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Zu Besuch bei den Cowboys in South Dakota
Der mit den Bisons tanzt

South Dakota ist berühmt für das Präsidenten-Monument. Interessanter noch ist aber das authentische Flair des Wilden Westens. Ein Besuch bei Cowboys und 1400 Bisons.
Publiziert: 11.12.2019 um 11:53 Uhr
Christian Bauer

Die «Brass Rail Lounge» in Rapid City platzt aus allen Nähten. Die Cowboys wollen den Prärie-Staub mit Drinks herunterspülen. An manchem Stiefel prangen noch die Sporen, und ein Hauch Pferdeschweiss liegt in der Luft.

Dem Saloon aus dem Jahr 1923 sieht man seine Geschichte an, die Polster sind abgegriffen, vergilbte Bilder hängen an der Wand. Das ist die echte amerikanische Provinz: nicht immer hübsch, manchmal trostlos, dafür authentisch und ungeschönt.

Häuser aus der Zeit der Gründer

Das Städtchen Rapid City trägt seinen Namen zu Unrecht. Denn «Rapid», also schnell, ist hier nichts. Im Gegenteil. Der Flecken am Fusse der Black Hills träumt seit seiner Gründung im Jahr 1876 vor sich hin.

Beim Buffalo Roundup im Custer State Park treiben Cowboys die Bison-Herde mit Peitschen durch die Prärie. Das Bison-Spektakel im Custer State Park lockt jedes Jahr 20'000 Besucher an.
Foto: zvg
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In den etwa sechs Blocks der «Altstadt» stehen noch die Häuser der Gründerjahre. Vor jedem Gebäude gibt ein Schild Einblick in die Besiedlung des Wilden Westens, dem letzten grossen Abenteuer Amerikas. Das Faszinierende: Die Geschichte ist noch so frisch, man hat das Gefühl, jederzeit könnte ein Track Siedler in Planwagen um die Ecke biegen.

South Dakota: Daten und Fakten

HauptstadtPierre
Fläche199'731 km²
Einwohner814'180; 4 Einwohner pro km²
BIP pro Kopf 2018US$ 58'624; Im Vergleich dazu CH: US$ 83'161
WährungUS-Dollar
SpitznameThe Mount Rushmore State

Pure Wild-West-Romantik

Auch die knochenharte Viehzucht auf den ewigen Weiten der Graslandschaften hat sich kaum verändert, seit die ersten Siedler im 19. Jahrhundert die Erfüllung des amerikanischen Traums suchten: ein Leben voller Reichtum und Glück. Wohlhabend wurde und wird hier allerdings kaum jemand. «Die Menschen sind arm an Dollars, aber reich an Land», erzählt man sich.

Das Land aber ist eine Wucht. Der Bundesstaat South Dakota (fünfmal so gross wie die Schweiz bei nur 814'000 Einwohnern) hat ausser dem berühmten Mount Rushmore keine herausragenden Monumente zu bieten. Wer sich hierher aufmacht, findet Wild-West-Romantik und eine Prärie wie aus dem Bilderbuch, inklusive Bisons und historischer Geisterstädte. «In South Dakota, our places are larger than life», sagt man hier. Die Landschaft sei wuchtiger als das Leben.

Das weiss man auch in Hollywood: Viele Wild-West-Streifen werden hier gedreht. Berühmtestes Beispiel ist Kevin Costner, der 1990 am Rand des Badland-Nationalparks seinen Oscar-prämierten Blockbuster «Der mit dem Wolf tanzt» realisierte.

Heute weiden in den USA etwa 30'000 Bisons

Den Zauber von anno dazumal erlebt man kaum eindrücklicher als beim jährlichen Buffalo Roundup im Custer State Park in den Black Hills. In dem 287 Quadratkilometer grossen Schutzgebiet leben etwa 1400 Bisons – so viele wie in keinem anderen staatlichen US-Park. Dass hier überhaupt noch Bisons grasen, gleicht einem Wunder. Bevor der «Weisse Mann» in den Westen aufbrach, zogen Schätzungen zufolge 60 Millionen Bisons über die weiten Ebenen. Keine 100 Jahre später hatten Gier und Rücksichtslosigkeit die Anzahl auf weniger als 500 Exemplare reduziert (und dadurch die Lebensgrundlage der Indianer zerstört).

Nur dem beherzten Eingreifen einiger Naturschützer in den 1890er-Jahren ist es zu verdanken, dass die letzten Bisons überlebten. Heute weiden in den USA etwa 30'000 Exemplare auf staatlichem Grund und ein Vielfaches davon auf privaten Ranches: Bisonfleisch feiert ein Comeback als Alternative zu Rind.

