Vom Zug auf die Piste
Eine Familie in Skischuhen

Als Familie mit dem Zug nach Südtirol zum Skifahren. Erstaunte Blicke. Und ja, wir nehmen alles Gepäck mit. Ungläubiges Kopfschütteln. Nein, kein Stress, sondern eine tolle Reise für alle.
Publiziert: 24.01.2020 um 07:53 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2021 um 08:37 Uhr
Barbara Ehrensperger

Zwei Skisäcke, zwei grosse Taschen und zwei Kinderrucksäcke: Sieht kompakt aus, ist aber tonnenschwer. Denn vier Skischuhe, vier Skier und Stöcke, Skikleider, Helme und gefühlt hundert Sachen mehr wollen mitgetragen werden. Warum nehmen wir nicht einfach das Auto? Weil wir gerne einigermassen vernünftig ökologisch unterwegs sein, aber vor allem weil wir gemeinsam reisen wollen. Im Zug können alle entspannen, niemand muss sich auf den Verkehr konzentrieren, und unsere bewegungsfreudigen Kinder fühlen sich weniger angeschnallt.

Kompakt gepackt – aber trotzdem schwer: Alle Skisachen für vier Personen.

Von Zürich nach Innsbruck dauert die Fahrt vier Stunden. Und wir Eltern halten unser Versprechen: Reise-Monopoly spielen – quasi unendlich lange. So ist die Reise für unsere Kinder fast zu schnell vorbei. In Innsbruck angekommen, haben wir eine Stunde Aufenthalt. Wir essen etwas Kleines am Bahnhof. Weiter geht es mit dem Zug in rund eineinhalb Stunden nach Franzensfeste. Dann ist Schluss: Die Zugstrecke weiter nach Niederdorf, wo wir im Hotel Hirben erwartet werden, ist unterbrochen. Die Gleise sind seit November unterspült, und die Reparaturarbeiten dauern an.

So werden wir mit dem Auto abgeholt – und stehen im Stau. Unsere Fahrerin Renate Oberhammer erklärt: «Erst als die Bahn nicht mehr funktionierte, hat man gemerkt, wie viele damit fahren. Und auch jetzt: Es hat eindeutig mehr Leute auf der Strasse als sonst.» Die Fahrt mit dem Zug von Franzenfeste nach Niederdorf wäre nochmals eine Stunde. Äusserst gemächlich tuckern wir nun im gut geladenen Auto durchs Pustertal und werden immer neugieriger auf die Skiberge. Denn wir sehen den «Panettone», wie die Einheimischen den Kronplatz nennen. Und Renate schwärmt: «Die am besten präparierten Pisten gibt es hier.»

Eine Familie geht Skifahren – einsteigen am Hauptbahnhof in Zürich.
Foto: Barbara Ehrensperger
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Verschwörerische Blicke im Hotel

Statt eines Zimmers haben wir eine Ferienwohnung mit Halbpension im Hotel Hirben gemietet. Als Erstes wird der Pool, der im Holz getäfelten modernen Badebereich liegt, getestet: Schwimmen, tauchen und vor allem raus in den Schnee rennen und wieder ins Wasser. Als wir gemütlich auf den Liegen fläzen, zieht eine Schwimmerin ihre Runden im 25-Meter-Becken.

Der 25 Meter lange Pool im Hotel Hirben.
Foto: zVg

Beim Abendessen wird es laut bei uns am Tisch: Beide Kinder wollen unbedingt neben Papa sitzen. Tochter und Sohn argumentieren in ordentlicher Lautstärke. Wir Eltern ernten keine bösen, sondern verschwörerische und aufmunternde Blicke. Nachdem geklärt ist, wer wo sitzt, tischt uns Siglinde regionale Köstlichkeiten auf, die allen schmecken.

Später klären wir mit dem jungen Hoteleigentümer-Paar Barbara und Fabian Stoll, wie wir zum Skifahren kommen. Denn statt mit den Skischuhen rasch zum Bahnhof zu laufen, einsteigen und eine Viertelstunde später vom Pustertal-Express direkt zur Gondel zu laufen, fahren wir mit dem Hotelbus hin. Und wirklich: Als wir am Morgen an der Talstation in Percha stehen, ist der Weg vom Zug zur Talstation näher als jener vom Parkplatz.

Ballone in den Skischuhen

Peter, unser Skilehrer, erwartet uns oben auf dem flachen Gipfel des 2275 Meter hohen Kronplatzes, des Panettone. Er hat es nicht leicht mit uns. Alle haben andere Bedürfnisse: Die einen wollen möglichst oft und rasant den Berg hinunterrasen, die andern an ihrer Skitechnik feilen. Mit seinem Charme und Wissen hat er uns alle bald im Boot. Und er hat uns Unvergessliches mitgegeben: Die leicht aufgeblasenen Ballone in den Skischuhen sind nun ein Familien-Begriff. Die Ballone hat er uns in die Skischuhe vor unsere Schienbeine gesteckt, damit wir dort Druck geben. Das hat prima funktioniert.

