Warum in die Ferne schweifen?
Hier ist auch die Schweiz exotisch

Keine Lust zu verreisen? Man kann auch in der Schweiz exotisches Feriengefühl kultivieren. Mit unseren Geheimtipps und Nicht-ganz-so-Geheimtipps abseits der Deutschschweiz.
Publiziert: 29.11.2022 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2022 um 11:23 Uhr
Silvia Tschui

1. Graubünden

Kultur: Das wunderschöne kleine Engadiner Dörfchen Lavin mit nur 220 Einwohnern ist gross, was die Kultur betrifft. Übernachten lässt es sich trefflich im Jugendstil-Hotel Piz Linard. Mehrere Kulturveranstalter, darunter das Bistro Staziun und das Kulturhaus La Vouta, organisieren Konzerte, Lesungen und anderes. Die Bäckerei Giacometti stellt die berühmte Nusstorte her, die sie in die halbe Welt liefert. In der wunderschönen Gärtnerei Giardina Biologica lässt es sich verweilen, und im genossenschaftlich geführten, von der Dorfbevölkerung geretteten Volg kann man die biologisch hergestellten Demeter-Produkte umliegender Bauern kaufen. Und von der Landschaft fangen wir gar nicht erst an.

Traumhafte Berge: Falls ihr dem Gewimmel in den Städten entfliehen wollt, gibt es in der Schweiz keinen besseren Ort als Avers. In der Gemeinde befindet sich das höchstgelegene Dorf Europas, Juf. Unterkünfte sind eher in Avers-Cresta zu finden, es gibt aber auch diverse traumhafte Berghotels. Die Schweiz zeigt sich hier von der allerschönsten Seite: Hochtäler, glasklare Bäche und kleine Gebirgseen stehen vor den weiss bespitzten Bergen. Wer hier nicht zur Ruhe kommt, kommt nirgends zur Ruhe.

Kulinarik: Starkoch Andreas Caminadas Restaurant ist ja eher etwas fürs grosse Portemonnaie. Wer in gleicher Qualität günstiger essen will, geht direkt zu Caminadas Quelle. Zumindest, was Würste und Trockenfleischprodukte betrifft. Die einem Malojer Traditionsunternehmen entstammende Metzgerin Tanya Giovanoli stellt nämlich die herausragenden Würste her, die auf Caminadas Speisekarte stehen – und auch sonst in so manchem besseren Restaurant zu finden sind. Auf Voranmeldung verkauft sie auch direkt ab Produktionsstätte. Und da diese sich im Schloss Reichenau vor Chur befindet, ist sie ideal positioniert für einen Abstecher auf der Heimfahrt von Graubünden. Mehr Informationen und Kontakt unter meatdesign.ch.

Winter am Grossen Aletschgletscher.
Foto: Aletesch Arena AG
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Sport und Familie: Ab einer Körpergrösse von 120 cm sind auch die Zwerge der Familie dabei. Und zwar im wohl allerschönsten Seilpark der Welt. Im «Il Parco Avventura» bei San Bernardino schwingt man sich durch Baumwipfel über den knallblauen Bergsee, in dem man auch baden kann, wenn man hart im Nehmen ist.

2. Tessin

Kultur: Wenn auch die glasklaren Flüsse wunderschön sind und man sich an der Landschaft kaum sattsehen kann – machmal steht einem der Sinn nach menschengemachter Schönheit. Und auch davon gibts im Tessin viel, insbesondere was Architektur betrifft. Nur wissen wo, muss man. Auf dem Portal Archinform findet sich ein internationaler Architekturführer. Gibt man «Tessin» in die Suchmaske ein, erscheint eine nach Region aufgeteilte Liste von bemerkenswerten Bauten, nach denen man seine Ausflüge planen kann. Mario Botta ist nur der Anfang.

Familie: Manchmal wollen Kids Action und zum Glück gibt es auch im Tessin, in Rivera am Monte Ceneri, eine Art Alpamare. Es heisst «Splash & Spa Tamaro» und bietet Rutschbahnen, ein Wellenbad sowie Innen- und Aussenpools mit Bar zur Unterhaltung, 365 Tage im Jahr geöffnet. Achtung: Wer seine Ruhe sucht, ist hier falsch, manchmal gibt es sogar DJs. Wer dem Halligalli entfliehen will, zieht sich in den Spa-Bereich mit diversen Saunen zurück.

