Foto: Christian Bauer

Unterwegs in Kanada
Die Trouvaillen von British Columbia

Für Reisejournalist Christian Bauer zählt die Provinz British Columbia zum schönsten Flecken Nordamerikas. Von seiner letzten Reise hat er einige Neuentdeckungen und Trouvaillen mitgebracht.
Publiziert: 05.10.2024 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 09:02 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • British Columbia: Naturparadies mit vielfältiger Landschaft und Tierwelt
  • Nicht verpassen: Vancouver, Vancouver Island, Inside Passage, Okanagan Valley
  • Auch abseits der Touristenmassen hat BC viel zu bieten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Die Historic Hat Creek Ranch ist das einzige erhaltene Roadhouse aus der Zeit des Cariboo-Gold-Rush.
Foto: Christian Bauer
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Die Provinz British Columbia im Westen Kanadas ist die vielleicht schönste und abwechslungsreichste Region des Landes. Mit dem wilden Pazifik, den Inseln, dem gemässigten Regenwald und den Ausläufern der Rocky Mountains, die knapp 4000 Meter erreichen, bietet BC alles, was man von der Schönheit Kanadas erwartet. Dazu kommen eine faszinierende Tierwelt, eine gute Infrastruktur auch in entlegenen Regionen und Direktflüge aus der Schweiz. Kein Wunder also, dass BC bei Frau und Herrn Schweizer zur beliebtesten Feriendestination in Nordamerika zählt.

Nicht verpassen darf man:

  • Vancouver: Die Millionenmetropole erinnert an eine ruhigere Version von New York mit toller Kultur-, Kunst und Gastroszene. 2 bis 3 Tage sollte man einplanen.
  • Vancouver Island: Die Insel vor Vancouver ist British Columbia im Kleinformat: tolle Landschaften, Bär- und Walbeobachten und die gemütliche Hauptstadt Victoria.
  • Inside Passage: Mit dem Kreuzfahrtschiff oder der lokalen Fähre entlang der Pazifikküste von Vancouver Island bis nach Alaska ist eine der schönsten Seereisen der Welt.
  • Okanagan Valley: Im warm-trockenen Tal im Süden von BC wachsen exzellente Weine.
  • Kootenay National Park: heisse Quellen, Dreitausender, Grizzlybären.

Neben den obigen Orten, die man bei einem ersten Trip besuchen sollte, hat die Region, die 22-mal grösser ist als die Schweiz, noch viele weitere Highlights zu bieten. Bei meiner letzten Reise habe ich folgende Trouvaillen entdeckt:

Historic Hat Creek Ranch

Wie so oft im Westen Nordamerikas erlebte die Regionen einen Entwicklungsschub durch verschiedene Goldrausch-Wellen. So auch in British Columbia, wo sich der Cariboo Gold Rush im Mittleren Osten der Provinz ereignete. Um Menschen und Waren besser zu den Goldfedern zu bringen, wurde die sogenannte Cariboo Wagon Road angelegt, die dem heutigen Streckenverlauf des Highways 97 entspricht. In regelmässigen Abständen wurden Pferdewechselstationen und Unterkünfte errichtet. Das einzige erhaltene Roadhouse ist die Historic Hat Creek Ranch unweit der Kreuzung der Highways 97 und 99. Das historische Ensemble mit Schuppen, Hotel, Laden und Bar und historische Einrichtungsgegenstände haben sich erhalten. Sehr interessant.

Tipp: Auf der Ranch kann man auf einem Campingplatz, in Hütten und Planwagen übernachten.

Barkerville – bezaubernde Geisterstadt

Das Zentrum des Cariboo-Goldrausches war Barkerville. Gegründet wurde das Städtchen im Jahr 1862 von Billy Barker, der am nördlichen Ende der Cariboo Mounains eine sehr ertragreiche Goldader entdeckte. Dem Ruf des Goldes folgten Tausende und aus dem Basislager für die Suche nach dem Edelmetall wurde eine feste Siedlung. Nach dem Gold Rush am Ende des 19. Jahrhunderts ging die Einwohnerzahl zurück, doch noch bis in die 1930er-Jahre lebten Menschen in dem historischen Ort.

Ab den 1950er-Jahren wurde Barkerville restauriert und präsentiert sich heute als die am besten erhaltene Geisterstadt British Columbias. Wer durch das Strassendorf spaziert, den Zahnarzt, den Saloon oder den Tante-Emma-Laden mit der historischen Ausstattung besucht, fühlt sich zurückversetzt in die Zeiten, als europäische und chinesische Auswanderer auf das grosse Glück hofften.

Tipp: Von Frühling bis Herbst beleben Schauspieler in historischen Kostümen die Szenerie. Der Zugang zur Geisterstadt (Ghost Town) ist allerdings das ganze Jahr geöffnet. Schöner finde ich die Nebensaison, wenn man teilweise alleine durch das verwaiste Dorf streifen kann. Dann sind allerdings die Zugänge zu den Häusern geschlossen. Durch die Scheiben hat man dennoch einen guten Blick.

Bella Coola – bei den Grizzlys

Hier fühlt man sich wie in Norwegen: Das Dorf Bella Coola liegt am Ende eines Fjords umgeben von hohen Bergen. Ein Grund, warum sich norwegische Siedler in der Region niederliessen. Highlight des Tals ist die Natur. Unweit des Ortes beginnt der Tweedsmuir-Provincial-Park, in dem man insbesondere im Herbst Grizzly- und Schwarzbären beobachten kann. Das geht gut auf eigene Faust – oder man schliesst sich einer professionellen Tour an, die entweder per Boot oder Jeep unterwegs ist.