Was uns am meisten überrascht: Die Pisten sind hervorragend präpariert. Keine eisigen Stellen oder Haufen von (Kunst-)Schnee. «Pistenkatzen und Beschneiungsanlagen werden hier entwickelt», klärt uns Hotelier Fabian Stoll abends auf. Stimmt, der Pistenfahrzeughersteller Prinoth und der Beschneiungsanlagenproduzent Technoalpin haben ihren Sitz in Südtirol.

Wir schaffen es bei weitem nicht, alle 32 Bahnen und 47 Kilometer Abfahrten des Kronplatzes zu testen. Aber wir staunen: «100 Prozent beschneibare Pisten». In ganz Südtirol kann auf 98 Prozent der Pisten Frau Holle gespielt werden. Laut dem Buch «Alles über Südtirol» kostet der technische Schnee einer Skisaison 79'603'000 Euro. Wir versuchen gar nicht erst auszurechnen, wie viel Wasser und Strom dazu nötig sind. Unser grünes Gewissen plagt uns.

Die steilste Piste Italiens

Ob einige von uns wegen des schlechten Gewissens am nächsten Tag in der Skihütte ein vegetarisches Mittagessen bestellen? Die fleischlosen, frischen Pastagerichte sehen so lecker aus, dass es kein Verzicht ist, sondern pure Wonne.

Feine, frische Pasta in der Skihütte.
Foto: Barbara Ehrensperger

Nachdem wir die steilste Piste Italiens gemeistert haben, haben wir uns das verdient. Die Piste Holzriese hat 72 Prozent Gefälle. Auf 720 Länge fährt man 304 Höhenmeter runter. Wir sind am Morgen in Vierschach gestartet und haben mit Susanne Wild und Dagmar Kofler von der Südtiroler Tourismus-Agentur die Giro delle Cime, eine Rundtour, in Angriff genommen. Und wieder fahren wir überall auf toll präparierten Pisten. Wir verstehen die Begeisterung von Renate Oberhammer nun.

Das Skigebiet Drei Zinnen Dolomiten umfasst 115 Pistenkilometer, 24 Skihütten und bietet vor allem eine grandiose Aussicht. «Es ist so abwechslungsreich hier», hören wir die Tochter zu Susanne Wild sagen. Ja, recht hat sie.

Als wir aus dem Hotel Hirben abreisen, haben wir das Gefühl, von zu Hause aufzubrechen: Unsere Kinder verabschieden sich von den Hoteliers-Kindern, und wir lachen über gemeinsam Erlebtes. Als uns Renate Oberhammer zum Bahnhof nach Franzenfeste fährt, muss sie gar nicht erst fragen: «Wir kommen bestimmt wieder», sagen wir unisono. «Wir müssen ja noch testen, ob das mit dem Pustertal-Express wirklich so toll funktioniert», erklärt mein Sohn und schaut mich augenzwinkernd an. Ein objektives Argument zieht bei mir immer.

So erreichen Sie die Skigebiete Drei Zinnen und Kronplatz

Hinkommen Via Österreich und die Brennerautobahn. Oder via St. Moritz und den Ofenpass über den Vinschgau. Oder mit dem Zug in rund sieben Stunden von Zürich aus.

Skifahren Sowohl das Skigebiet Drei Zinnen wie auch der Kronplatz haben gute Familienangebote bei den Skipässen. Eine Tageskarte für eine erwachsene Person kostet rund 50 Euro.

Übernachten Wer in Niederdorf übernachtet, ist just in der Mitte der Skigebiete Kronplatz und Drei Zinnen. Wer nur am Kronplatz Ski fahren möchte, kann beispielsweise in Geiselberg direkt auf der Skipiste wohnen.

Hinkommen Via Österreich und die Brennerautobahn. Oder via St. Moritz und den Ofenpass über den Vinschgau. Oder mit dem Zug in rund sieben Stunden von Zürich aus.

Skifahren Sowohl das Skigebiet Drei Zinnen wie auch der Kronplatz haben gute Familienangebote bei den Skipässen. Eine Tageskarte für eine erwachsene Person kostet rund 50 Euro.

Übernachten Wer in Niederdorf übernachtet, ist just in der Mitte der Skigebiete Kronplatz und Drei Zinnen. Wer nur am Kronplatz Ski fahren möchte, kann beispielsweise in Geiselberg direkt auf der Skipiste wohnen.

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Diese Reise wurde von IDM Südtirol unterstützt.

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