Soziale Stadtführung
Mit einstigen Obdachlosen durch Luzern

Die Organisation «Abseits Luzern» bietet Stadtführungen der anderen Art an. Die Guides sind Menschen, die einst auf die schiefe Bahn gerieten und Einblicke in die Dreh- und Angelpunkte ihres Alltags geben.
Publiziert: 02.11.2017 um 13:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:05 Uhr
Samuel Schumacher

Pit bleibt stehen, zeigt auf den grauen Bau hinter sich und sagt: «Die Schuldenberatungsstelle: ein ganz wichtiger Ort für Menschen wie mich. Und doch wird er von kaum jemandem wahrgenommen.» Pits Gäste, die die Altstadt-Tour von «Abseits Luzern» gebucht haben, hätten den Bau tatsächlich nicht bemerkt. Unscheinbar steht er in einer Seitengasse der Altstadt. Und so wenig spektakulär seine graue Fassade auch ist, so dramatisch sind die Schicksale, die hinter seinen Mauern verhandelt werden.

Die Organisation «Abseits Luzern» zeigt das Luzern von Randständigen

Es sind Orte wie dieser, die das Team von «Abseit Luzern» mit seinen neuen Stadttouren ins Bewusstsein seiner Gäste bugsieren möchte: Orte, die im Leben «normaler Bürger» kaum je eine Bedeutung haben, die für viele Randständige und Menschen, die wenig bis gar kein Glück hatten im Leben, zu zentralen Dreh- und Angelpunkten im Alltag werden. «Abseits Luzern» will die versteckten Orte der Stadt beleuchten und arbeitet dafür mit jenen Menschen zusammen, die diese Orte am besten kennen: ehemalige Drogenabhängige, Sozialhilfebezüger, Menschen mit Schulden oder Ex-Obdachlose.

Pit berichtet bei den Stadtführung aus seinem Leben.
Foto: ZVG

Pit ist einer von ihnen. Der 57-jährige hat sich stark verschuldet, hat irgendwann die Kontrolle über seine Finanzen verloren und die Briefe der Behörden nicht mehr beachtet. «Sie schalteten mir dann den Strom ab und ich merkte: Jetzt muss etwas geschehen», erzählt der Luzerner vor dem Eingang der Buchhandlung Stocker. «Die ist übrigens super. Da kann man sich an Regentagen gratis aufs Sofasetzen und stundenlang in den Büchern blättern. Die werfen einen nicht raus.»

Das schöne und reiche Luzern hat auch eine andere Seite: die Lebenswelt von Randständigen und Menschen in Armut.
Foto: Swiss Images

Pit führt seine Gäste jeden Freitage quer durch die Luzerner Altstadt, schaut mit ihnen im Zentrum «Sozial Info Rex» vorbei, zeigt ihnen die Schuldenberatungsstelle, macht Halt im Vögeligärtli, wo einst die offene Drogenszene ihr Unwesen trieb und gibt einmalige Einblicke auf eine Seite der Stadt, die kaum jemand kennt.

Sieben Touren im Angebot

Pits Tour ist eine von sieben verschiedenen Themen-Touren, die «Abseits Luzern» im Angebot hat. Die Tour Inseli (am Montag) nimmt die Gäste mit entlang des linken Seeufers und zeigt unter anderem die Notschlafstelle. Die Tour Bruchquartier (am Dienstag) schaut bei der Heilsarmee vorbei. Die Tour Obergrund (am Mittwoch) fokussiert auf die Gassenarbeit und das Sozial Info Rex. Am Donnerstag nimmt die Tour Vögeligärtli die Gäste mit in den Arbeitslosentreff. Am Samstag schaut die Tour Neustadt beim Caritas Markt und im Ziitlos-Secondhandshop vorbei und die Tour Löwenplatz (an unterschiedlichen Tagen) zeigt Institutionen wie das Tischlein Deck Dich, das Café Sowieso oder den Zentralverein Blindenwesen.

Reiseinfo für Luzern

Anreise:

Mit dem Zug nach Luzern: Die Touren starten an verschiedenen Orten in der Innenstadt.

Preise

Erwachsene 30 Franken, Ermässigt (Studenten, AHV, Jugendliche bis 18 Jahre) 15 Franken

Infos

www.abseits-luzern.ch

Anreise:

Mit dem Zug nach Luzern: Die Touren starten an verschiedenen Orten in der Innenstadt.

Preise

Erwachsene 30 Franken, Ermässigt (Studenten, AHV, Jugendliche bis 18 Jahre) 15 Franken

Infos

www.abseits-luzern.ch

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