Nach Bella Coola geht es entweder mit der Fähre ab Vancouver Island oder mit dem Auto über den Highway 20 ab Williams Lake, eine Reise von «gerade Mal» 450 Kilometern.

Tipp: Wer Grizzly in geschützter Umgebung beobachten möchte, kann das an der Belarko Wildlife View Plattform tun. Ein Elektrozaun und Parkranger schützen die Besucher vor neugierige Bären.

Ancient Forest/Chun T'oh Whudujut Provincial Park

Ein Grossteil der Provinz British Columbia ist mit Wald bedeckt. Allerdings hat wegen intensiver Forstwirtschaft in der Vergangenheit – und auch noch heutzutage – nur wenig Urwald überlebt. Einen alten Baumbestand weist der Ancient Forest/Chun T'oh Whudujut etwa 115 Kilometer östlich der Stadt Prince Georg auf. In dem jüngsten Naturschutzgebiet der Provinz führt ein insgesamt drei Kilometer langer Bohlenweg durch riesige Mammutbäume. Manche Riesen sind über 1000 Jahre alt, manche Exemplare werden gar auf 2000 Jahre geschätzt.

Das Besondere ist zudem: Der Ancient Forest/Chun T'oh Whudujut ist der einzige inländische gemässigte Regenwald der Welt. Bei einem gemässigten Regenwald handelt es sich um einen Regenwald ausserhalb der Tropen, die unter anderem an der Küste Nordamerikas vorkommen. Etwa eine Stunde dauert die Wanderung, bei der mehrere Tafeln Informationen zu den Baumriesen vermitteln.

McBride – Kleinstadtcharme

In McBride (etwa 200 Kilometer östlich von Prince Georg am Highway 16) hat sich seit der Gründung vor etwa 100 Jahren kaum etwas verändert. Das Dorf wurde als Stopp der Eisenbahn gegründet und weist noch heute die typische Struktur eines Eisenbahnstädtchens auf. Bei einheimischen Touristen ist der Ort deshalb besonders für seine «small town feel» beliebt, für das typische Flair einer Kleinstadt. Sehenswert ist der historische Bahnhof, in dem ein gemütliches Café eingezogen ist.

Zugegeben, den historischen Ortskern hat man in einer halben Stunde gesehen, ein Besuch in McBride lohnt sich dennoch – vor allem als Basislager abseits der Touristenmassen im nahen (und weltberühmten) Jasper Nationalpark. Denn die Bergwelt ist hier ebenso spektakulär. An McBride grenzen die Rocky Mountains und die Cariboo Mountains, in denen man im Sommer Wandern, Fischen und Kanufahren kann. Im Winter bietet sich die Region für Ski- und Schneemobiltouren oder Heli-Skiing an.

Tipp: Wer die Region lieber mit einem Wanderguide erkunden möchte, kann dies mit Sean und Joy von Jasper Hikes & Tours tun.

Valemount – Basislager für grosse Naturerlebnisse

Ebenfalls abseits der ausgetretenen Touristenpfade liegt Valemount. Umgeben von unberührter Wildnis ist der Ort der ideale Rückzugsort für Naturliebhaber und Abenteurer gleichermassen.

Überragt wird das Gebiet vom Mount Robson, mit knapp 4000 Metern der höchste Gipfel der kanadischen Rocky Mountains. Verschiedene Wanderungen führen durch den Park am Fusse des Berges (eine Besteigung ist nur etwas für Profis). Ein Erlebnis ist ein etwa halbstündiger Helikopterrundflug über die gewaltigen Bergketten, bei dem man bei guter Sicht fast die gesamten Rocky Mountains überblicken kann (buchbar bei HeliMagic Tours).

Wers noch abenteuerlicher mag, kann sich auf dem Fraser River zum White Water Rafting über brodelnden Stromschnellen aufmachen. Mein Tipp ist allerdings eine gemütliche, etwa zweistündige Sightseeingtour in einem Raft, bei der man die urgewaltige Landschaft in Ruhe geniessen kann. Bei meinem Besuch im Herbst habe ich etwa 20 Weisskopfseeadler gesehen, die im Fluss nach Lachsen fischten. Magisch!

Tipp: Auch kulinarisch hat Valemount einiges zu bieten. Leckere Pizzen gibt es in der Glacier Fire Pizzeria, tolle Steak werden im Caribou Grill serviert.

Informationen zu einer Reise nach British Columbia

Hinkommen: Edelweiss Air fliegt von Zürich direkt nach Vancouver.

Reinkommen: Zur Einreise nach Kanada muss man eine elektronische Reisegenehmigung (eTA) beantragen. Dies geht schnell und unkompliziert.

Verhalten im Bärenland: Angriffe von Schwarzbären oder Grizzlys auf Menschen sind selten – kommen aber vor. Bären immer nur von der Ferne beobachten. Abstand: mindestens 50 Meter. Beim Wandern Geräusche machen (Sprechen, Singen, Glöckchen am Rucksack). Dadurch wird der Bär aufmerksam und wird in der Regel eine Begegnung vermeiden.

Kommt es zur Begegnung und der Bär weicht nicht zurück: sich Gross aufrichten, Kinder auf den Arm nehmen, mit ruhiger, tiefer Stimme sprechen, sich langsam zurückziehen, den Bär nicht aus den Augen lassen, niemals rennen! Kommt der Bär auf einen zu: bei einem Abstand von unter 10 Metern Bärenspray benutzen. Bärenspray bei jeder Wanderung griffbereit dabeihaben (Verkauf in Outdoorshops). Weitere Informationen zu Begegnungen mit Wildtieren gibt es auf der Homepage von BC Parks.

Informationen: www.hellobc.com

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