Raddampfer auf dem Mississippi
So reisen Sie wie anno dazumal

In sieben Tagen auf dem Mississippi von Memphis nach New Orleans. Die American Queen, der grösste Schaufelraddampfer der Welt, führt durch viel Zeitgeschichte, zu Tom Saywer und Huckleberry Finn, musikalischen Ohrwürmern und einem Hauch «Vom Winde verweht».
Publiziert: 17.08.2018 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2019 um 10:43 Uhr
Christian Bützberger

Graceland! Endlich stehen wir vor der Villa von Elvis Presley. Das geschichtsträchtige Haus des King of Rock’Roll in Memphis ist Wallfahrtsort von Millionen Besuchern. An diesem langen Tisch hat er also mit Priscilla und den Kindern gegessen, im Keller mit seinen Kumpels Musik gespielt und im grossen Park einen scharfen Ritt auf einem seiner Pferde unternommen. So nah kommt man dem King nirgends.

Doch Elvis ist nicht der einzige Grund unseres Besuches in Memphis, der grössten Stadt des Bundesstaates Tennessee. Hier besteigen wie die American Queen, das grösste Steamboat auf dem Mississippi, für eine neuntägige Flusskreuzfahrt. Der schneeweisse Dampfer mit dem roten Schaufelrad verkörpert die ruhmreichen Schifffahrtszeiten auf dem längsten Fluss Amerikas, liebevoll auch der «Grand Old Man» genannt.

Der Dampfer, der wirklich von einer Dampfmaschine angetrieben wird, ist ein Nachbau aus den 90er-Jahren - im Old-Time-Charme schwelgt man hier dennoch. Die schwungvolle Treppe, die in den hohen Speisesaal führt, die holzgetäfelte Bibliothek mit den farbigen Mosaiklampen auf den Tischen und den tiefen Sesseln verströmen dezente Eleganz. Wenn abends im Grand Theater zur Show gebeten wird, die Musiker auf ihren Banjos, Pianos und Gitarren die bekannten Ohrwürmer spielen, wird gekonnt das Tanzbein geschwungen.

Die American Queen ist ein originalgetreuer Nachbau eines historischen Raddampfers.
Foto: Shutterstock

Spannende Ausflüge mit dem Dampfer auf Mississippi...

Auf der gut 1000 Kilometer langen Fahrt vom Memphis nach New Orleans durch die Staaten Tennessee, Mississippi, Arkansas und Louisiana, zeigt sich die Natur nicht sehr abwechslungsreich - Wälder, Felder, Wälder, Felder… Nebst dem Bordleben, liegt der Reiz der Reise in den täglichen Landgängen zur Geschichte der Südstaaten. Im Städtchen Vicksburg beispielsweise füllten Arbeiter 1894 die ersten Coca-Cola-Flaschen ab. Oder Baton Rouge, die Hauptstadt von Louisiana mit 230 000 Einwohnern war 1862 Schauplatz von blutiger Auseinandersetzungen zwischen Unions- und Südstaatentruppen. Die Nachwirkungen des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865), der sich auch um die Abschaffung der Sklaven drehte, sind übrigens noch nicht überwunden: immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen, wenn Statuen von Sklavenbefürwortern der damaligen Zeit entfernt werden sollen.

...Von Memphis nach New Orleans - Eindrückliche Herrschaftshäuser

Eine Reise durch den Süden der Staaten erweckt Erinnerungen an solche Filmklassiker wie «Fackeln im Sturm» (1985) und natürlich «Vom Winde verweht» aus dem Jahr 1939 -  die grosszügigen Herrschaftsvillen ehemaliger Baumwollbarone in Louisiana erscheinen wie Hollywood-Kulissen. Ein Paradebeispiel solcher Herrschaftshäuser, mit ihren grossen Säulen und weiten Balkonen ist das «Nottoway Plantation House» in White Castle, Louisiana - mit 4900 Quadratmetern das Grösste seiner Art im Süden. Beim Rundgang durch Nottoways würde es deshalb wohl auch keinen Besucher wundern, wenn Scarlett O’Hara  aus «Vom Winde verweht» gleich durch den Türrahmen treten würde ...

New Orleans – Das Highlight

Ziel und Highlight der Reise ist New Orleans. Wir sitzen im Innenhof des bekannten Restaurants «The Court of Two Sisters» beim morgendlichen Brunch und lauschen einer Jazzband. Klar, in der Stadt, in welcher der Jazz das Licht der Musikwelt erblickte. Im New Orleans muss man sich nicht zwingend die Nächte um die Ohren schlagen, wenn man guten Jazz hören will. In der berühmten Bourbon Street in der Altstadt French Quarter jammen Bands rund um die Uhr. Louis Armstrong, der kürzlich verstorbene Fats Domino, Buddy Bolan und die legendäre Mahalia Jackson haben die musikalische Latte hochgelegt in dieser geschichtsträchtigen Stadt.

New Orleans ist die Hauptstadt des Jazz.
Foto: Getty Images

Zuerst siedelten Natchez-Indianer in New Orleans, dann kamen Franzosen, Spanier, Engländer und vom Norden her die heutigen Kanadier. Die Franzosen fanden es, salopp formuliert, zu heiss zum arbeiten und karrten daher Tausende Sklaven aus Afrika hierher, deren Nachfahren noch heute die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen. Der Völkermix führte übrigens Anfang des 20. Jahrhunderts zur Herausbildung des Jazz, der - vereinfacht gesagt - ein Mix aus europäisch-amerikanischen Stilen mit afrikanischen Rhythmen ist.

Aber New Orleans ist nicht nur das Vieux Carré, wie die Franzosen das French Quarter nennen. Mit der alten Tram, die erste Linie wurde vor mehr als 150 Jahren gelegt, lassen sich die anderen Viertel der Stadt mit knapp 400'000 Einwohner erfahren. Und dabei kann es schon passieren, dass im Garden District die Filmschauspielerin Sandra Bullock herumstolziert: sie wie andere Stars haben hier ihre Häuser.

Informationen

Mehrere Arrangements mit Anreise über New York und Abreise in Miami, Inlandsflügen, Hotelübernachtungen und zusätzlichen Ausflügen kann beim Schweizer Flusskreuzfahrt-Spezialisten Reisebüro Mittelthurgau gebucht werden. Die Gesamtreise dauert 15 Tage. www.mittelthurgau.ch

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