Shoppen: Wo gibts den besten Kaffee? Den besten Käse, Honig, Marmelade und lokale Spezialitäten wie Marronimehl? Natürlich auf lokalen Märkten. Jeden Samstag finden sich in Bellinzona rund um die pittoreske Piazza Nosetto Einheimische und Touristen ein, halten einen Schwatz und decken sich nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Gegenständen für den Hausgebrauch ein. Wer zum Souvenir- und Mitbringselkauf hierherkommt, sollte nicht das dünnste Portemonnaie mitbringen – es sind einfach zu viele leckere Dinge im Angebot.

Kunst: Manchmal gibt es in der Kunstszene Geschichten, die man kaum erfinden könnte. Das Paar Andrea und Greta Biasca-Caroni führt seit längerem das Hotel Ascona in Ascona. Als die beiden 2016 ein lange leergestandenes Haus kaufen, das neben ihrem Hotel liegt, entdecken sie einen wahren Schatz: Das ganze Haus ist voll mit Werken des fast in Vergessenheit geratenen, früher international erfolgreichen Künstlers Luigi Pericle. Er wurde einst von einer reichen Basler Familie gefördert und hat ab den 1950er-Jahren bis zu seinem Tod 2001 in Ascona gewirkt. Das Hotelierpaar erkennt die Qualität der unzähligen Arbeiten und richtet im Haus ein Archiv ein. Das eindrucksvolle Werk ist zu besichtigen, unter luigipericle.org gibt es weitere Informationen.

3. Romandie

Shoppen: Allzu oft wird Kultur leider mit Shoppen gleichgesetzt. Angesichts des charmanten Marktes in Cully VD, der jeden Donnerstagmorgen stattfindet, kann man aber durchaus von Kultur reden. Im Sommer gibt es Sonntagsmarkt am Wasser, von Mai bis Oktober, auf Place d'Armes in Cully. Hier verkaufen lokale Handwerker und Designer ihre Waren, genauso wie die Bauern und Käser der Umgebung mit ihren Produkten aufwarten. Von Esskultur über Kunsthandwerk bis hin zu Bekleidung ist alles abgedeckt.

Ruhe und Entspannung: Meditation hilft unseren Hirnströmen und macht uns glücklicher. Was die westliche Wissenschaft erst kürzlich bestätigt hat, wissen tibetische Mönche schon längt. Im tibetisch-buddhistischen Kloster Rabten Choeling auf dem Mont Pelerin oberhalb des Genfersees kann man Zimmer mit wunderbarem Blick über den Genfersee mieten, abendessen und, wenn man will, an den Meditationen der buddhistischen Mönche teilnehmen. Ferien der anderen Art.

Abkühlen: Solange es unsere Gletscher noch gibt, sollte man sie sich nicht entgehen lassen. Der Walliser Aletschgletscher ist der längste Gletscher Europas und gehört zum Unesco-Welterbe. Eine längere – Achtung: geführte! – Wanderung darauf benötigt nur etwas Ausdauer, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Online sind diverse Anbieter für Gletscherwanderungen zu finden, die Anreise erfolgt zumeist über die wunderschöne, autofreie Bettmeralp, wo auch Unterkünfte zu finden sind.

Kulinarik: Was wären Ferientipps über das Welschland, wenn nicht zumindest ein Wein-Geheimtipp darunter wäre! Genf ist die drittgrösste Weinregion der Schweiz, was in der Deutschschweiz nahezu unbekannt ist. Der Grund ist folgender: Die Genfer trinken ihren Wein zum grössten Teil selbst – was natürlich für den Tropfen spricht. Touristen können nun jeden Samstag in Genf degustieren. Dann sind die Weinkeller offen. Einfach «Geneve», «Terroir» und «Caves ouvertes» googeln, und man erhält einen Plan mit allen offenen Kellern.

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