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Unterwegs in Taiwan
Von Tempeln, Tee und stinkendem Tofu

Lange Zeit war Taiwan nur als Produzent billiger Elektronik bekannt. Doch langsam entdeckt der internationale Tourismus die kleine Insel, die offiziell zu China gehört. Zu sehen gibt es wuselige Städte, 15'000 Tempel und eindrückliche Gebirge.
Publiziert: 18.06.2019 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2019 um 09:33 Uhr
Tainan mit seinen schönen Tempel ist die älteste Stadt Taiwans.
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Christian Bauer

Schönster Fleck der Insel

Trotz ihrer massiven Urbanisierung ist die Insel noch zu 60 Prozent mit Wald bedeckt. Insgesamt ist etwa ein Viertel des Landes als Nationalpark oder Schutz­gebiet ausgezeichnet mit Ökosystemen von den Sub­tropen bis zu arktischen Gefilden in den Hochgebir­gen, die knapp 4000 Meter erreichen. Als der schöns­te Flecken der Insel gilt der Taroko­-Nationalpark im Osten, der von der Meereshöhe bis auf 3700 Meter reicht. Besonders eindrücklich sind die tiefen Schluchten, deren Wände aus Marmor bestehen.

Ehemalige Hauptstadt

Tainan im Südwesten des Landes ist die älteste Stadt Taiwans. Gegründet wurde sie im 17. Jahrhundert durch die Niederländische Ostindien­-Kompanie, die hier ihre Basis für den Handel nach China und Japan errichtete. Als Taiwan an China fiel, ernannten diese Tainan kurzum zur Hauptstadt der Insel und erbauten hier einige der wichtigsten und schönsten Tempel. Allen voran der Tempel zu Ehren der Meeresgöttin Mazu. Das Gebäude war einst ein Palast der Ming­-Dynastie, dementsprechend opulent ist dessen Ausstattung. Nicht verpassen sollte man zudem die Shennong­-Strasse. In den flachen Lagerhallen des ehemaligen Flusshafens sind mittlerweile Galerien, Boutiquen und Cafés eingezogen.

In welchem Jahr leben die Taiwanesen?

Derzeit lebt man in Taiwan im Jahr 108. Offiziell gilt auf der Insel der Minguo-Kalender, der im Jahr 1912 mit der Gründung der Republik China beginnt. Allerdings findet diese Zählung nur in offiziellen Dokumenten Verwendung. Im Alltag (und im internationalen Handel) wird der gregorianische Kalender verwendet.

Derzeit lebt man in Taiwan im Jahr 108. Offiziell gilt auf der Insel der Minguo-Kalender, der im Jahr 1912 mit der Gründung der Republik China beginnt. Allerdings findet diese Zählung nur in offiziellen Dokumenten Verwendung. Im Alltag (und im internationalen Handel) wird der gregorianische Kalender verwendet.

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Erst mal einen Tee

Tee ist Taiwans Nationalgetränk und wird mit grosser Hingabe genossen und zelebriert. Das bergige Hinterland und das feuchte subtropische Klima bieten ideale Wachstumsbedingungen für verschiedene Sorten. Bekannt ist insbe­sondere der Oolong­-Tee – eine Zwischenstufe zwischen Schwarz­ und Grün­tee. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es ein Teehaus, das zudem als gesell­schaftlicher Mittelpunkt dient. Unbedingt reingehen! Teehäuser bieten einen atmosphärischen Einblick in die taiwanesische Kultur. Tipp: Am Stadtrand von Taipeh liegt die Region Maokong (hoch geht es mit einer Seilbahn), die für ihren Teeanbau bekannt ist. Das Teehaus Zi Zai Tian unweit der Bahnstation ist sehr malerisch.

China oder doch nicht?

Sagen wir es so: Es ist kompliziert. Seit 1945 beansprucht China Taiwan für sich (nach- dem die japanischen Besatzer die Insel an China übergaben). Das Reich der Mitte fordert von allen Staaten, die mit Peking diplomatische Beziehungen eingehen wollen, das Einhalten der «Ein-China-Politik» – die Anerkennung Taiwans als Teil Chinas. Anderen Staaten ist es untersagt, direkt mit taiwanesischen Politikern zu verhandeln. Unabhängigkeitsbestrebungen gibt es immer wieder, sind aber derzeit nicht sehr stark.

Sagen wir es so: Es ist kompliziert. Seit 1945 beansprucht China Taiwan für sich (nach- dem die japanischen Besatzer die Insel an China übergaben). Das Reich der Mitte fordert von allen Staaten, die mit Peking diplomatische Beziehungen eingehen wollen, das Einhalten der «Ein-China-Politik» – die Anerkennung Taiwans als Teil Chinas. Anderen Staaten ist es untersagt, direkt mit taiwanesischen Politikern zu verhandeln. Unabhängigkeitsbestrebungen gibt es immer wieder, sind aber derzeit nicht sehr stark.

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Gourmet-Kosmos

Wie in vielen asiatischen Ländern sind auch in Taiwan Nachtmärkte ein Eldorado für Foodies. Denn anders als der Name vermuten lässt, gehts bei den Night Markets hauptsächlich ums Essen. An Dutzenden Garküchen wird gebrutzelt, gebacken und gesotten, was das Land hergibt. Vieles ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Egal: einfach probieren! Der berühmteste Nachtmarkt findet in der Stadt Keelung im Norden statt. Hier soll die Tradition der Strassen­-Snacks ihren Anfang genommen haben.

