Heftige Lawine im Tessin
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Zu Schaden kam niemand:Heftige Lawine im Tessin

«Es war beängstigend»
Heftige Lawine löste sich im Tessin

Nördlich der Alpen fegt der Föhn mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 193 km/h übers Land. Während sich die Föhntäler auf bis zu 20 Grad erwärmen, versinkt der Süden in Schnee. Es herrscht akute Lawinengefahr, Seen und Flüsse drohen über die Ufer zu treten.
Publiziert: 24.11.2019 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2019 um 09:29 Uhr
Myrte Müller

Wetter-Wahnsinn im November! Nördlich der Alpen tobt Föhn Luis mit Geschwindigkeiten von bis zu 193 km/h. Am Samstag schleudert er beim Strandbad in Cham ZG drei Boote an die Ufermauer. Der Orkan wirbelt in Zug eine WC-Anlage durch die Luft, entwurzelt Bäume. Auf dem Flugplatz St. Gallen-Altenrhein legt er sogar ein Flugzeug der Marke Cessna 150 aufs Dach.

Mehrere Bahnen in der Skiregion Jungfraujoch werden lahmgelegt. Am Sonntag zerstört der Sturm die Startbar auf der Lauberhornschulter. Während in den Föhntälern die Temperaturen bis auf 20 Grad steigen, sorgt in der Südschweiz Rekordschnee für akute Lawinengefahr (Stufe 4 bis 5 über 2000 Metern). Wegen des Dauerregens stieg seit Freitag der Wasserspiegel des Luganersees um 25 Zentimeter, es herrscht Hochwassergefahr der Stufe 3.

Claudio Tonini (47) bekommt das irre Wetter hautnah mit: Am Samstag ist er im Rovanatal mit dem Schneepflug unterwegs. «Ich war gerade im Lawinenschutztunnel», erzählt der Besitzer der Rascoswiss AG aus Cavergno TI, «plötzlich höre ich diesen Knall. Die Erde beginnt zu schwingen wie bei einem Erdbeben.» Eine mächtige Lawine donnert über das Tunneldach hinweg. «Minutenlang filmten wir die Schneemassen, wie sie an uns vorbeirauschten. Es war beängstigend.» Wie durch ein Wunder kommt niemand zu Schaden.

Sie sind seit über einer Woche im Dauereinsatz: die Schneepflüge im Nordtessin. Aber auch in Südbünden und Südwallis kämpfen die Berggemeinden gegen die Schneemassen an.
Foto: Zvg
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Das Bedrettotal musste evakuiert werden

Weniger Glück hat der Wirt des Stella Alpina im Bedrettotal. Der Kanton lässt das Tal sperren. Hier erreicht der Schnee sogar eine Höhe von 231 Zentimetern. «Wegen der Lawinengefahr wurden wir alle evakuiert», sagt Oliani, «dabei war unser Hotel ausgebucht.» Sein Trost: «Der frühe Schnee verspricht eine gute Wintersaison.»

So sieht es auch Alberto Tomamichel (55) aus Bosco Gurin TI: «Für unser Wintersportgebiet ist der Schnee gut. Der Skibetrieb beginnt jetzt schon, am kommenden Samstag.» Gut vier Wochen früher als normalerweise.

Ab Montag ist der Spuk erst einmal vorbei

Geradezu rekordverdächtig nennt Klaus Marquardt den frühen Schnee in der Südschweiz. Ein bis anderthalb Meter gabs in wenigen Tagen. Der Wetterexperte von Meteo News: «Betroffen sind Nordtessin, Südwallis und Südbünden.» Doch es geht bergauf. «Anfang Woche bleiben nur noch Restwolken, und es wird trocken. In den Niederungen steigen die Temperaturen wieder bis auf 13 Grad.» Der Spuk scheint vorbei. Bis auf weiteres.

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