Badeferien-Trend
Die Urlauber ziehts nach Spanien

Der Tourismus am Mittelmeer steht im Umbruch. Durch politische Unruhen und Terroranschläge verlagern sich die Besucherströme. Gewinner sind traditionelle Ziele wie Spanien.
Publiziert: 01.03.2016 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2019 um 13:18 Uhr
Christian Bauer
Traumziel Spanien: Jedes Jahr besuchen etwa 60 Millionen Menschen die Iberische Halbinsel, die Balearen und die Kanaren.
Foto: Thinkstock

Der Tourismus hat eine neue Unbekannte: den Terrorismus. Für Fernwehsüchtige zählen nicht mehr nur Sonne, Strand und Preise – Sicherheit wird zu einem zusehendswichtigen Kriterium dafür, wohin die Reise gehen soll. Das spüren derzeit besonders die krisengeschüttelten Staaten am südlichen Mittelmeer. Die Bombenanschläge in Tunesien – besonders im Badeort Sousse im Juni 2015 –, der Flugzeugabsturz über dem Sinai und der Angriff im Januar 2016 auf ein Hotel im ägyptischen Hurghada brachten den Tourismus der beiden Länder komplett zum Erliegen. «Die Buchungen für Ägypten sind bei uns um etwa 50 Prozent zurückgegangen», bestätigt Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Pressesprecherin Hotelplan Suisse.

Welche Länder sind sicher für die Ferien?

Auch die Türkei hat durch die politische Situation Buchungsrückgänge zu verzeichnen. Das trifft die Badedestination auch deshalb intensiv, weil die Türkei in den letzten Jahren auch als Alternative für die Krisenländer in Nordafrika diente. Die Türkei hat derweil die Sicherheitsmassnahmen an den touristischen Hotspots verstärkt und subventioniert Charterflüge an seine Badedestinationen, um einen weiteren Anreiz für Fluggesellschaften und Veranstalter zu geben.

Erstaunlich: Obwohl Politiker regelmässig von einer «weltweit erhöhten Bedrohungslage» sprechen – die Reiselust bleibt ungebrochen. Hochrechnungen von Experten gehen davon aus, dass auch dieses Jahr so viele Menschen verreisen wie noch nie zuvor. Trotz der Gefahren, die Zahl der Reisenden steigt stetig. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass es mittlerweile genügend Alternativen gibt für beliebte Reiseziele, die vom Terror erfasst werden.

60 Millionen Reisende besuchen das Festland

Spanien ist ein beliebtes Reisziel. Tolle Aussichten in Castilla La Mancha (Toledo)

Von den Wirren des europäischen Badetourismus dürften dieses Jahr vor allem klassische Reiseziele profitieren: das spanische Festland, die Balearen und die Kanarischen Inseln. Spanien zählt traditionell ohnehin zu den beliebtesten Destinationen Europas. Jährlich besuchen etwa 60 Millionen Menschen die Iberische Halbinsel respektive die beiden Inselgruppen, darunter etwa 1,6 Millionen Schweizer.

Und im nahen Sommer dürften noch mehr ihre Liegestühle in die dortigen Sandstrände pflanzen – nicht zur Freude aller. In Mallorca und Barcelona etwa – sie stehen an der Spitze des spanischen Tourismus – regt sich bereits Widerstand gegen die wachsende Masse. Beide Destinationen diskutieren über Massnahmen, die Besucherzahl in der Hochsaison zu begrenzen.

Auch Edelweiss Air profitiert vom Spanien-Boom, sie fliegt Mallorca und die Kanaren an. «Der Anteil unserer Passagiere im westlichen Mittelmeer liegt bei über 80 Prozent, inklusive Italien und der Kanaren», sagt Alain Chisari, CCO von Edelweiss. «Jener für Ägypten ist unter zehn Prozent gefallen.» Dass die Sonne in Spanien nun noch heller scheint, ist verständlich. Keine andere europäische Baderegion bietet ihren Gästen eine derartige Vielfalt an Küsten, Städten und Landschaften. Allein die 4900 Kilometer lange Küstenlinie umfasst unzählige Sandstrände oder mit Pinien bewachsene Felsbuchten, Rummel oder Naturidylle. Der Zauber schwingt bereits in den Namen der Strandparadiese mit: Costa del Sol (Sonnenküste), Costa Tropical (Tropenküste), Costa Cálida (Heisse Küste) oder Costa Dorada (Goldküste).

Die 6 schönsten Strände Spaniens

Im Jahr 2014 legte die spanische Tourismusbranche auf dem Festland um sieben Prozent zu, die grössten Profiteure des Aufschwungs waren die Kanarischen Inseln. Alleine im Dezember 2015 reisten insgesamt 1,2 Millionen Touristen auf die Atlantikinseln mit ihren Traumstränden, Vulkanlandschaften und dem breiten Outdoor-Angebot – mehr als je zuvor. Tui Schweiz verbucht für die «Inseln des ewigen Frühlings» einen Buchungsanstieg von 35 Prozent. Das birgt auch Gefahren. Hält der Trend weiter an, stossen die dortigen Hotels bald an ihre Grenzen. Daher überlegt die Regierung auf den Kanarischen Inseln, den geltenden Baustopp für Hotels aufzuheben. Denn sie legte früh wert auf Ökologie und den Erhalt der schönen Strände. Architektonische Scheusslichkeiten, wie man sie in vielen Mittelmeer-Orten findet, möchte man hier vermeiden.