 Taiwan in Zahlen
HauptstadtTaipeh
Fläche36'179 km2
Einwohner23,57 Millionen; 651 Einwohner pro km2
WährungTaiwan-Dollar
AmtsspracheHochchinesisch
BIP pro Kopf (2017)US$ 24577; 36. Weltrangliste

Inselglück

Zum Staatsgebiet Taiwan gehören auch ein paar Inseln. Die wohl inter­essanteste ist das kleine Eiland Lan Yu. Hier lebt der Stamm der Tao (manchmal auch Yumi genannt), die mehr mit den Maori in Neusee­land verwandt sind, als mit den Chinesen. Obwohl die Moderne auf dem Inselchen Einzug gehalten hat, versuchen die Taos an ihren Traditio­nen festzuhalten. Dazu zählt der traditionelle Fang von Fliegenden Fischen, die eine Hauptgrundlage der Ernährung darstellen. In den sechs Dörfern der Insel gibt es die Möglichkeit, in ein paar Privat­unterkünften zu übernachten.

Laternenfest von Pingxi

Mit seiner wechselvollen Geschichte und einer tiefen Religiosität hat sich in Taiwan eine lebendige Brauchtumskultur bewahrt. Das farbenfrohste Spektakel ist das Himmelslaternenfest in Bergdorf Pingxi, das seit Jahren zur Tradition gehört. Auf einen Mini-Heissluftballon, der durch ein kleines Feuer in die Höhe steigt, schreibt man seine Wünsche und schickt sie gen Himmel. Wenn die Laterne nicht vorzeitig Feuer fängt, soll der Wunsch in Erfüllung gehen.

Es lebe die Religion(en)

Obwohl Taiwan sich zu einer modernen Industriegesellschaft entwickelt hat, laufen den Religionsgemeinschaften nicht die Mitglieder weg. Im Gegenteil: Die drei vorherrschenden Glaubensrichtungen Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus haben mehr Anhänger als je zuvor. Dazu kommt der Glaube an Schutzgeister und Hilfsgötter, denen täglich im Hausaltar Räucherstäbchen geopfert werden.

Obwohl Taiwan sich zu einer modernen Industriegesellschaft entwickelt hat, laufen den Religionsgemeinschaften nicht die Mitglieder weg. Im Gegenteil: Die drei vorherrschenden Glaubensrichtungen Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus haben mehr Anhänger als je zuvor. Dazu kommt der Glaube an Schutzgeister und Hilfsgötter, denen täglich im Hausaltar Räucherstäbchen geopfert werden.

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Gewusel und Hochhäuser

Die Hauptstadt Taipeh wurde erst vor 300 Jahren gegründet und beherbergt heute etwa 2,7 Millionen Einwohner. Im gesamten Ballungsraum sind es acht Millionen – ein Viertel des Landes (an die Dimensionen und Menschenmassen muss man sich gewöhnen). Überragt wird die Stadt vom Wolkenkratzer «Taipei 101», der mit seinen 508 Metern von 2004 bis 2007 das höchste Gebäude der Welt war. Mit dem schnellsten Aufzug des Kontinents (1010 Meter/ Minute) geht es zur Aussichtsplattform im 89. Stock. Sehr interessant ist zudem das 660 Tonnen schwere Pendel, welches das Bauwerk stabilisiert. Wer es lieber historisch mag: Die Dihua Street im Stadtteil Datong stammt noch aus den 1850er-Jahren und beherbergt heute Cafés, Galerien und Boutiquen.

Mut zum stinkenden Tofu!

Taiwans beliebtester Fast-Food-Snack ist «stinkender Tofu». Zur Herstellung wird der Tofu wochenlang in einer Gewürzlake fermentiert – und stinkt danach fürchterlich, schmeckt aber himmlisch, wenn man den Taiwanesen glauben soll. Wer sich an den stinkenden Tofu wagen will: Die Shenkeng Old Street im Taipeher Stadtteil Shenkeng hat sich ganz dem Gericht verschrieben. Hier gibt es die «Spezialität» gebraten, frittiert, oder gekocht.

Auf zwei Rädern

In Taiwan ist seit einigen Jahren das Velo-Fieber ausge-brochen. Deshalb wurden in den letzten 15 Jahren in Nationalparks und Ausflugregionen Velowege angelegt. Doch auch auf dem Seitenstreifen der Überlandstrasse kann man gut in die Pedale treten: Velofahrer sind im Strassenverkehr akzeptiert. Die weniger entwickelte Ostküste eignet sich besonders für eine mehrtägige Velotour.

In Taiwan ist seit einigen Jahren das Velo-Fieber ausge-brochen. Deshalb wurden in den letzten 15 Jahren in Nationalparks und Ausflugregionen Velowege angelegt. Doch auch auf dem Seitenstreifen der Überlandstrasse kann man gut in die Pedale treten: Velofahrer sind im Strassenverkehr akzeptiert. Die weniger entwickelte Ostküste eignet sich besonders für eine mehrtägige Velotour.

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