Ausflugs-Tipp
Mit dem E-Bike durchs Appenzell

Appenzell ist das Land der Hügel und weltberühmten Spezialitäten. Die Tour mit dem E-Bike führt zum Besten aus zwei Halbkantonen.
Publiziert: 26.05.2014 um 13:15 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 20:45 Uhr
Von Christian Bauer

Appenzeller sind wortkarge Gesellen. In dieser Schweizer Region wird nur ver­raten, was wirklich nötig ist. Die Appenzeller sind Geheimnis­krämer aus Leidenschaft. Woran das liegt? Vielleicht weil das Leben hier seit jeher hart und das Tun wichtiger als das Gerede war.

Eine kulinarischen E-Bike-Tour durch Appenzell

Unterwegs sind wir auf einer kulinarischen E-Bike-Tour, eine Rundtour, die in Restaurants, Beizen und Museen Station macht.

Etwa im Volkskundemuseum in Stein AR, wo man viel über die Kunst der Brauchtumsmalerei sowie das Weben und Sticken Appenzeller Stoffe lernen kann. Oder im kleinen Brauchtumsmuseum in Urnäsch AR, das uns einen Blick in die Tradition der «Schöne» und «Wüeschte» Silvesterchläuse gewährt, die das Jahr jodelnd und schellenschlagend begrüssen.

Familienspass: Mit dem E-Bike durch das saftig-grüne Appenzell.
Foto: Appenzellerland Tourismus

Und natürlich liegt eine Schaukäserei auf dem Weg: Vielleicht lässt sich hier dem Geheimnis der Würze des Appenzeller Käses auf den Grund gehen?

Die Tour beginnt am Bahnhof Appenzell, wo die E-Bikes gemietet und verschiedene Packages erworben werden können. Passend zur Tour ist die Kombination aus Velomiete und Gutschein für ein Vier-Gänge-Menü. Dieser kann in neun teilnehmenden Restaurants eingelöst werden.

Vorbei am Landsgemeindeplatz, wo jährlich die Innerrhoder per Handzeichen über die kantonale Politik abstimmen, geht es hinauf zum Dörfchen Schlatt. Damit steht die anstrengendste Steigung jener Tour, die als Veloroute 222 ausgeschildert ist, auf dem Plan. Ohne die wundersame und unsichtbare elektronische Unterstützung wäre der Anstieg nur etwas für trainierte Velofahrer. Aber so strampeln wir fast leichtfüssig auf die Höhe.

Die Landschaft

Der Blick zeigt ein Bilderbuch-Appenzell. Vor dem übermächtigen Hausberg Säntis breiten sich die sanften Hügel des Appenzellerlandes aus, gesprenkelt mit Bauernhäusern. Kühe grasen, gebeugt stapft ein Bauer über die Wiese. Fast ein Klischee und doch Realität.

Die Landschaft: Mild und zugleich markant. Sie ist nicht spektakulär. Jedoch gerade deswegen eine Gegend zum Verlieben.

Auf ruhigen Nebenstrassen geht es weiter. Irgendwo dazwischen passiert man die Grenze von Innerrhoden nach Ausserrhoden, vom Katholizismus zur Reformation. 1597 wurde der Kanton zweigeteilt, um einen Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten zu verhindern. Die Trennung ist noch immer spürbar. Gegenseitigen Spott und bissige Kommentare hört man allenthalben.

Das Geheimnis von Appenzeller Schnitzel

In der Schaukäserei von Stein wollen wir nun endlich den Käse-Code knacken. Das Geheimnis liegt – das wissen wir – in der Kräutersulz, mit der der Käse im grossen Reifekeller eingerieben wird. Roboter besorgen dies heute. Was aber steckt im Zaubersaft? Immerhin verrät der Käser Majoran, Pfeffer, Petersilie, Wacholder, ­Rosmarin, Kümmel. Die restlichen 50 Zutaten bleiben ein Rätsel.

Arnold Zimmermann, der im Brauchtumsmuseum nebenan traditionell Käse herstellt, beantwortete die Frage «Hand aufs Herz: Was ist das Geheimnis?» mit: «Das weiss ich selber nicht!»

Übrigens: Gruppen ab vier Personen können im Brauchtumsmuseum ihr eigenes «Mutschli» herstellen. Nach der Reife kommt der Käse per Post nach Hause.

Mittlerweile fordert das Biken seinen Tribut: Es wird Zeit für unseren Vier-Gänger im Restaurant der Schaukäserei. Gestärkt mit Appenzeller Schnitzel, Fleisch, das mit Mostbröckli belegt und Appenzeller Käse überbacken wurde, gehts weiter nach Hundwil. Dort lässt sich der Weissküfer Hans Reifler über die Schulter schauen. Er stellt Melkschemel, Butterfässer, Milchtansen aus Ahorn- oder Tannenholz traditionell her.

Heute verkauft Reifler diese typischen Gerätschaften der sennischen Wirtschaft in seinem kleinen Laden. Aber auch Spiele, CD-Ständer, Schneidebrettchen oder Pfeffermühlen warten dort auf Kundschaft. Wer sich für das alte Handwerk interessiert, kann nach Voranmeldung eine Werkstattführung machen und selbst ein Butterbrettchen herstellen.

Über Urnäsch, dem Epizentrum des Appenzeller Brauchtums, geht es weiter zu den Nonnen des Kapuzinerklosters Leiden Christi in Jakobsbad. Diese mischen heilsame Tinkturen, Salben und Kügelchen. Eine Kohlsalbe verspricht etwa Linderung für unseren Muskelkater. Was da genau drin ist? Viel Geheimnis natürlich.

Per Seilbahn gehts danach zwar nicht in den Himmel aber immerhin auf den 1662 Meter hohen Kronberg. Die Grossen geniessen die Aussicht auf Alpstein, Appenzell und Bodensee, die Kleinen vergnügen sich auf der 1000 Meter langen Sommerrodelbahn.

Zum Abschluss gibt es in Appenzell zur Belohnung, einen Bärli-Biber. «Appenzeller Biber sind aus feinem Honigteig mit reiner weisser Mandelfüllung und mit Liebe hergestellt», heisst es in der Konditorei. Wenigstens dieses Geheimnis wurde damit gelüftet.

Informationen
www.appenzell.ch
www.appenzeller-museum-stein.ch
www.reifler.ch
www.klosterleidenchristi.ch
www.kronberg.ch

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