Highlights

Mount Rushmore: South Dakota ist das Zuhause der berühmtesten Sehenswürdigkeit der USA: die in Fels gehauenen Köpfe der Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln aus dem Jahr 1941. Das Projekt war ursprünglich ein PR-Gag: Man wollte damit schlicht den Tourismus in der Region ankurbeln. Mission erfüllt kann man sagen in Anbetracht von 2,4 Millionen Besuchern pro Jahr.

Rapid City: Rapid City, 1876 als Versorgungsstation für den Goldrausch in den Black Hills gegründet, besitzt noch seine historischen Strassenzüge. Infotafeln erläutern die Geschichte. Rapid ist zudem bekannt für seine Bronzestatuen aller amerikanischen Präsidenten in der Innenstadt. Sehenswert ist zudem das «Journey Museum», das einen geschichtlichen Überblick von den Zeiten der Dinosaurier bis heute gibt. Ein Highlight ist die Ausstellung zur Kultur der Indianer und der ersten Siedler. Shoppingtipp: In der Prairie Edge Trading Company gibt es eine sehr schöne Auswahl an indianischer Kunst und Souvenirs.

Amerikanischer Albtraum: Die Geschichte des Wilden Westens ist faszinierend, aber mit Gräueltaten verbunden. Die Besiedlung Nordamerikas durch europäische Auswanderer führte zum Tod Hunderttausender Ureinwohner und zur Zerstörung der Indianer-Kultur. Grund: die Ausbreitung unbekannter Krankheiten, Massaker und die Vernichtung der Lebensgrundlage. Bei den Prärieindianern South Dakotas war das die Ausrottung der Bisons. South Dakota war auch Schauplatz eines Blutbads: dem Massaker von Wounded Knee (Denkmal im Bild). Am 29. Dezember 1890 töteten US-Soldaten etwa 300 Indianer. Das Gemetzel ging in die Geschichte ein und brach den Widerstand der Ureinwohner. Heute noch ist deren Leben geprägt von Armut und Alkoholmissbrauch.

Badlands-Nationalpark: Der Badlands-Nationalpark im Westen des Bundesstaats erinnert an eine Mondlandschaft. Stark verwittertes Gestein bildet hier surreale Formen. Das Gebiet eignet sich nicht für die Landwirtschaft, daher der Name Badland, schlechtes Land. Zum Nationalpark gehört ebenfalls die grösste ursprüngliche Graslandschaft der USA. Hier grasen Bisons, Wildschafe und Antilopen.

The Mammoth Site: South Dakota, wie auch die umliegenden Bundesstaaten, ist ein wahres Eldorado für Fossiliensammler. Sehenswert ist das kleine Dinosauriermuseum im Örtchen Hill City des Wissenschaftlers Peter Larson, Entdecker eines der vollständigsten Tyrannosaurus-Rex-Skelette. Eine Besonderheit ist die Mammoth Site im Ort Hot Springs: Zu sehen sind die Skelette von 61 Mammuts, die in einem Wasserloch ums Leben kamen, in ihrer originalen Position.

Crazy Horse Memorial: Weit weniger bekannt als die Präsidentenköpfe von Mount Rushmore ist das Projekt von Crazy Horse, ebenfalls in den Black Hills. 1939 beauftrage Sioux-Häuptling Henry Standing Bear den polnischen Bildhauer Korczak Ziolkowski (1908–1982) mit der Skulptur des indianischen Häuptlings Crazy Horse, eines Helden im Kampf gegen die weissen Siedler. Geplant ist eine gigantische Skulptur des reitenden Crazy Horse auf einem Pferd. Da das Projekt nicht mit staatlichen Mitteln unterstützt wird, ist bis jetzt nur der Kopf realisiert worden. Bis zur Fertigstellung werden noch etwa 100 Jahre veranschlagt.

Mount Rushmore: South Dakota ist das Zuhause der berühmtesten Sehenswürdigkeit der USA: die in Fels gehauenen Köpfe der Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln aus dem Jahr 1941. Das Projekt war ursprünglich ein PR-Gag: Man wollte damit schlicht den Tourismus in der Region ankurbeln. Mission erfüllt kann man sagen in Anbetracht von 2,4 Millionen Besuchern pro Jahr.

