Helmi Sigg zeigt seine Reise durch Schottland
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Helmi Sigg zeigt seine Reise:Helmi Sigg zeigt seine Reise durch Schottland

Einmal rund um Schottland
Helmis wunderliche Reise durch Schottland

Autor und Comedian Helmi Sigg umrundete mit seiner Frau, der Fotografin Barbara Sigg, in elf Tagen Schottland. Sie besuchten Schlösser und Hochebenen, staunten, stellten Fragen, tranken Whisky und assen frittierte Marsriegel. Ein rasantes Reisetagebuch.
Publiziert: 13.10.2019 um 15:12 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2019 um 09:50 Uhr
Schottland mit seinen unendlichen Weiten, dem saftigen Grün und den ständig wechselnden Wetterstimmungen.
Foto: Barbara Sigg
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Die Herausforderung: Wir fahren links und steuern rechts. Die Strecke von Edinburgh nach St. Andrew, unser erstes Ziel, hat Stressfaktor 12. Doch bald haben wir den Verkehr und das Auto im Griff.

Was haben wir uns gefreut. Endlich sind wir in «Alba» – so Schottland auf Gälisch – und hoch die Ostküste entlang auf dem Weg in die Highlands.

«Einmal muss man die Geburtsstätte des Golfs – St. Andrew – bespielt haben», lautet die Devise vieler Schlägerschwinger. Oder: «Golf ist keine Frage von Leben und Tod – Golf ist wichtiger.» Unser Interesse gilt aber einem frittierten Marsriegel.

Stonehaven, etwa eine Stunde später. Im legendären Carron, einem Fish-&-Chips-Takeaway, hängt die schriftliche Beglaubigung: Hier wurde 1992 zum ersten Mal ein Marsriegel frittiert. Jenny Middleton (58), Managerin, bereitet ihn zu. Eine Minute später
ist der leere Laden voller asiatischer Touristen, die alle unbedingt den
«deep fried»-Schokoriegel haben müssen. Er ist süss und schmeckt fantastisch.

Leicht überzuckert reisen wir danach durch die Lowlands weiter hoch bis nach Douneside House, einem herrschaftlichen Hotel an der Grenze des 3800 Quadratkilometer grossen Cairngorms Nationalparks. Burger, Bier und gute Nacht.

Ein rosa Schloss, Shortbread und Meeresidylle

Haggis, die schottische Nationalspeise zum Frühstück, und dann nordwärts nach Forres. Kurzer Halt beim Craigievar Castle, einer rosa Burg aus dem 17. Jahrhundert. Es ist frühmorgens, ausser Vogelgezwitscher herrscht hier absolute Ruhe. Sadie Crook (18) taucht auf und offeriert eine Führung.

Huntley steht auf dem Plan. Dort produziert man das legendäre Dean's Shortbread seit 1975. Angekommen, giesst es innerhalb von Minuten wie aus Kübeln. Es stimmt also: Wenn dir das Wetter in Schottland nicht gefällt, dann warte eine Minute. Es dauert deren fünf!

Wir testen von den Butterkeksen den Klassiker und sind begeistert. Gestärkt besuchen wir an der Nordküste das Fischerdorf Pennan. Hier befindet sich die berühmte rote Telefonkabine aus dem Film «Local Hero». Doch schöner ist Crovie, ein Dorf am Meer, ein paar Küstenlängen weiter, bestehend aus einer einzigen Häuserreihe. Im Knockomie Inn in Forres beziehen wir Unterkunft für zwei Tage.

Monster, Magier und ein Kilt

Zuerst wirds touristisch: Loch Ness, Visitors Center und dann die Ruinen von Urquhart Castle. Später umrunden wir den 37 Kilometer langen und 1,5 Kilometer breiten See und suchen eine andere Ruine auf, das Boleskine House. Früher wohnten darin der Okkultist Aleister Crowley (1875–1947) und in den 70er-Jahren Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page (75). Auf verbotenem Pfad gehen wir hoch und stehen vor dem vor drei Jahren abgebrannten Gebäude. Wohliges Gruseln.

Auf nach Inverness, dort will ich endlich in einen Kilt schlüpfen. Für einen Schottenrock braucht es 7,5 Meter Stoff aus reiner Schafswolle. Preis: ab 400 Pfund (knapp 500 Franken). Die Stoffmuster (Tartans) zeigen die Zugehörigkeit zu schottischen Clans. Andrea Melchionna (31), Shop-Assistentin im Kiltmaker-Shop vom Highland House of Fraser, macht es möglich. Kaum stehe ich auf der Strasse, werde ich von Touristinnen bedrängt, alle wollen auf ein Foto mit mir.

Umfrage: Sind Schotten geizig lebt Nessie?

