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Hölle auf Erden
13 der brutalsten Gefängnisse der Welt

Es ist schwierig, Mitgefühl für Häftlinge aufzubringen. Doch einige von ihnen sind keine verurteilten Verbrecher oder warten noch auf ihren Prozess. Alle haben sie etwas gemeinsam: Sie leben in diesen Einrichtungen unter unmenschlichen Bedingungen.
Publiziert: 14.01.2019 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2019 um 16:38 Uhr

1. Bang Kwang, Thailand

Das Hochsicherheits-Gefängnis Bang Kwang wird im Westen scherzhaft auch «Bangkok Hilton» genannt. Nicht zuletzt, weil viele der etwa 7000 Insassen Ausländer sind. Die Gefangenen kriegen in den ersten drei Monaten Fussfesseln aus Eisen. Die ungefähr 1000 zum Tode Verurteilten müssen diese sogar die ganze Zeit über tragen. Sie erfahren nur etwa zwei Stunden vorher von ihrer Hinrichtung. Nicht nur, dass die Gefangenen regelmässig gefoltert werden, sie kriegen täglich nur eine Schüssel Reis mit Gemüse und verbringen 15 Stunden am Tag in komplett überfüllten Zellen. Im brutalsten Gefängnis in ganz Thailand kommen Häftlinge immer wieder auf unerklärliche Weise um. Überall sind Webcams installiert und die Betreiber der Haftanstalt planen, den Alltag und die letzten Momente der zum Tode Verurteilten für jedermann verfügbar ins Netz zu stellen. Das Bang Kwang steht auf der Beobachtungsliste der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

2. Gitarama, Ruanda

Dieses Gefängnis wird auch unmissverständlich die «Hölle auf Erden» genannt. Es wurde für ursprünglich 400 Menschen gebaut, doch nach dem Völkermord in Ruanda 1994 stieg die Anzahl Insassen auf 7000. Vier Männer teilen sich einen knappen Quadratmeter Lebensraum, wenn man noch von einem solchen sprechen kann. Das Gitarama ist ungedeckt, so sind die Häftlinge jedem Wetter ausgesetzt. Manchen verroten deshalb ihre Füsse, wie einem Spital berichtet wurde. Zehen, Füsse und sogar Beine wurden als Folge darauf amputiert. Auch verbreitet sind Bisswunden, die sich die Häftlinge unter einander zufügen. Die Unterernährung bringt Insassen nämlich dazu, andere Sträflinge zu essen. Und dafür warten sie nicht immer, bis diese gestorben sind.

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3. Tadmur, Syrien

Das ehemalige Gefängnis in Palmyra (arabisch: Tadmur) wurde in den 1930-er Jahren gebaut. Nachdem 1980 Präsident Hafiz al-Assad ein auf ihn verübtes Attentat überlebte, wurden 500 bis 800 Gefangene im Auftrag seines Bruder Rifaat al-Assad in ihren Zellen abgeschlachtet, Körperteile abgehackt. Die meisten davon gehörten der Muslimbruderschaft an. Die Insassen waren täglich der Folter von den Wärtern ausgesetzt. Diese hatten freie Hand im Umgang mit den Häftlingen. So haben sie auch mutwillig Menschen verhungern lassen oder sie mit Äxten oder Schwertern zerstückelt. Ali Abu Dehen verbrachte fast fünf Jahre in Tadmur. In einer 15 Meter langen, 5,6 Meter breiten und drei Meter hohen Zelle lebte er zusammen mit 144 anderen Gefangenen. Der Welt erzählt er: «99 Mann konnten ausgestreckt am Boden liegen, mehr nicht.» Die Decke der Zelle war offen, Wachen blickten stets herab in den Raum. Wer hochsah, dem wurden die Augen gepeitscht, bis sie zuquollen. «Einige haben so ihr Auge verloren.» Im Mai 2015 wurde das Gefängnis von der ISIS eingenommen und in die Luft gesprengt.

