Virtuelle Besuche
Diese Clowns entzücken isolierte Menschen im Altersheim

Künstlerinnen und Künstler der Stiftung Lebensfreude treten als Clowns in Pflegeheimen auf. Da dies derzeit nicht wie gewohnt möglich ist, gehen die Besuche virtuell über die Bühne.
Publiziert: 15.04.2020 um 08:45 Uhr
Sonja Zaleski-Körner

Die geschulten Clowns der Stiftung Lebensfreude engagieren sich für betagte, demente oder behinderte Menschen, indem sie mit Heimbewohnern mit Einfühlungsvermögen und Humor interagieren. Rund 700 Einsätze der derzeit 17 Clowns fanden im letzten Jahr in der Deutschschweiz statt. 50 Alters- und Pflegeheime profitierten davon.

Die derzeitige Corona-Krise trifft besonders ältere und kranke Menschen hart: Sie sind stark gefährdet, Besuche sind verboten. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, ihnen Nähe und Freude zu vermitteln. Das weiss auch die Stiftung Lebensfreude.

«Es hat mir und unserem künstlerischen Leiter Antonio Morano alias Clown ‹Felix Lebensfreude› keine Ruhe gelassen, dass jetzt Menschen, die auch sonst oft eher einsam sind, noch weniger Kontakt und Freude erleben», sagt Christine Lienhard (50), die Präsidentin der Stiftung Lebensfreude und Frau von Bandleader Pepe Lienhard (74). Morano und Lienhard baten die Künstler der Stiftung darum, zu Hause Videos aufzunehmen. Und zwar so, als wären sie im Heim zu Besuch.

Lebensfreude-Stiftungspräsidentin Christine Lienhard (50) engagiert sich wie die Künstler der Stiftung mit Leib und Seele für betagte oder behinderte Menschen.
Foto: zvg
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Videos statt Besuche

Die Videos stellen Künstlerinnen und Künstler vor neue Herausforderungen, so Lienhard: «Langsam sprechen, den Blick in die Kamera richten, den Menschen auch auf Distanz Nähe vermitteln oder sie zum Beispiel zum Singen einladen.» Auch Privatpersonen, die daheim betreut werden oder einsam sind, können nun von den Youtube-Videos der Clowns profitieren.

Die Rückmeldungen zu den virtuellen Besuchen der Lebensfreude-Clowns sind positiv. Monika Fleischmann-Bamert (52), die Leiterin im Bereich Aktivierung des Alters- und Pflegeheims Grüneck in Ottikon ZH, berichtet, sie habe die Video-Beiträge einzelnen Bewohnern und kleinen Gruppen gezeigt. «Ich war überrascht über die Reaktionen und Interaktionen der Bewohner. Sie haben sich sehr gefreut, die Clowns zu sehen und zu hören. Sie haben sich mit ihnen unterhalten und mitgesungen.»

Für Menschen mit fortgeschrittener Demenz könne der «Bildschirm als Gegenüber» jedoch schwierig sein, so Lienhard. Nähe sei bei ihnen besonders wichtig. Es werden in den Heimen daher bald auch Besuche vor Balkonen und Fenstern geben. Die virtuellen Begegnungen können die Interaktion vor Ort nicht ersetzen, seien jedoch für viele Heimbewohner eine Alternative, um diese schwierige Zeit ein wenig zu verkürzen, sind sich Fleischmann und Lienhard einig.

Traumberuf als Clown «Greta»

Der Job als Clown für Pflegeheime ist anspruchsvoll. «Feingefühl, Empathie, Geduld, Improvisationstalent und sich als Künstler zurückzunehmen – das sind Voraussetzungen, die kaum erlernbar sind.

«Die Künstler verfügen alle über eine solide Clown-Ausbildung», erklärt Lienhard. Die meisten der Clowns würden zudem ein Instrument spielen und singen, bald solle es sogar eine Jodel-Schulung geben. Ausserdem nähmen sie an Fortbildung zu Fachthemen wie Demenz teil.

Monika Zollinger (51) ist Aktivierungsleiterin in einem Pflegeheim in Horgen ZH, wo sie für individuelle Beschäftigung der Bewohner sorgt. Zudem arbeitet sie für die Stiftung Lebensfreude als Clown «Greta Lebensfreude».

Greta beschreibt sie als «witzig, spritzig, charmant und immer ein bisschen verliebt». Geriatrie-Clown sei für sie ein Traumberuf und verbinde ihre Erfahrungen im Pflegeheim mit ihrer Ausbildung als Bewegungsschauspielerin. «Es geht vor allem darum, die Gesamtsituation und einzelne Menschen intuitiv zu erfassen und darauf einzugehen.»

Emotionale Begegnungen und Heiratsanträge

Die Auftritte in den Heimen sind keine Shows, sondern individuelle Begegnungen. «Es gibt Menschen, die gleich mitsingen und schunkeln, andere sind eher leiser. Manche kommunizieren mit einem Leuchten in den Augen. Es gibt auch Bewohner, die zu weinen beginnen», erzählt Zollinger.

Die Besuche lösen viel aus – und das gute Gefühl halle noch lange nach. Christine Lienhard und die Lebensfreude-Clowns werden durch die positiven Rückmeldungen von Betroffenen, Angehörigen, Heimleitungen und Heimmitarbeitern bestärkt. «Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Heiratsanträge unsere Künstler von ihrem Publikum bekommen!», so die Stiftungsleiterin.

Demenz und Alzheimer

Demenz ist ein Überbegriff für zahlreiche chronisch-fortschreitende Gehirnerkrankungen, die vor allem, aber nicht ausschliesslich, das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Sie führen schleichend zum Verlust der Selbständigkeit. Heute sind über hundert solche Krankheiten bekannt, die meisten treten aber nur sehr selten auf. Die Alzheimerkrankheit ist mit über der Hälfte aller diagnostizierten Fälle die häufigste Form der Demenz, gefolgt von der vaskulären Demenz. Oft liegen Mischformen vor, besonders im höheren Alter. Das grösste Risiko, an einer Demenz zu erkranken, ist das Alter. Doch nicht jede Gedächtnisstörung ist eine beginnende Demenz. Sven Zaugg

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