren Gästen ans Herz, durch das Bergdorf zu spazieren und dessen Kultur kennenzulernen.» Das Paar hat sein Leben in der Stadt Zürich gegen die ruhige Oase im Unterengadin getauscht. «Als sich uns die Chance bot, die Pension zu übernehmen, mussten wir keine fünf Minuten überlegen.»

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Spaziergang zum Hotel Val Sinestra

Eine Übernachtung in der Pensiunina lässt sich mit einer kleinen Wanderung – manche würden es vielleicht sogar eher als Spaziergang bezeichnen – zum Hotel Val Sinestra verbinden. Von Sent aus führt eine Waldstrasse knapp sechs Kilometer durch den Lärchenwald bis zum weissen Gebäude, das mit seinen spitzigen Türmen zwischen den Tannen hervorsticht. Das ehemalige Kurhaus wurde 1912 gebaut, und einer Sage nach soll es in den verwinkelten Gängen spuken ... Wer sich davon nicht einschüchtern lässt, kann im Restaurant Energie tanken. Und alle, die danach weiterwandern wollen, nehmen den Weg vom Hotel nach Vnà. Die Strecke führt über mehrere Hängebrücken und wurde 2011 als Landschaft des Jahres ausgezeichnet. Nach etwa fünf Kilometern erreicht man den Weiler auf 1600 Metern. Dort befindet sich am östlichen Dorfausgang eine Postauto-Haltestelle – falls die Beine dann doch etwas müde sind. 

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