5 Tipps fürs Erlernen von Englisch, Italienisch & Co.
Sprachtalent gibt es nicht!

Ob geschäftlich, privat oder in den Ferien: Zwei Drittel aller Menschen in der Schweiz verwenden wöchentlich mehr als eine Sprache. Fünf Tipps, worauf du achten musst, wenn du dir für 2024 vorgenommen hast, eine neue zu lernen.
Publiziert: 08.01.2024 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2024 um 10:59 Uhr
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Valentin RubinRedaktor Service
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Lass dich nicht vom Alter abschrecken

«Das Alter ist kein Hindernis», sagt Claudia Harsch (53), Professorin für Sprachlernforschung an der Uni Bremen. «Eine Sprache kann man immer lernen.» Zwar nehmen Erinnerungsvermögen und Hirnleistung im Alter ab – was Geschwindigkeit und Präzision betrifft, erreichen wir Ende 20 unsere Maximalleistung. Mit zunehmendem Alter eigenen wir uns dafür andere Fähigkeiten an: Wir können komplexe Zusammenhänge besser erkennen und sprechen bereits mindestens eine Sprache fliessend: unsere Muttersprache. Daran können wir uns beim Lernen einer weiteren Sprache orientieren. Zudem haben wir einen grossen Wissens- und Erfahrungsschatz und können besser entscheiden, was, wie und wozu wir Dinge lernen. Harsch: «Wir bestimmen unsere Ziele selbstständig.» Das helfe, eine Sprache effizient zu lernen.

Im Alter hilft uns der Wissens- und Erfahrungsschatz beim Lernen einer neuen Sprache.
Foto: Getty Images
2

Hab ein klares Ziel vor Augen

In der Sprachwissenschaft geht man nicht davon aus, dass es Menschen mit einer natürlichen Sprachbegabung gibt. Zu den Faktoren, die das Sprachenlernen begünstigen, gehören Zeit, soziales Umfeld und vor allem Motivation. Vermeintliche Sprachtalente investieren oft viel Zeit ins Lernen einer Sprache und haben ein klares Ziel vor Augen. Das kann laut Harsch zum Beispiel eine Verbesserung der Englischkenntnisse sein, um beruflich weiterzukommen. Oder die Lust, sich in den nächsten Italienferien besser durchschlagen zu können. «Wichtig ist, dranzubleiben. Am besten in kleinen und realistischen Schritten.»

Die Englischlehrerin glaubte einst nicht an sie

In der Schule sagte die Englischlehrerin zu Claudia Harsch (53), dass sie es im Englischen nicht weit bringen werde. Dennoch studierte sie in der Folge Sprachdidaktik, Englisch und Deutsch. Heute ist sie Professorin für Sprachlehr- und Sprachlernforschung im Bereich Anglistik an der Uni Bremen.

In der Schule sagte die Englischlehrerin zu Claudia Harsch (53), dass sie es im Englischen nicht weit bringen werde. Dennoch studierte sie in der Folge Sprachdidaktik, Englisch und Deutsch. Heute ist sie Professorin für Sprachlehr- und Sprachlernforschung im Bereich Anglistik an der Uni Bremen.

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Vermeintliche Sprachtalente investieren oft viel ins Lernen einer neuen Sprache. Sie sind also eher fleissig als talentiert.
Foto: Shutterstock
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Rede von Beginn an drauflos

Wer eine Sprache aktiv verwendet und versucht, sich zu unterhalten, profitiert unabhängig vom Sprachniveau doppelt. Erstens kann man besser verinnerlichen, was man laut ausspricht. In der Sprachwissenschaft spricht man vom «production effect». Zweitens erhalten wir durch Gespräche wichtiges Feedback. «Der Austausch mit Muttersprachlern ist besonders hilfreich», sagt Harsch. Wir hören, wie sie Dinge aussprechen und welche Redewendungen sie brauchen. «Je früher wir damit beginnen, desto grösser der Lerneffekt.»

4

Hab keine Angst, Fehler zu machen

Fehler gehören zum Sprachenlernen dazu, sagt Harsch. «Kinder lernen ihre Muttersprache über Jahre, bis sie sie beherrschen. Sie lernen ständig aus ihren Fehlern.» Vor allem reden sie einfach drauflos, wodurch der Eindruck entsteht, sie lernen Sprachen einfacher als Erwachsene. Harsch sagt, in der Schule entstehe oft der Eindruck, Fehler seien schlecht. Das sei problematisch: «Wird jede falsche Form angestrichen, schlägt das auf die Motivation. Sinnvoller ist es, sich auf das zu konzentrieren, was man schon kann.» Das motiviere, das Gelernte im Alltag anzuwenden, und sei besser, als sämtliche Grammatikregeln fehlerfrei zu lernen.

Kinder machen beim Lernen ständig Fehler. Dadurch lernen sie besonders effektiv.
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Integriere das Gelernte in den Alltag

«Nur was man braucht, bleibt im Kopf hängen», sagt Harsch. Sie empfiehlt, Anpassungen im Alltag zu machen: zum Beispiel das Handy auf Englisch umstellen, die Einkaufsliste auf Italienisch verfassen oder in der mehrsprachigen Schweiz Nachrichten oder Shows wie Sportanlässe auf Deutsch und Französisch oder Italienisch konsumieren. So weiss man, worum es geht, selbst wenn man nicht alles versteht. Auch Sprach-Apps wie Duolingo, Rosetta Stone, Babbel und Memrise helfen beim Wiederholen. Oft reichen schon wenige Minuten pro Tag, um Lernerfolge zu erzielen. Allerdings, sagt Harsch, sei der Lernerfolg, den man mit Apps erzielt, beschränkt. Viele von ihnen seien zwar spielerisch aufgebaut – mit Punkten und Levels – die Theorie komme jedoch zu kurz. «Vokabeln und einfache Sätze kann man damit aber gut lernen.»

Sprach-Apps wie Duolingo sind sehr beliebt. Als Begleitmittel zum Sprachenlernen können sie hilfreich sein.
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