4. Sabaneta, Venezuela

Platzmangel, Korruption, Morde. Der ehemalige Präsident Hugo Chávez (†58) nannte das Gefängnis in Sabaneta «Das Tor zum fünften Höllenkreis». Venezolaner haben auf den Strassen Caracas eine höhere Überlebenschance als in diesem Gefängnis. Gangs regieren, Vergewaltigungen und Ausschreitungen sind an der Tagesordnung. Alleine in 2012 wurden 591 Häftlinge getötet. Das Jahr darauf haben Wärter 22'000 Patronen, Pistolen, Gewehre und einen Tunnel, in dem Marihuana und Kokain versteckt wurde, entdeckt. Es beherbergt knapp doppelt so viele Insassen, für die es gebaut wurde. Mit nur je einem Wärter auf 150 Häftlinge. Viele müssen auf Hängematten schlafen, reichere Sträflinge können die Wärter bestechen und kriegen so die schönsten Zellen.

5. Penal Castro Castro, Peru

Die scharfe Sicherheitspolitik Peru ist dafür verantwortlich, dass sowohl Schwerstverbrecher wie auch Kleinkriminelle in diesem Gefängnis in San Juan de Lurigancho untergebracht werden. Wenn sie die durchschnittliche Inhaftierungszeit von 10 bis 20 Jahren hinter sich gebracht haben, kommen somit viele als gefährlicher in die Gesellschaft zurück, als sie vorher waren. Das Gefängnis wird auch «Hochschule des Verbrechens» genannt. Die Regeln sind einfach: Häftlinge dürfen die Zone von 20 Pavillons nicht verlassen, können sich dafür aber innerhalb dieser frei bewegen - und frei handeln. So wie sie selbst für die Reinigung und Verpflegung verantwortlich sind, regeln sie auch den diverse Läden, den Drogenhandel und Prostitution. Diese sind vor allem an den Wochenenden gern gesehene Gäste, wenn Partys gefeiert werden. Sie schlafen dann mit bis zu 40 Männern am Tag. Ungeschützt. Deshalb ist HIV ein grosses Problem in Lurigancho. Wer kein Bargeld von seiner Familie von aussen kriegt, muss für Mithäftlinge arbeiten oder bietet Sex-Dienste an.

6. Pelican Bay, Kalifornien, USA

Die knapp 3500 Insassen des Pelican Bay sind fast ausschliesslich Hochrisikohäftlinge. Die gefährlichsten Schwerverbrecher werden in einer Hochsicherheits-Isolationsabteilung, dem SHU («Secure Housing Unit»), untergebracht. Viele von ihnen gehören Banden wie der Mexican Mafia, Nuestra Familia, Black Guerrilla Family oder Aryan Brotherhood an. Die SHU-Häftlinge werden einzeln je eine Stunde täglich in den kleinen Innenhof gebracht. Die restliche Zeit verbringen sie in ihrer Einzelzelle. Die Zustände sind dermassen schlimm, dass die Insassen dieses Gefängnisses 2013 zum Hungerstreik aufriefen, dem sich 29'000 Häftlinge in ganz Kalifornien anschlossen. Amnesty International befand die Umstände für Gefangene in Einzelhaft in Kalifornien einen «Affront an die Menschenrechte». Im April 1992 wurde der SHU-Insasse Vaughn Dortch durch Aufseher in eine Wanne mit siedend heissem Wasser gedrückt, nachdem der psychisch gestörte Dortch sich mit seinen eigenen Fäkalien beschmierte. Er erlitt deshalb Verbrennungen dritten Grades und erhielt nach einem Gerichtsbeschluss 997'000 US-Dollar Entschädigung wegen «unmenschlicher oder grausamer und erniedrigender Behandlung».

