Unterwegs in Neuseeland
Abenteuer erleben auf der Südinsel

Neuseeland ist sehr weit weg. Doch wer die lange Anreise wagt, wird vielfach belohnt. Eine Rundreise auf der Südinsel zu Gletschern, Glühwürmchen und geballter Action.
Publiziert: 30.10.2018 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.04.2019 um 15:18 Uhr
Elspeth Callender und Christian Bauer

Zehn Tage haben wir Zeit, um jenes Land zu erkunden, das auf den meisten Landkarten nur wie ein knöcherner Finger daherkommt. Doch die Dimensionen täuschen: Die Südinsel Neuseelands ist 840 Kilometer lang und rangiert auf dem zwölften Platz der grössten Inseln der Welt.

Nord- oder Südinsel? Das ist die ewige Frage für alle, die fürs andere Ende der Welt nur wenig Zeit mitbringen. Der Norden ist die «zivilisierte» Insel Neuseelands mit einer höheren Bevölkerungsdichte und entsprechend einem grösseren Kultur- und Citylife- Angebot. Die Südinsel ist dagegen der ungezähmte Spross der Familie – die Insel für alle, die unglaubliche Naturgewalt und Action suchen.

Die Südinsel ist für seine atemberaubende Natur bekannt

Wenig Touristen trifft man freilich überall: Nicht einmal vier Millionen internationale Gäste besuchen das Land jährlich. Das hat seinen Grund: Neuseeland ist weit weg. Sehr weit weg. Die reine Flugzeit beträgt etwa 22 Stunden, mit Umsteigezeit ist man leicht mal 30 Stunden unterwegs. Aber es lohnt sich: Alleine auf der Südinsel gibt es 23 Dreitausender, Fjorde, deren Wände hunderte Meter in den Himmel ragen, schlafende Vulkane und archaische Regenwälder. Und natürlich eine geballte Ladung Action: Im Städtchen Queenstown fand 1988 der erste kommerzielle Bungeejump der Welt statt. Heute bezeichnet sich der Ort als die «Welthauptstadt der Action».

Die Südinsel Neuseelands ist ein Land für Abenteurer.
Foto: Getty Images

Unser Roadtrip beginnt in Christchurch, der grössten Stadt im Süden, die sich nach dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2011, immer noch neu erfinden muss. Das Städtchen hat einen gemütlichen provinziellen Charme – uns zieht es aber an die raue Westküste. Dorthin, wo der feuchte Westwind auf die Neuseeländischen  Alpen trifft. «Te Wāhipounamu» nennen die Maori-Ureinwohner das Land: Ort der Jade. Passt: Hier wird nicht nur der grüne Schmuckstein gefunden, die Feuchtigkeit lässt an der Westküste zudem Regenwälder spriessen, über denen verblüffenderweise Gletscher thronen.

Mit dem Heli auf den Gletscher

Der Franz Josef Gletscher ist ein Publikumsmagnet.
Foto: Getty Images

Unser erster Stopp ist der Westland Nationalpark, der alle Ökosysteme der Südinsel abdeckt: Von der rauen Küste über den gemässigten Regenwald bis in alpine Regionen auf knapp 3000 Meter. Publikumsmagnet (in der Hauptreisezeit im Süd-Sommer kann es hier eng werden) ist der Franz Josef Gletscher, der irrwitziger Weise nach dem österreichischen Kaiser benannt ist. Der Maori-Name ist da viel poetischer: Kā Roimata o Hine Hukatere – die Tränen des Schneemädchens. Die gefrorenen «Tränen» kalbten einst direkt ins Meer, heute reichen die Eismassen noch bis auf 400 Meter herab -  Weltrekord!

Kein Gletscher der gemässigten Zonen reicht soweit hinab. Die Wanderung zur Gletscherzunge durch üppigen Regenwald ist daher relativ einfach. Wir entscheiden uns aber für eine Action-Variante: ein Helikopterflug zum Herz des ewigen Eises. Zehn Minuten dauert der Spass, an dessen Ende wir in bester Action-Film- Manier aufs Eis springen, Steigeisen an die Stiefel schnüren und durch die aufgetürmten Eismassen hiken. Einen passenden Weg zu finden ist auch für den erfahrenen Guide nicht einfach. 50 Zentimeter bewegt sich das Eis pro Tag, die Oberfläche verändert sich wörtlich über Nacht.

So träge wie ein Gletscher kommen auch wir mit unserem Camper voran. Zum einen sind die Strassen schmal (Autobahnen sucht man hier vergebens). Zum anderen gibt es (zu) viel zu erleben. Wir wandern durch den Regenwald, in dem Flechten wie  Hippsterbärte von den Bäumen hängen und zu gischtumtosten Küsten, relaxen in Hot-Pools, paddeln durch Fjorde und schlagen unser Nachtlager «in the middle of nowhere» auf.