Eine steigende Nachfrage geht meist mit steigenden Preisen einher. Bis dato sind die Hotelpreise in Spanien und andere Kosten, wie zum Beispiel in der Gastronomie, noch nicht gestiegen. Ob das auch für die Sommersaison 2016 gilt, bleibt abzuwarten. Durch den Wegfall des Euro-Mindestkurses sind Reisen ins Euro-Ausland im letzten Jahr sogar leicht günstiger geworden. Dennoch gilt: Wer ein paar Monate vor der Abreise nach Spanien bucht, findet die besseren Angebote. «Frühbucher profitieren gar von besonderen Rabatten», so Prisca Huguenin-dit-Lenoir, «zudem hat man eine grössere Auswahl an Hotels, Zimmerkategorien und Destinationen.»

Kontingente können allenfalls erhöht werden

Last-minute-Bucher dürften es hingegen schwerer haben. Durch die vollen Hotels in Spanien schwinden deren Chancen auf Schnäppchen merklich, weiss Huguenindit-Lenoir. Wer nun Angst hat, keinen Platz für sein Badetuch an einem spanischen Strand zu finden, sei beruhigt: Die grossen Schweizer Reiseveranstalter beobachten den Markt ganz genau und erweitern bei Bedarf ihre Angebote. «Wir können jederzeit unsere Bettenkontingente aufstocken und Zusatzflüge auflegen», lässt Hotelplan Suisse verlauten. Wir werden am Strand also nicht alleine bleiben.

Mehr Infos zu den Attraktionen von Spanien und dessen Inselgruppen finden Sie unter:

Spanien: www.spain.info
Kanaren: www.hallokanarischeinseln.com
Katalonien, Barcelona: www.catalunya.com
Andalusien: www.andalucia.com/de

Wichtiger Hinweis: Dieser Text entstand im Februar 2016

La Gomera, Spanien

Gemächlich ist das Tempo auf der Kanareninsel La Gomera. Vom Valle Gran Rey aus tuckert man auf traditionellen Fischerbooten auf den Atlantik hinaus, um diverse Delfinarten, Pilot- und Pottwale zu beobachten. Für Frühaufsteher werden auch Sonnenaufgangs-Fahrten angeboten. www.oceano-gomera.com

Gemächlich ist das Tempo auf der Kanareninsel La Gomera. Vom Valle Gran Rey aus tuckert man auf traditionellen Fischerbooten auf den Atlantik hinaus, um diverse Delfinarten, Pilot- und Pottwale zu beobachten. Für Frühaufsteher werden auch Sonnenaufgangs-Fahrten angeboten. www.oceano-gomera.com

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Fuerteventura

Facts
Fuerteventura gehört zu den sieben kanarischen Hauptinseln. Nach Teneriffa ist sie mit 1660 km² die zweitgrösste. Die ­Kanaren gehören zu Spanien, bezahlt wird in Euro.
Zeitunterschied: –1 Std.

Hinkommen
Flug: Mit Air Berlin ab ­Zürich, Basel oder Genf. Preis: Hin und ­zurück ab ca. 600 Franken.
Fähre: Ab Cadiz (40 Std.).

Sporthotel
Das Las Playitas bietet ­neben Segeln, Tennis, Golf auch Appartements mit grossen Zimmern.
www.playitas.info

Facts
Fuerteventura gehört zu den sieben kanarischen Hauptinseln. Nach Teneriffa ist sie mit 1660 km² die zweitgrösste. Die ­Kanaren gehören zu Spanien, bezahlt wird in Euro.
Zeitunterschied: –1 Std.

Hinkommen
Flug: Mit Air Berlin ab ­Zürich, Basel oder Genf. Preis: Hin und ­zurück ab ca. 600 Franken.
Fähre: Ab Cadiz (40 Std.).

Sporthotel
Das Las Playitas bietet ­neben Segeln, Tennis, Golf auch Appartements mit grossen Zimmern.
www.playitas.info

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Córdoba

Córdoba ist mit etwas mehr als 320 000 Einwohnern die drittgrösste Stadt (nach Sevilla und Málaga) der südlichsten Region Spaniens, Andalusien. Córdobas Gründung geht auf die Römer zurück. Ihre Bedeutung allerdings verdankt die Stadt den islamischen Mauren.

Im Jahr 711 er­oberten diese die Iberische Halbinsel, und bald wurde ­Córdoba Hauptstadt des Emirats von Córdoba. Schon um das Jahr 1000 war sie mit etwa 300 000 Menschen die grösste Stadt der bekannten Welt. Sie war das geistige Zentrum Europas, wo Kunst und ­Wissenschaften blühten und die Grundlage für den ­späteren Aufstieg des christlichen Abendlands gelegt wurde. Christen, Muslime und Juden lebten hier friedlich miteinander.

Mit der Rückeroberung Andalusiens durch die Christen ab dem 13. Jahrhundert fand dieses Miteinander allerdings ein Ende. In Córdobas wunderbar erhaltener Altstadt und der weltberühmten Mezquita zeigt sich die Mischung der Kulturen wahrscheinlich noch heute in seiner schönsten Form.

Córdoba ist mit etwas mehr als 320 000 Einwohnern die drittgrösste Stadt (nach Sevilla und Málaga) der südlichsten Region Spaniens, Andalusien. Córdobas Gründung geht auf die Römer zurück. Ihre Bedeutung allerdings verdankt die Stadt den islamischen Mauren.

Im Jahr 711 er­oberten diese die Iberische Halbinsel, und bald wurde ­Córdoba Hauptstadt des Emirats von Córdoba. Schon um das Jahr 1000 war sie mit etwa 300 000 Menschen die grösste Stadt der bekannten Welt. Sie war das geistige Zentrum Europas, wo Kunst und ­Wissenschaften blühten und die Grundlage für den ­späteren Aufstieg des christlichen Abendlands gelegt wurde. Christen, Muslime und Juden lebten hier friedlich miteinander.

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