Unterwegs in Südfrankreich
Auf der Suche nach dem perfekten Sommer

Sommer ist die schönste Jahreszeit. Das ist unbestritten. Aber wo gibt es das ultimative Sommerfeeling: frei, sorgenlos und sandverklebt? Wir haben es mit Südfrankreich versucht und den perfekten Spot gefunden.
Publiziert: 17.07.2018 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:59 Uhr
Christian Bauer

Ich will den perfekten Sommer!», verkündet Marie, die weibliche Reisehälfte. «Ich will barfuss herumlaufen, in den Tag trödeln, keine Sorgen haben und in Strassencafés Weisswein schlürfen. Ich will, dass es nach Pinien und Lavendel duftet. Es soll keinen einzigen Tag regnen. Und ich will ans Meer!» «Du wünschst dir das Unmögliche», sage ich. «Nein, das alles findet man in Südfrankreich!» Für diesen Sommer lässt Marie keine Alternativen zu.

Ab nach Südfrankreich

Also schmeissen wir den Sonnenschirm und die Strandmatten ins Auto, biegen hinter Genf links ab und fahren auf der «Autoroute du Soleil» Richtung Glück: Die Autobahn der Sonne. Die Strasse ist ein Versprechen – trotz Wohnwagenkolonnen und Reisecar- Schlangen hinter der Stadt Valence. «Das sieht gar nicht gut aus», motze ich. «Da will ganz Europa hin.»

«Sei nicht so negativ. Wir finden schon unser Plätzchen», beruhigt Marie. Ich bin skeptisch, Südfrankreich ist Massentourismus-Land. Doch spätestens, als wir auf der Höhe von Avignon auf Landsträsschen gen Westen tuckern, sind die Blechlawinen verschwunden: Die Touristenmassen sind östlich in die Provence abgebogen. Wir wollen stattdessen die Region Languedoc- Roussillon erkunden – jenen Landstrich, der sich von der Rhone in einem grossen Halbkreis bis zu den Pyrenäen zieht.

Foto: Getty Images

Das Languedoc-Roussillon ist vom Massentourismus verschont geblieben

Traditionellerweise konzentriert sich der Tourismus dort auf eine Handvoll Badeorte – der Rest des Landstrichs döst vernachlässigt unter einem Teppich aus Lavendel-, Rosmarin- und Thymian-Duft vor sich hin. Endorphine für die Nase. Drei Wochen tingeln wir herum wie Strassenkünstler, ohne Plan und ohne Reservierungen. Sommerferienfreiheit. Mal paddeln wir auf Kanus durch Kalksteinschluchten, gönnen uns eine Dosis Grossstadtflair in Montpellier, schlemmen auf Gourmet-Märkten und verlieben uns in herzige Dörfchen, auf deren Plätzen Männer Pétanque spielen.

Hier findet man alles, wofür die Provence weltberühmt ist, ohne hochglanz-poliertes Chichi. Die Region Languedoc-Roussillon ist gar ein touristischer Tausendsassa: Berge mit vielen Outdoor-Angeboten (die Cevennen im Norden und die Pyrenäen im Süden) gibt es hier ebenso wie ein paar coole Städte und geschichtliche Überbleibsel von den Römern bis heute. Und Sand bis zum Horizont: Die Strände hier gelten als einige der schönsten Frankreichs.

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Die Côte Vermeille ist eine Augenweide

«Ich will aber nicht zu so einem Touristrand mit lautem Remmidemmi», verlautbart Marie. Daher fahren wir für die letzten Tage an die Küste Côte Vermeille südlich von Perpignan, das kulturell mehr mit den Katalanen jenseits der Grenze gemein hat als mit Frankreich. Das Fleckchen Erde ist eine Augenweide. Hier erstrecken sich die Pyrenäen bis ans Meer und bilden versteckte Buchten, in denen sich die Dörfer kuscheln.

Drei Farben prägen das Bild: das glasklare Blau des Meeres, das tiefe Rot der Erde und das satte Grün der Weinreben. Kein Wunder, dass der Maler Henri Matisse hier 1905 den Fauvismus «erfand» – jenen Malstil, der für seine knalligen Farben berühmt ist. Wir stranden kurz vor der spanischen Grenze im Fischerdorf Banyulssur-Mer. Im Hotel «Les Pêcheurs» finden wir ein Zimmer mit Blick auf den Strand, der gleich hinter der Platanen-Allee beginnt.

Die Strand-Ausstattung ist minimal: Ein kleines Karussell für Kinder, zwei Imbissbuden, einen Glacestand und für ein paar Tage ein Kasperlitheater. Der kiesige Strand schafft es nicht einmal in die lokale Top 10, dafür verirren sich nur ein paar französische Touristen und Einheimische hierher.

Marie kann hier stundenlang am Strand sünnele und in ihrem Buch lesen. Ich muss ab und zu etwas unternehmen und erkunde die Gegend. Klöster hat es hier, Winzereien mit Degustationen und Wanderwege hinüber nach Spanien. Und pünktlich zum Zmittag schnipple ich eine Ochsen-Herz-Tomate für einen kleinen Snack. Die Tage vergehen so sommerlich unaufgeregt.

Die Abende verbringen wir auf dem Dorfplatz, wo sich alle vor der Konzertmuschel aus den 50er-Jahren versammeln. Ein DJ spielt modernen Sound und alte Schnulzen. Manchmal gibt es Volkstanz mit zehnköpfigem Orchester. Marie und ich schlürfen Weisswein und wippen mit den Hüften. So soll ein Sommer sein.

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