7. Alcatraz, Kalifornien, USA

Das frühere Militärgefängnis in San Francisco hatte ab 1934 die Aufgabe, Unruhestifter aus anderen Gefängnissen zu übernehmen und sie für andere Gefängnisse zu bessern. Unter den insgesamt 1576 Insassen waren auch einige der berühmtesten Schwerverbrecher wie Al Capone (1934-1939), Machine Gun Kelly (1934-1951) oder Alvin «Creepy» Karpis (1936-1962). Die Wachmänner, die als besonders brutal galten, wohnten zusammen mit ihren Familien auf der Insel, darunter 80 Kinder. Den Häftlingen erlaubten sie keine Form der Kommunikation. Selbst Emotionen durften sie nicht zeigen. Viele Insassen wurden daraufhin wahnsinnig. Alcatraz oder «The Rock» (der Fels) war das einzige Gefängnis der USA, das Warmwasserduschen hatte. Diese waren nicht als Verwöhnprogramm gedacht, sondern sollten die Gewöhnung an kaltes Wasser verhindern. Der Pazifik mit seiner starken Strömung galt nämlich als Hauptgrund, das eine Flucht aus dem ehemaligen Fort unmöglich sei. Es gab zwar einige Fluchtversuche, die jedoch alle scheiterten. Der berühmteste spielte sich 1962 ab, als drei Männer mit einem selbstgebastelten Rettungsboot fliehen konnte. 1979 erklärte das FBI sie offiziell als auf der Flucht gestorben, ein Einblick in die geheime Fall-Akte zeigte jedoch, dass die drei immer noch gesucht werden. Die Geschichte diente als Vorlage für den Film «Die Flucht von Alcatraz» mit Clint Eastwood. Seit der Schliessung 1963 dient Alcatraz nur noch als Touristen-Attraktion.

8. San Quentin, Kalifornien, USA

Das älteste Gefängnis Kaliforniens (erbaut 1852) brachte männliche und weibliche Insassen unter, bis 1933 ein Frauengefängnis in der Nähe gebaut wurde. Es leben fast doppelt so viele Häftlinge in der Anstalt als eigentlich dafür vorgesehen. Diese chronische Überbelegung führt immer wieder zu Ausschreitungen. Vor allem Bandenkriege machen dieses Gefängnis zu einem der gefährlichsten des Landes. 1967 entstand dort die Aryan Brotherhood. Auch bekannt ist das San Quentin für seine Hinrichtungen. Seit 1996 wurden elf Menschen mit der Giftspritze hingerichtet. Sie löste die Gaskammer 1995 ab, in der 196 Menschen starben. Davor wurden seit 1937 215 Menschen erhängt. Johnny Cash nahm am 24. Februar 1969 sein Nummer-1-Album «At San Quentin» im selbigen auf. Aber nicht nur er besuchte das Gefängnis für ein Konzert. Am 30. Mai 2003 drehte Metallica ihr Video zu «St. Anger» in San Quentin und gab anschliessend ein Open-Air-Konzert für die Gefangenen.

9. Guantánamo Bay, Kuba

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatte die US-Regierung unter Präsident George W. Bush auf dem Militärstützpunkt Guantanamo ein Gefangenenlager für Terrorverdächtige und sogenannte ungesetzliche Kombattanten eingerichtet, die während des Kriegs in Afghanistan festgenommen wurden. Nicht nur Menschenrechtsorganisationen forderten die Schliessung sondern auch verschiedene europäische Staaten. Die Häftlinge werden jahrelang ohne rechtsstaatliche Verfahren festgehalten, werden gefoltert und leben unter unmenschlichen Bedingungen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die als einzige humanitäre Organisation das Lager regelmässig besuchen darf, bestätigte 2004 «der Folter gleichkommende Behandlungen». 2002 waren insgesamt 779 Gefangen aus über 40 Ländern inhaftiert. Mittlerweile sind es noch deren 107. US-Präsident Barack Obama wollte 2009 das Lager innerhalb eines Jahres schliessen lassen, scheiterte aber am Widerstand der Republikaner im US-Kongress. Im Juli 2015 unternahm er einen neuen Anlauf für die Schliessung. Das Weisse Haus sei in der Endphase der Ausarbeitung eines Plans. In seiner Rede zur nationalen Sicherheit in 2009 sagte Obama: «Die Existenz von Guantánamo hat wahrscheinlich mehr Terroristen auf der Welt geschaffen, als jemals dort inhaftiert wurden.»

10. Carandiru, Brasilien

Mit seinen bis zu 8000 Insassen war das Carandiru völlig überfüllt und Gewalt, Bandenkriminalität, Drogenhandel und Korruption war die Folge. In seiner 46-jährigen Geschichte verzeichnete Carandiru insgesamt 1300 Tote. Einer von fünf Insassen war HIV-positiv. Berüchtigt waren auch die äusserst brutalen Wärter. Bei dem schlimmsten Aufstand 1992 erschossen sie 102 Gefangene, von denen sich viele bereits ergeben hatten oder erst gar nicht bewaffnet waren. Neun weitere starben, weil ihre Stichwunden nicht behandelt wurden. Der zuständige Kommandant wurde im Juni 2001 wegen Mordes in 102 Fällen zu 632 Jahren Haft verurteilt. Er blieb dank Berufungen frei und wurde fünf Jahre später in zweiter Instanz freigesprochen. Kurze Zeit darauf wurde er in seiner Wohnung von einem Unbekannten erschossen. Im September 2002 wurde Carandiru dank Amnesty International geschlossen und ist heute teilweise frei zugänglich.