Rapid City: Rapid City, 1876 als Versorgungsstation für den Goldrausch in den Black Hills gegründet, besitzt noch seine historischen Strassenzüge. Infotafeln erläutern die Geschichte. Rapid ist zudem bekannt für seine Bronzestatuen aller amerikanischen Präsidenten in der Innenstadt. Sehenswert ist zudem das «Journey Museum», das einen geschichtlichen Überblick von den Zeiten der Dinosaurier bis heute gibt. Ein Highlight ist die Ausstellung zur Kultur der Indianer und der ersten Siedler. Shoppingtipp: In der Prairie Edge Trading Company gibt es eine sehr schöne Auswahl an indianischer Kunst und Souvenirs.

Amerikanischer Albtraum: Die Geschichte des Wilden Westens ist faszinierend, aber mit Gräueltaten verbunden. Die Besiedlung Nordamerikas durch europäische Auswanderer führte zum Tod Hunderttausender Ureinwohner und zur Zerstörung der Indianer-Kultur. Grund: die Ausbreitung unbekannter Krankheiten, Massaker und die Vernichtung der Lebensgrundlage. Bei den Prärieindianern South Dakotas war das die Ausrottung der Bisons. South Dakota war auch Schauplatz eines Blutbads: dem Massaker von Wounded Knee (Denkmal im Bild). Am 29. Dezember 1890 töteten US-Soldaten etwa 300 Indianer. Das Gemetzel ging in die Geschichte ein und brach den Widerstand der Ureinwohner. Heute noch ist deren Leben geprägt von Armut und Alkoholmissbrauch.

Badlands-Nationalpark: Der Badlands-Nationalpark im Westen des Bundesstaats erinnert an eine Mondlandschaft. Stark verwittertes Gestein bildet hier surreale Formen. Das Gebiet eignet sich nicht für die Landwirtschaft, daher der Name Badland, schlechtes Land. Zum Nationalpark gehört ebenfalls die grösste ursprüngliche Graslandschaft der USA. Hier grasen Bisons, Wildschafe und Antilopen.

The Mammoth Site: South Dakota, wie auch die umliegenden Bundesstaaten, ist ein wahres Eldorado für Fossiliensammler. Sehenswert ist das kleine Dinosauriermuseum im Örtchen Hill City des Wissenschaftlers Peter Larson, Entdecker eines der vollständigsten Tyrannosaurus-Rex-Skelette. Eine Besonderheit ist die Mammoth Site im Ort Hot Springs: Zu sehen sind die Skelette von 61 Mammuts, die in einem Wasserloch ums Leben kamen, in ihrer originalen Position.

Crazy Horse Memorial: Weit weniger bekannt als die Präsidentenköpfe von Mount Rushmore ist das Projekt von Crazy Horse, ebenfalls in den Black Hills. 1939 beauftrage Sioux-Häuptling Henry Standing Bear den polnischen Bildhauer Korczak Ziolkowski (1908–1982) mit der Skulptur des indianischen Häuptlings Crazy Horse, eines Helden im Kampf gegen die weissen Siedler. Geplant ist eine gigantische Skulptur des reitenden Crazy Horse auf einem Pferd. Da das Projekt nicht mit staatlichen Mitteln unterstützt wird, ist bis jetzt nur der Kopf realisiert worden. Bis zur Fertigstellung werden noch etwa 100 Jahre veranschlagt.

Mehr

Der Tanz mit den Bisons

Da die Bison-Population im Custer State Park überwacht wird, muss jeder der Kolosse einmal im Jahr zum Medizincheck – immerhin erhob US-Präsident Obama 2016 die Tiere zum Nationalsymbol. Dazu müssen sie eingefangen und einzeln begutachtet werden. 60 Cowboys und vier Stunden taktische Manöver sind nötig, um die störrischen Giganten in abgesperrte Weiden zu treiben.

Als Cowboy mitzumachen, ist eine Ehre, für die sich Reiter aus dem ganzen Land anmelden. Das Los entscheidet, wer dabei sein darf. Allerdings ist nicht jedes Pferd der Aufgabe gewachsen: Einige weigern sich, an der Hetzjagd mitzumachen.

Denn die Bisons mit ihrem zotteligen Fell wirken Furcht einflössend – und doch majestätisch, wenn sie ruhig durchs Gras trotten. Das Spektakel zieht jährlich 20'000 Besucher an, die das Schauspiel von Hügeln aus betrachten (und jedem Bison applaudieren, der es schafft, auszubrechen).

