Verrückter Roadtrip
336 Tage in der roten Kiste

41'500 Kilometer. 21 Länder. 3 Kontinente. 4,5 m2 Wohnraum auf 5 Zylindern: Das ist die Tourenbilanz von Janine Zemp und Adrian Spichtig in ihrer roten Kiste.
Publiziert: 20.10.2015 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:34 Uhr
RoKi in der heissesten Wüste der Welt: Die Dasht-e Lut im zentralen Hochland des Iran.
Foto: ZVG
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Von Birgitta Willmann

RoKi darf sich endlich aus­ruhen. Verdientermassen, nach 41'500 zurückgelegten Kilometern ist schliesslich auch der bestausgerüstete, leistungsstärkste Land Rover nur noch eines: reif für die Revision.

RoKis Besitzer, Janine Zemp (29) und Adrian Spichtig (31), gönnen ihrem «Baby» die Auszeit, schliesslich haben sie es ganze elf Monate strapaziert, quer durch die halbe Welt gefahren und hin und wieder auch einmal verschifft. Von der Schweiz aus über den Balkan, Griechenland, die Türkei, den Iran, Oman, Indonesien über Südostasien bis hin nach Australien sind die drei gereist. Insgesamt durch 21 Länder. Eine Weltreise mit dem Auto also.

«Wir haben uns gegen Backpacking entschieden, weil wir dachten, dass wir mit dem Auto näher an den Menschen und mehr in der Natur sein können», sagt Janine. Und ganz, ganz schnell stellte sich heraus, dass sie mit dieser Vorstellung absolut recht hatten. Denn RoKi, dessen Kosename sich aus der «roten Kiste» ableitet, war, wie die beiden bald feststellten, «ein Menschenmagnet» – bestaunt, bedrängt und immer im Zentrum der Gespräche. «Je nachdem, wo wir waren, stellten die Leute andere Fragen», sagt Adrian, «im Iran wurde er einfach aufgrund seiner Offroad-Ausstattung bewundert, in Indien wollten alle wissen, was er gekostet hat.»

Zu Letzterem liesse sich sagen, dass der Ausbau des Land Rovers nicht nur das Portemonnaie strapazierte, sondern auch extrem viel Zeit in Anspruch nahm. Wurde er doch von seinen Besitzern in der heimischen Garage in Emmenbrücke ein ganzes Jahr lang umgebaut und mit allerlei technischen Raffinessen für den Einsatz in unwegsamem Gelände ausgestattet.

Das Ziel war, wie es Janine ausdrückt, «auch einmal eine ganze Woche unabhängig von der Zivilisation irgendwo verbringen zu können». Will heissen, das Auto wurde mit Extras wie einer Seilwindeanlage, einem Solarpanel, einem 60-Liter-Wassertank, einem Kompressor-Kühlschrank, einem Schnorchel mit Zyklonfilter (unabkömmlich bei Fahrten durchs Wasser) oder einer Markise ausgestattet, um nur einige der Details aufzuzählen. «Schliesslich», so Janine, «war er unser Zuhause, wir haben in ihm gewohnt, die ganze Zeit über.»

Wohin die Reise gehen sollte, hatten die beiden zuvor endlos diskutiert. Nordamerika war ihnen zu «zivilisiert», Afrika aufgrund der vielen Bürgerkriege zu unsicher. Also entschlossen sie sich zu einer Art «Cross-Asia-Tour»mit Start im Balkan und via Griechenland und der Türkei bis nach Australien, «sozusagen als Sahnehäubchen», wie Janine meint.

RoKi, so viel war auch klar, würde zu diesem Zweck mehrmals verschifft werden müssen, in Dubai, in Kalkutta, in Kuala Lumpur und schliesslich vom australischen Perth zurück nach Europa. Sie studierten die Einreisebedingungen der unterschiedlichen Länder, stellten Visa-Gesuche, eruierten Frachtkosten und Verschiffungsmöglichkeiten. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass sie Länder wie China und Myanmar von der Wunschliste streichen mussten, denn dort ist die Einfuhr von Autos extrem aufwändig.

Aber schliesslich waren alle Probleme gelöst; Adrian, der IT-Spezialist, nahm zwölf Monate unbezahlte Ferien, und Janine kündigte ihre Stelle als Dekorateurin ganz. Und nach tränenreichen Abschieden von Familie und Freunden startete das Abenteuer an Ostern 2014 in Hochdorf LU.

Was ist geblieben von den elf Monaten? Nebst den wahnsinnigsten Natur­erlebnissen sind es vor allem die Begegnungen mit Menschen, die sie nicht missen wollen. «Es war unglaublich, wie herzlich wir meistens aufgenommen wurden», sagt Janine, «und wie gastfreundlich die Menschen sind, wenn der Tourismus noch nicht Fuss gefasst hat.»

Beide Abenteurer schwärmen von der Offenheit der Iraner, ihrer Neugierde und Gastfreundschaft. Und erinnern sich schaudernd ans Autofahren in Indien. «Da sind wir einige Tode gestorben», sagt Adrian, «ich glaube, ich würde es nicht noch einmal machen.»

Land Rover RoKi aber hat alles unbeschadet überstanden. Frisch aus der Kontrolle und mit neuen Reifen versehen, wird er auch in Zukunft mit den beiden reisen, «er gehört zu uns, und ab dem nächsten Jahr sind wir bereit für neue Abenteuer».
www.rotekiste.ch

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