11. Rikers Island, New York, USA

Bekannt für seine «Missbrauchs-Kultur» zählt Rikers Island zu den gefährlichsten Gefängnissen. Nicht nur unter den Häftlingen herrscht rohe Gewalt, auch die Wärter sollen vergewaltigen und morden. In den Neunzigern wurden jährlich etwa 1000 Messerstechereien verzeichnet. Mittlerweile werden Zellen täglich durchsucht und somit selbstgebastelte Waffen konfisziert, so dass es nur noch zu weniger als 70 Vorfällen kommt. Vor allem psychisch kranke Häftlinge sollen von den Aufsehern misshandelt werden, was sie oft in den Suizid treibt. Im ersten Halbjahr 2003 alleine haben sich sechs Gefangene mit ihren Bettlaken erhängt. Da das Gefängnis auf einer Insel liegt, wird es als das neue Alcatraz bezeichnet. Mit seinen zehn verschiedenen Gefängnissen gilt es als grösster Gefängniskomplex der Welt. Seit 1932 ist die Strafanstalt als solche in Betrieb und registriert mittlerweile jährlich 130'000 Gefangene, männliche und weibliche, von denen 80 Prozent drogenabhängig sind.

12. ADX Florence, Colorado, USA

Foto: Federal Bureau of Prisons


Das Hochsicherheitsgefängnis wurde als Reaktion auf die Ermordung verschiedener Strafvollzugsbeamter gebaut. 400 als besonders gefährlich eingestufte Häftlinge sind im ADX inhaftiert. Terroristen, Serienmörder oder Häftlinge, die in einem anderen Gefängnis Mitgefangene oder Beamte angegriffen oder getötet haben. 23 Stunden pro Tag verbringen sie in einer Isolationszelle, in der alles nur aus Stahlbeton hergestellt ist. Nur ein winziges Fenster an der Decke bietet ihnen einen Blick ins Freie. Das Essen kriegen sie in der Zelle, um Kontakte unter den Insassen zu vermeiden. Nur wer sich jahrelang anständig verhält, hat die Aussicht, in ein weniger strenges Gefängnis verlegt zu werden. ADX gilt als sicherstes Gefängnis, dennoch sind seit seiner Eröffnung 1994 zwei Häftlinge ermordet worden. Die Strafanstalt ist umstritten. Befürworter empfinden sie als die beste Lösung für gefährliche Gewaltverbrecher, Gegner dafür als eine Quälerei und «Brutstätte für Monster». Tatsächlich ist die psychische Folter nicht zu unterschätzen. Viele begehen Selbstmord oder gehen in den Hungerstreik. Ein Psychologe sagt über die Haftbedingungen: «Ein perfekter Ort, um wahnsinnig zu werden.»

13. La Santé, Paris, Frankreich

Das Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute Gefängnis war in den 1990-er Jahren komplett überbelegt. 1800 Gefangene wurden in Räumen, die für 1200 Menschen gedacht war, untergebracht. Veronique Vasseur, die 1993 die Chefärztin im La Santé war, verriet mit ihrem 2000 veröffentlichten Buch die elenden Haftbedingungen. In den Zellen gab es riesige Ratten, Kakerlaken und Wanzen. Sie berichtet von Drogen, Vergewaltigungen und Prügeleien durch die Wärter. In die Isolierzellen soll sogar Tränengas gesprüht worden sein. 2002 verzeichnete das La Santé 122 Tote. Insassen haben Abflussreiniger geschluckt, um ihrem Leben ein Ende zu nehmen. Vasseurs Buch war ein Schock für Frankreich, das sich als Vaterland der Menschenrechte versteht. Es führte zu einer Ermittlung durch das Parlament.

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Diese Gefängnisse bieten ihren Zwangsgästen eine einmalige Lage oder architektonische Besonderheiten.

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