Ich bin mitten im Geschehen, auf der Ladefläche eines Pick-ups. Auf einem Pferderücken wäre für die Bandscheiben besser gewesen: Wir rattern über die Prärie ohne Rücksicht auf Bodenwellen. Bei den unberechenbaren Bisons muss es schnell gehen. Das Erlebnis ist gewaltig. Von allen Seiten preschen Cowboys und -girls heran, um die Tiere am Ausbrechen zu hindern. Peitschen knallen, Rufe übertönen das Getrampel, Rinder schnauben. Eine Gruppe Bisons stürmt auf die Pferde zu: Rückzug, um sie von anderer Seite wieder zur Herde zu treiben. Es ist ein Tanz. Würde ich mich nicht krampfhaft am Dach des Pick-ups festhalten, ich würde meinen, ich sei im Wilden Westen. Grosses Kino.

Gut zu wissen

Hinkommen: Nach Rapid City kommt man mit einmaligem Umsteigen beispielsweise über Chicago. Nach Chicago fliegt die Swiss direkt, weiter geht es mit United Airlines. Mehr Informationen finden Sie unter swiss.com

Reinkommen: Schweizer Bürger benötigen einen gültigen Reisepass und müssen vor der Einreise die elektronische Einreisegenehmigung ESTA vorweisen. Diese muss online mindestens 72 Stunden vor dem Flug eingeholt werden. Sie kostet 14 US-Dollar und muss mit Kreditkarte bezahlt werden. Mehr Informationen finden Sie unter esta.cbp.dhs.gov/esta

Rumkommen: Der einzige Weg, South Dakota zu besichtigen, ist mit einem Mietwagen. Am kleinen Regionalflughafen in Rapid City sind einige Autovermieter ansässig. Tipp: Es ist um einiges günstiger, den Wagen im Voraus online zu mieten. Benötigt werden eine Kreditkarte und ein Schweizer Führerschein. Fahrer müssen mindestens 21 Jahre alt sein. Ab 25 Jahre sind die Preise günstiger.

Geld: Kreditkarten werden überall akzeptiert. Bargeld gibt es mit der EC-Karte. Wichtig zu wissen: Jeder Bundesstaat hat seine eigene Mehrwertsteuer, die nicht bei den Preisen angegeben ist. Die Rechnung fällt also immer höher aus als angenommen.

Unterkünfte: Es ist nicht nötig, im ländlichen Amerika sein Quartier schon vor der Reise zu buchen. Legen Sie Ihr Tagesziel lieber spontan fest und suchen Sie die Unterkunft vor Ort. Auf dem Land gibt es saubere Motelzimmer für zwei Personen ab 60 US-Dollar.

Weitere Informationen finden Sie unter travelsouthdakota.com

Hinkommen: Nach Rapid City kommt man mit einmaligem Umsteigen beispielsweise über Chicago. Nach Chicago fliegt die Swiss direkt, weiter geht es mit United Airlines. Mehr Informationen finden Sie unter swiss.com

Reinkommen: Schweizer Bürger benötigen einen gültigen Reisepass und müssen vor der Einreise die elektronische Einreisegenehmigung ESTA vorweisen. Diese muss online mindestens 72 Stunden vor dem Flug eingeholt werden. Sie kostet 14 US-Dollar und muss mit Kreditkarte bezahlt werden. Mehr Informationen finden Sie unter esta.cbp.dhs.gov/esta

Rumkommen: Der einzige Weg, South Dakota zu besichtigen, ist mit einem Mietwagen. Am kleinen Regionalflughafen in Rapid City sind einige Autovermieter ansässig. Tipp: Es ist um einiges günstiger, den Wagen im Voraus online zu mieten. Benötigt werden eine Kreditkarte und ein Schweizer Führerschein. Fahrer müssen mindestens 21 Jahre alt sein. Ab 25 Jahre sind die Preise günstiger.

Geld: Kreditkarten werden überall akzeptiert. Bargeld gibt es mit der EC-Karte. Wichtig zu wissen: Jeder Bundesstaat hat seine eigene Mehrwertsteuer, die nicht bei den Preisen angegeben ist. Die Rechnung fällt also immer höher aus als angenommen.

Unterkünfte: Es ist nicht nötig, im ländlichen Amerika sein Quartier schon vor der Reise zu buchen. Legen Sie Ihr Tagesziel lieber spontan fest und suchen Sie die Unterkunft vor Ort. Auf dem Land gibt es saubere Motelzimmer für zwei Personen ab 60 US-Dollar.

Weitere Informationen finden Sie unter travelsouthdakota.com

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