Runterfahren auf Juist
Waten und Tee trinken

Die ostfriesische Insel Juist sei jedem empfohlen, der ständig durchs Leben galoppiert und sich nach einem Urlaub weit weg von jeglicher Hektik sehnt. Jedem, ausser vielleicht cyclo- und hippophoben Zeitgenossen.
Publiziert: 30.08.2022 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2022 um 14:44 Uhr
Michaela Ruoss

Das Wichtigste vorweg: Nach Juist führen viele Wege. Doch ganz egal, wie du nach Norddeich-Mole kommst, nimm für die letzten zehn Kilometer die Fähre – zumindest für den Weg hin. Bitte! Denn auch wenn die Fähre maximal zweimal am Tag fährt und der Fahrplan täglich ändert, etwas bleibt gleich: Die Überfahrt dauert 90 Minuten. Das ist genug Zeit, dich nach den drei Wochen Stress vor deinen Ferien auf das vorzubereiten, was dich auf der schmalsten der Ostfriesischen Inseln erwartet: das längst überfällige Kontrastprogramm.

Langsam, langsamer, Juist

Das beginnt beim Landgang. Da hört man – abgesehen von «Moin» und «Hallo» – ausser Wellenrauschen, Möwengeschrei und dem Hufschlag von Pferden … nichts. Denn auf Juist gibts nur 14 Benzinkutschen. Die gehören der Sanität, der Feuerwehr und den beiden Ärzten. Alles, was transportiert werden muss, von Gepäck über Lebensmitteln bis zu den Gästen, wird per Handkarren oder mit Pferdestärken bewegt – im Schritttempo. Schnellere Gangarten sind verboten, zumindest innerorts. Selbst die Inselpolizei schwingt sich aufs Velo, um Unfälle und Verbrechen zu protokollieren. Nicht, dass es auf der Insel mit 1700 Einwohnern, 100 Pferden und 135'000 Besuchern pro Jahr – 60 Prozent von ihnen Stammgäste – viel davon gäbe.

Das ist wohl auch der Grund, dass man auf Juist als Gast zu einem Drahtesel kommt, ohne irgendein Papier ausfüllen, einen Ausweis zeigen oder Geld hinterlegen zu müssen. Das Mieten eines fahrbaren Untersatzes lohnt sich übrigens, wenn man mehr sehen will als Dorfkern und Promenade, nicht nur der Preise wegen. Denn die eigentliche Attraktion ist die Natur – oder besser Meer und Strand.

Wie man am besten auf Juist kommt? Mit der Fähre. Die Überfahrt dauert 90 Minuten.
Foto: Bildplantage13
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Gut zu wissen

Wo ist Juist?
Juist liegt in der Nordsee, im niedersächsischen Wattenmeer, zwischen den Nachbarinseln Borkum und Norderney. Die 1700 Einwohner zählende Insel gehört zum Bundesland Niedersachsen.

Wie kommt man hin?
Juist möchte bis 2030 klimaneutral werden. Sinn macht darum eine Anreise mit dem Zug bis Norddeich Mole, wo man auf Fähre (Achtung: Der Fahrplan ändert sich täglich!) oder Töwerland Express umsteigen kann. Am besten nimmt man den ÖBB-Nightjet bis Hannover, von da die Deutschen Bahn (DB). Wer den grössten Teil der Strecke lieber fliegt, kann das mit Swiss bis Hamburg. Aber bitte: Plane zwischen Landung und Fähre einen Puffer ein. Flüge verspäten sich – und DB ist nicht gleich SBB.

Wann sollte man hin?
Juist zählt zu den sonnenreichsten Orten Deutschlands. Dank der Lage in der Nordsee herrscht ein gemässigtes, sommerkühles Seeklimas mit geringen Temperaturschwankungen und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Die Temperaturen auf der Insel sind im Sommer durchschnittlich kühler und im Winter milder als auf dem Festland. So etwas wie eine beste Reisezeit gibt es nicht.

Wo übernachtet man in Juist?
Auf den Inseln gibt es Ferienwohnungen aller Kategorien. Wer sich rundherum verwöhnen lassen will, für den sind das Wellnesshotel Achterdiek, das Strandhotel Kurhaus Juist oder die Hotel-Pension Angelika oder Inselfriede gute Adressen.

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Wann sollte man hin?
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Wo übernachtet man in Juist?
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Die längste Sandbank der Welt

Wer lange Spaziergänge im Sand liebt, wähnt sich auf der schmalsten der Ostfriesischen Inseln im Paradies. Weil sie (je nach Gezeiten) nur 700 bis 800 Meter breit ist, ist man nie weit vom Meer entfernt – oder vom Strand. Der ist so lang wie die Insel selbst: 17 Kilometer. Besonders schön ist er am Westende, fernab vom Klappern der Hufe, ganz in der Nähe der Domäne Bill, einem Ausflugslokal. Und dort kommt man – vorbei an Backsteinhäusern, Dünen und Salzwiesen – mit dem Velo am einfachsten und bequemsten hin.