«Überhaupt nicht! Im Gegenteil, sie heissen einen mit offenen Armen willkommen und sind sehr hilfsbereit. Wer behauptet denn so was (lacht)! Nessie lebt, daran gibt es keinen Zweifel! Natürlich! Das ist wahr.» Gillian Burtwell (51), Britin und Geschäftsführerin des Cocoa Mountain in Balnakeil.
Foto: Barbara Sigg
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Der Zwischenhalt an der Ostküste hat sich gelohnt. Dunrobin Castle in Goldspie mit seinen 189 Zimmern ist das grösste Schloss in den Highlands. Dies ist die gefühlt längste Etappe und führt uns zum nördlichsten Punkt der britischen Hauptinsel: Dunnet Head. Die Sonne scheint, der Wind pfeift, und der malerische Leuchtturm macht das Bild perfekt.

Bevor wir Bettyhill ansteuern, relaxen wir an dem am Weg liegenden, einsamen Strathy Beach. Eine gute Viertelstunde plaudern wir mit der Meeresbiologin Lauren Smith, die mit ihrer Working-Spaniel-Hündin Tattie auf der Suche nach seltenen Haifisch-Eiern für ihre Studien ist.

Banksyund das Schokoladenduell

Wir fühlen uns herausgefordert. In Balnakeil an der Nordküste soll es die beste Schokolade der Welt geben. Die Highlandfahrt verzaubert. Dort, ein einsames Haus! Überraschung, im Moine House findet man Street Art an den Wänden, ein paar davon im Stile von Banksy. Das Haus bot früher Reisenden Zuflucht im Niemandsland. Cocoa Mountain, ebenfalls recht abgelegen, wird von Gillian Burtwell (51) geführt, sie lässt sich auf ein Duell ein. Schweizer Schoggi gegen schottische. Sieger wurde ...? Um das herauszufinden, muss man schon eine heisse Schokolade im Cocoa Mountain bestellen.

Dudelsack und eine fiese Möwenattacke

Die Westküste hat es in sich. Berge, Täler, Hochebenen, Flüsse, Wasserfälle und viele Lochs (Seen). Wir nächtigen in der Nähe von Kylesku. Bevor wir die Isle of Skye besuchen, noch ein Abstecher zum Eilean Donan Castle, das man aus verschiedenen Filmen kennt. Lea McLeod (26) heisst alle Besucher mit dem Dudelsack willkommen.

Isle of Skye, Mittagessen in der Hauptstadt Portree mit Fish & Chips. Wir setzen uns auf die Hafenmauer. Nach zwei Bissen werde ich von einer schreienden Schar Möwen attackiert, und alles landet auf dem Boden. 1:0 für die Vögel, ich werde zur touristischen Lachnummer. Wir umrunden Skye und erhalten die volle Packung: Landschaft, bestes Wetter, Dunvegan Castle samt schönem Garten, Kilt Rock, den bizarren Felsen von Old Man of Storr und natürlich Talisker Whisky. Cheers!

Harry Potter und Lasagne

Bye-bye, Skye! Mit der Fähre gehts an der Westküste nach Süden. Zwischenhalt in Spean Bridge in der Nähe von Fort William. Wir können uns an den Highlands nicht sattsehen, fahren am Glenfinnan-Viadukt, der berühmten «Harry Potter»-Brücke, vorbei und landen in Inveraray, einer pittoresken Hafenstadt. Im Loch Fynes Whisky-Shop werden mir einheimische Tropfen vorgestellt, und ich werde in das Geheimnis des Living Cask eingeweiht. Die beste Lasagne meines Lebens esse ich in The Cottage, einem versteckten, lauschigen Restaurant. Eine Wohltat nach den vielen Haggis, Neeps und Tatties.

Clan Carmichel

Zum Abschluss besuchen wir noch einen Clan. Den Kontakt habe ich in der Schweiz geknüpft. Andrew Carmichael (42) empfängt uns festlich im Kilt. Er stellt uns persönlich den kleinen, aber sehr alten Clan vor und führt uns schliesslich zur Ruine des ehemaligen Herrenhauses.

Auf seinem Gut leben 1000 Schafe, 140 Stück Wild, 75 Limousin-Rinder, Hühner, Enten und Ziegen. Das Fleisch, das sie produzieren, wurde mehrfach ausgezeichnet und kann auch im hauseigenen Shop gekauft werden.

«Wir haben einen Living Circle. Das Futter für die Tiere wird von uns angebaut, das Wasser stammt aus der eigenen Quelle, und wir schlachten auf dem Hof. So entsteht kein Stress, und wir haben die absolute Kontrolle über die Qualität unserer Produkte», erzählt uns Andrew. «Daneben vermieten wir Cottages und empfangen Carmichaels aus der ganzen Welt.»

