Unterwegs im Wald
Die Supernasen auf Trüffeljagd

Unansehnlich, fast unauffindbar und hoch begehrt: Trüffel sind eine Delikatesse. Auch in Schweizer Wäldern wachsen die Edelpilze. Auf Trüffelsuche mit dem Super-Schnüffelhunden Iana und Kira.
Publiziert: 09.11.2015 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 16:55 Uhr
Von Christian Bauer

Wir sind auf einer Mission. Das alte Auto ruckelt auf einer beklagenswerten Holperpiste durch den Wald oberhalb des Waadtländer Dörfchens Bonvillars. Eine Strapaze für Mensch und Maschine. Nur die beiden Hunde Kira und Iana im Kofferraum quieken vor Freude. Gleich dürfen sie ihrem Lieblingsspiel frönen: der Trüffeljagd.

«Ich kenne hier ein paar geheime Fundstellen», sagt Trüffel-Enthusiast Pierre-Yves Masson. Der 59-jährigen hat im Rennen um die schwarzen Knollen einen entscheidenden Vorteil: Er ist der Förster der Region. Die Schweiz ist eigentlich nicht als Trüffelgebiet bekannt - auch nicht im Inland. Einen bescheidenen Trüffelboom gibt es in der Eidgenossenschaft erst seit wenigen Jahren. Europas berühmteste Regionen für den Edelpilz sind das italienische Piemont und das französische Périgord - doch die helvetischen Knollen holen auf. «Es spricht sich rum, dass wir hier auch sehr schmackhafte Trüffel finden», so Masson.

Das «Finden» ist allerdings ein Problem. Die kugeligen Pilze wachsen bis zu 50 Zentimeter tief im Boden. Da die Edelpilze allerdings einen charakteristischen Geruch haben, setzt man schon seit Jahrhunderten Hunde mit ihren Supernasen als Trüffelsucher ein. In einem unscheinbaren Waldstück machen wir Halt. Trüffel wachsen an den Wurzeln von Bäumen, mit denen sie eine Symbiose eingehen. Der Pilz beliefert den Baum mit Mineralstoffen aus dem Erdreich, der Baum bedankt sich mit Energie aus den Blättern - eine perfekte Bio-Ehe.

Schwarze Diamanten: EIne Hand voll schmackhafter Schweizer Trüffel.
Foto: Christian Bauer
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Die Sonne funkelt durch die rot-orangen Blätter, in der Ferne schaut das Örtchen Bonvillars aus den Weinbergen, dahinter funkelt der Neuenburgersee. Es riecht nach den letzten warmen Tagen des Jahres. Zum Schwärmen bleibt keine Zeit: Iana und Kira drängen zum Aufbrechen - sie können es kaum erwarten. Kurz noch das Auto markieren, und dann geht es los. Wie lockige Pfeile pflügen sie mit der Nase am Boden durch den Wald. Schon nach ein paar Minuten scharrt Iana wild im Boden. Jetzt muss es schnell gehen, bevor die Hundedame ihr Lieblings-Leckerli verputzt. Pierre-Yves Masson lenkt die glückliche Finderin mit einem Stück Hundewurst ab. «Ich kann keinen Trüffel finden», sagt Masson. Kamen wir zu spät? Er hält mir eine Handvoll schwarze Erde unter die Nase. «Das riecht eindeutig nach Trüffel.»

Es riecht nach Walderde mit einem Hauch Moder.«Ich rieche nichts», muss ich gestehen.«Doch, doch, dieser leicht scharf-nussige Geschmack.» Nicht nur die beiden Hunde haben Supernasen.

Während wir nach dem unauffindbaren Trüffel suchen (wahrscheinlich war jemand vor uns da), bohrt Kiara ihre Nase ins Erdreich. Das Füdli reckt sie in die Höhe, der Schwanz tanzt hin und her wie eine hyperaktiver Staubwedel. Volltreffer! Diesmal finden wir in 15 Zentimetern Tiefe am Fusse einer Buche ein eigrosses Prachtexemplar. Wow – mein erster Trüffel! Das ist ein grosser Moment. Masson ist begeistert. «Das ist ein herrlicher Burgundertrüffel, die häufigste Art in der Schweiz.»

Für den Superfund gibt es für den Trüffel-Schnüffler eine Extraportion Streicheleinheiten und eine doppelte Ration Wurst – die Belohnung für das Outdoor-Hunde-Spiel. «Ich habe Iana schon als Welpe mit Trüffelstückchen gefüttert», erläutert der Hundefreund. «Jetzt ist sie ganz wild auf die schwarzen Diamanten.» Als Training versteckt Masson Trüffel in der Wohnung, im Garten und im Wald. Für jeden gefundenen Pilz gibt es ein Leckerli - fertig ist die Hunde-Schule. «Wichtig ist, dass man spielerisch und mit Ruhe an die Trüffelsuche herangeht, dann hat der Hund Freude an der Tätigkeit», erläutert Masson. «Stress beim Menschen führt zu Stress beim Hund. Das ist nicht gut.»

In etwa einer Stunde haben die beiden Hochleistungsnasen acht schwarze Prachtsexemplare gefunden - eine ungewöhnlich gute Ausbeute. Denn 2015 war ein schlechtes Pilzjahr. Der Sommer war zu heiss und zu trocken.  Die magere Ausbeute (in einem normalen Jahr werden etwa drei bis vier Tonnen Pilze gefunden) wird den Preis in diesem Jahr in die Höhe treiben. Schätzungen für den Kilopreis gehen von etwa 700 bis 800 Franken aus. Ein luxuriöser Genuss.

Zum Abschluss sitzen wir in einem Grillhüttchen und probieren unsere Schätze. Masson hat Baguette und Butter mitgebracht, in die er einen Trüffel reibt. Zur Trüffelbutter gibt es lokalen Weisswein und einen schönen Blick über den See. Kira und Iana geniessen ihren Feierabend, und wir Schlemmen wie Gott in der Schweiz. Passt!

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Trüffel selber finden
Wer selber auf Trüffeljagd gehen will, kann in Bonvillars bei Yverdon-Les-Bains einen Trüffelsucher mit seinem Hund begleiten. Zwei Angebote stehen zur Auswahl: eine Ganztagestour mit anschliessendem Kochkurs (160 Franken pro Person) und eine geführte Halbtageswanderung (55 Franken pro Person). Letztere wird nur am 21. November und 5. Dezember angeboten.

Buchungen
www.myvaud.ch
www.truffesuisse.ch

Informationen zur Region
www.yverdonlesbainsregion.ch

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