Wild Campen ist hier erlaubt

Denn: Wild Campen ist in Neuseeland erlaubt – sofern man um Erlaubnis fragt. Die neuseeländischen Nächte verschlagen uns ebenfalls den Atem. Ohne das künstliche Licht von Städten funkeln am Himmel Myriaden Sterne. Oder sind es Glühwürmchen, so wie in den Höhlen des Fjordland Nationalpark, jenem Landstrich im Südwesten der Insel, der an Zauber kaum zu überbieten ist. Dort kleben Glühwürmchen an Höhlendecken und funkeln wie der Nachthimmel. Magisch! Mit klebrigen Fäden lockern sie Insekten in die Falle.

Wir sind ebenfalls in die Falle getappt: Die schiere Wucht der rauen Südinsel Neuseelands lässt uns nicht mehr los. Da bleiben wir gerne kleben.

Das sind die Highlights der Südinsel

1. Abel-Tasman- Nationalpark

Am nördlichen Zipfel der Südinsel befindet sich der Abel-Tasman-Nationalpark, der für seine goldenen Strände, verträumten Buchten und wuchernden Küstenwälder gerühmt wird. Klassischerweise erkundet man den Park zu Fuss auf dem mehrtägigen Coast Track. Einen anderen Blick auf das landschaftliche Juwel bekommt man bei einer See-Kajaktour. Möglich sind Tages- und Mehrtagestouren. www.doc.govt.nz

2. Kaikoura : Whale Watching

Kaikoura an der Ostküste ist Neuseelands Whale Watching Spot. Pott- und Buckelwale tummeln sich hier ebenso wie verschiedene Delfinarten und Orkas. Auge in Auge mit den Meeressäugern kommt man auf einer Bootstour. Für einen Adlerblick gibt es Whale Watching per Helikopter. Eindrücklicher ist ein Schwumm mit Delfinen und Robben. www.kaikoura.co.nz

3. Edelsteine und wilde Natur

Das Dörfchen Hokitika an der Westküste ist das Zentrum des Jade-Handwerks der einheimischen Maori. In den Galerien kann man einfache Souvenirs bis zu kunstvollen Stücken erwerben. Ein Themenweg führt zu den historischen Überbleibseln des einstigen Goldgräberrauschs. Nicht weit entfernt ist die «Hokitika Gorge», ein wildes Tobel, in dem stahlgrünes Gletscherwasser fliesst (gute Wandermöglichkeiten).

4. Otago- Halbinsel

Die Otago-Halbinsel in der Nähe der Stadt Dunedin ist bekannt für ihre Albatross-Kolonie – die einzige weltweit auf dem Festland. Abholzungen durch das Militär im 19. Jhd haben hier ideale Lebensbedingungen geschaffen. Bei einer geführten Tour sieht man sowohl die Nistplätze wie auch alte Militärtunnel. Ebenfalls zu sehen gibt es die seltenen Gelbaugenpinguine.

5. Wanderparadies im Dschungel

Neuseeland ist ein Wanderparadies. Nebst kurzen Wanderungen sind besonders Mehrtages-Trecks beliebt. Als schönste Strecke gilt der Routeburn Track in der Nähe der Stadt Queenstown. Auf 32 km führt der Weg durch den Regenwald und gibt weite Blicke über die Gebirgslandschaften des Fjordland-Nationalparks. Geschlafen wird in Hütten. Anmeldung erforderlich!

Praktische Informationen für Reise nach Neuseeland

Hinkommen

Direktflüge aus der Schweiz nach Neuseeland gibt es nicht. Mit einmaligem Umsteigen geht es mit Thai Airways über Bangkok oder mit Emirates über Dubai. Der Flug Dubai – Auckland dauert 15 Stunden. Derzeit einer der Längsten. thaiairways.com; emirates.com

Reinkommen

Für einen Aufenthalt bis zu drei Monaten wird kein Visa benötigt. Ein Reisepass genügt. Allerdings muss bei der Einreise ein Rück- oder Weiterflugticket und ein Nachweis über ausreichende Geldmittel vorgelegt werden (Kontoauszug mitnehmen).

Rumkommen

Wer flexibel sein will, sollte sich ein Auto mieten (online im Voraus). Das Bussystem ist zudem gut ausgebaut. Einige Unternehmen bieten hop-on, hop-off-Routen an, für die ein Flat-Rate-Ticket gekauft werden kann (besonders für Backpacker interessant). Beispielsweise: www.kiwiexperience.com

Die beste Reisezeit

Hauptsaison in Neuseeland ist ab Dezember und dann bis Juni. Wichtig zu beachten: In der Hochsaison sind Campervans in Neuseeland sehr teuer. Die beste Reisezeit für Neuseeland mit viel Sonnenschein ist der Sommer von Ende November bis Ende Februar, der Winter in Neuseeland ist von April bis September.

Buchen

Rundreisen und Individualtrips können z.B. bei Knecht Reisen oder Globetrotter gebucht werden. knecht-reisen.ch, globetrotter.ch

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