PS: Und noch ein Geheimnis haben wir gelüftet. Immer wieder wird gefragt, was unter einem Kilt zu sehen ist. Die Antwort: die Zukunft Schottlands.

Reisetipps vom Schottland-Profi

Sprache: Was ist denn das für ein komischer Dialekt? Der Schottische Akzent hat es in sich, und es braucht manchmal einen Moment, bis Sie sich daran gewöhnen.

Gastfreundschaft: Die Schotten sind sehr gastfreundlich. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit zum Eintauchen in die lokale Kultur als einen Aufenthalt in einem Bed & Breakfast. Nicht selten geniesst man mit den Inhabern am Nachmittag eine Tasse Tee und erfährt bei einem netten Gespräch viele interessante Geheimtipps zur Umgebung.  

Schlosshotel oder historisches Country House: Ein ganz besonderes Erlebnis ist eine Übernachtung in einem Schlosshotel oder in einem Country House. Historisch oder modern, Leuchtturm oder Destillerie, mit Schlossgeist- oder Jagdhütten-Feeling – für jeden Geschmack lässt sich auf der Route ein spezielles Hotel einplanen.

Essen und Trinken: Jahrelang hatte Schottland einen eher schlechten Ruf punkto Essen und wurde oft auf fettige Fish & Chips reduziert. Doch insbesondere in den Städten hat man heute die Qual der Wahl, sobald man sich auf die Suche nach einem Lokal für das Abendessen macht. Und auch auf dem Land findet man zahlreiche Restaurants, die aus hochwertigen Produkten aus dem eigenen Land kreative Gerichte zaubern. Nicht nur wegen des fangfrischen Lachses und Seafoods schlägt das Herz jedes Gourmets höher.

Festivalzeit in Edinburgh: Im August findet nicht nur das weltweit bekannte Royal Edinburgh Military Tattoo statt, sondern gleichzeitig auch das grösste Künstlerfestival der Welt, das Fringe Festival.

Live-Musik im Pub: In ganz Schottland trifft man immer wieder auf beliebte Pubs und Inns, wo traditionelle Folk-Music-Sessions einen sozialen Mittelpunkt bilden.

Midges (Mücken): Midges können während der Sommermonate in Schwärmen auftreten. Aber keine Sorge, eine frische Brise kann die kleinen Plagegeister im Nu vertreiben. Da es in Schottland häufig windig ist, trifft man meistens nur an wenigen Tagen auf die kleinen Stechmücken.

Reisetipps von Eveline Heimgartner (40), Kontiki Reisen, Baden AG

Sprache: Was ist denn das für ein komischer Dialekt? Der Schottische Akzent hat es in sich, und es braucht manchmal einen Moment, bis Sie sich daran gewöhnen.

Gastfreundschaft: Die Schotten sind sehr gastfreundlich. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit zum Eintauchen in die lokale Kultur als einen Aufenthalt in einem Bed & Breakfast. Nicht selten geniesst man mit den Inhabern am Nachmittag eine Tasse Tee und erfährt bei einem netten Gespräch viele interessante Geheimtipps zur Umgebung.  

Schlosshotel oder historisches Country House: Ein ganz besonderes Erlebnis ist eine Übernachtung in einem Schlosshotel oder in einem Country House. Historisch oder modern, Leuchtturm oder Destillerie, mit Schlossgeist- oder Jagdhütten-Feeling – für jeden Geschmack lässt sich auf der Route ein spezielles Hotel einplanen.

Essen und Trinken: Jahrelang hatte Schottland einen eher schlechten Ruf punkto Essen und wurde oft auf fettige Fish & Chips reduziert. Doch insbesondere in den Städten hat man heute die Qual der Wahl, sobald man sich auf die Suche nach einem Lokal für das Abendessen macht. Und auch auf dem Land findet man zahlreiche Restaurants, die aus hochwertigen Produkten aus dem eigenen Land kreative Gerichte zaubern. Nicht nur wegen des fangfrischen Lachses und Seafoods schlägt das Herz jedes Gourmets höher.

Festivalzeit in Edinburgh: Im August findet nicht nur das weltweit bekannte Royal Edinburgh Military Tattoo statt, sondern gleichzeitig auch das grösste Künstlerfestival der Welt, das Fringe Festival.

Live-Musik im Pub: In ganz Schottland trifft man immer wieder auf beliebte Pubs und Inns, wo traditionelle Folk-Music-Sessions einen sozialen Mittelpunkt bilden.

Midges (Mücken): Midges können während der Sommermonate in Schwärmen auftreten. Aber keine Sorge, eine frische Brise kann die kleinen Plagegeister im Nu vertreiben. Da es in Schottland häufig windig ist, trifft man meistens nur an wenigen Tagen auf die kleinen Stechmücken.

Reisetipps von Eveline Heimgartner (40), Kontiki Reisen, Baden AG

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