Übrigens: Ein Kännchen ostfriesischer Tee und eine Portion Stuten gehören zum Besuch von Juist. Und das süsse Weissbrot mit Rosinen der Domäne Bill hat Suchtpotenzial. So mancher lässt sich noch einige Stücke für unterwegs einpacken. Darum sei an dieser Stelle gesagt: Wenn du dich damit später an den kilometerlangen Strand legen willst, um den Wellen zu lauschen und die Wolken zu beobachten, behalte die Möwen im Auge! Die sind wesentlich unentspannter als die Insulaner – und vor allem immer auf der Suche nach Essbarem. Und das verschaffen sie sich im Notfall auch mal im Sturzflug.

Wie Ostfriesen Tee trinken

300 Liter Tee pro Kopf pro Jahr: Nirgendwo sonst auf der Welt wird so viel Tee getrunken wie in Ostfriesland. Und das nicht irgendwie. Teetrinken hat bei den Ostfriesen Tradition und wird zelebriert – mit dünnwandigen Porzellan-Tassen und -Teekanne, «Stövchen» (wärmender Untersatz), Sahnekännchen, Sahnelöffel und «Kluntjepott» (Dose mit grossen weissen Kandiszucker-Stückchen) mit Zange auf dem Tisch.

Wer sich nicht als Tourist outen will, manövriert zuerst Kluntjes in die Tasse – und zwar mit dem filigranen Zänglein. Dann folgt der Tee, bis die Tasse maximal dreiviertel voll ist. Achtung: Wenn die Kluntje beim Aufgiessen nicht hörbar knistern, ist er nicht heiss genug. Nach dem Tee kommt ein Schuss Sahne, den man mit dem Löffelchen an den Rand der Tasse gibt. So entsteht eine «Wulkje». Diese Sahnewolke darf man (unter gar keinen Umständen) verrühren. Denn damit gibt man sich nicht nur sofort als Fremdling zu erkennen, sondern zerstört auch das gestaffelte Geschmackserlebnis aus milder, kühler Sahne, kräftigem, herbem Tee und süssem Zucker. Der Löffel kommt erst wieder zum Einsatz, wenn man genug getrunken hat. Liegt er in der leeren Tasse, signalisiert dies: Danke, ich bin voll. Ansonsten wird einem ungefragt nachgeschenkt. Denn: Drei Tassen sind Ostfriesenrecht.

300 Liter Tee pro Kopf pro Jahr: Nirgendwo sonst auf der Welt wird so viel Tee getrunken wie in Ostfriesland. Und das nicht irgendwie. Teetrinken hat bei den Ostfriesen Tradition und wird zelebriert – mit dünnwandigen Porzellan-Tassen und -Teekanne, «Stövchen» (wärmender Untersatz), Sahnekännchen, Sahnelöffel und «Kluntjepott» (Dose mit grossen weissen Kandiszucker-Stückchen) mit Zange auf dem Tisch.

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Mit Heino durchs Wattenmeer waten

Was bei einem Besuch ebenfalls nicht fehlen darf: durchs Wattenmeer wandern. Weil das Watt unberechenbar ist und man schnell in ein Schlickloch geraten kann, tun das aber selbst Insulaner nur mit einem Profi: mit Heino Behring beispielsweise. Der 74-Jährige ist Wattführer in zweiter Generation und kennt das Unesco-Weltnaturerbe wie kein anderer auf der Insel. Auf seinen dreistündigen Touren erklärt er, wie dort alles ineinandergreift. Wie die Würmer – die Lunge des Watts – den Boden belüften und die Muscheln – die Nieren – das Wasser filtern. Letzteres führt er einem eindrücklich vor.

Mehr erfahren über die Bewohner des Wattenmeers und darüber, warum es unverzichtbar für den Erhalt der weltweiten Artenvielfalt ist, lässt sich auf dem Otto-Leege-Pfad. Der Natur- und Erlebnispfad beginnt im Süden von Juist und schlängelt sich bis zum Strand im Norden quer über die Insel, und über die Dünen. Die Aussichtsplattform gleich zu Beginn des Wegs bietet einen atemberaubenden Ausblick über Wattenmeer und Salzwiesen. Auch dahin kommt man am einfachsten und – pssst – schnellsten per Velo. Wer lieber einfach durch den Sand zurück ins Dorf gehen möchte, kann sich per Inseltaxi, aka Kutsche, zum Pfad chauffieren lassen. Das geht dann allerdings etwas länger als mit dem Drahtesel. Denn auf Juist lassen sich nicht mal die Pferde stressen.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise.

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