2. Weltkrieg
70 unglaubliche Fakten über den Zweiten Weltkrieg

Vor 75 Jahren führte die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Heute gedenkt man den über 50 Millionen Opfern.
Publiziert: 08.05.2020 um 08:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2020 um 09:52 Uhr
Am 8. Mai 1945 läuteten in der ganzen Schweiz die Kirchenglocken, und die Menschen zogen mit Alliierten-Fahnen durch die Strassen. So wie hier in Lausanne.
Foto: Keystone
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Am 8. Mai 1945 schwiegen die Maschinenpistolen, Granatwerfer und Bomber: Vor knapp 75 Jahren endete der 2. Weltkrieg. Hier lesen sie 70 Fakten, die Sie dazu wissen sollten.

Worum es beim 2. Weltkrieg ging

Im 2. Weltkrieg trafen alle grossen Nationen der Welt aufeinander: Im Kampf um die Vormacht in Europa und Asien, Wirtschafts- und Politikinteressen.

  • Deutschland plante ein Grossreich: Mehr Raum, Zugriff auf Arbeitskräfte und Rohstoffe - dazu die Vernichtung «niederer Rassen» (Juden, Slawen).
  • Japan strebte eine Ausdehnung auf den asiatischen Kontinent an, war bereits vor Kriegsbeginn in Kämpfe gegen Sowjetunion und China verwickelt.
  • Die Sowjetunion sah sich einem Vernichtungskrieg durch Deutschland ausgesetzt, griff aber ihrerseits Finnland an, um dort Gebiete zu erobern.
  • Die meisten europäischen Länder wurden nach «Blitzkriegen» von Deutschland besetzt oder ausgebeutet, von Norwegen im Norden bis Griechenland im Süden.
  • Frankreich (Kapitulation 1940) und Grossbritannien waren bereits nach kurzer Zeit die einzigen Kriegsgegner der deutschen Wehrmacht in Europa.
  • Die USA traten 1941 als Unterstützer von Grossbritannien in den Krieg ein und hofften, ein Sieg über Deutschland würde auch Japan besiegen.
  • Italien trat bis 1943 als Verbündeter Deutschlands auf, kämpfte z. B. in Nordafrika gegen die dort stationierten britischen Truppen, musste dann kapitulieren.

Die Dimensionen des 2. Weltkriegs

Der 2. Weltkrieg war der grösste militärische Konflikt, den es bisher gegeben hat. Er war auch der grausamste und, durch neue Waffensysteme, der tödlichste.

  • Es war der grösste Krieg aller Zeiten: Mehr als 60 Staaten waren direkt oder indirekt daran beteiligt, insgesamt 110 Mio. Menschen bewaffnet.
  • Der Krieg umfasste ganz Europa, Nordafrika, grosse Teile Asiens, sogar die Westgrenze der USA (Angriff der Japaner 1941 auf Pearl Harbor).
  • 60 bis 70 Mio. Menschen starben. Die meisten Zivilopfer erlitt die Sowjetunion, im 1942 bis 1944 eingekesselten Leningrad starben allein 1 Mio.
  • Mehrere Kriegsparteien (u.a. Deutschland, Sowjetunion, England) setzten Kinder und Jugendliche als Soldaten ein, die Jüngsten gerade 12 Jahre alt.
  • Erstmals wurden Menschen im grossen Stil umgebracht - in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern (u.a. durch Vergasung).
  • Die Luftangriffe erreichten eine nie dagewesene Heftigkeit. Allein die Engländer schickten 1944 in einer Woche 6000 Bomber nach Deutschland.
  • Auch Atomwaffen wurden erstmals eingesetzt. Die Amerikaner warfen 1945 zwei Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki.

Wer im 2. Weltkrieg welche Rolle spielte

Nationen werden von Menschen geführt - im guten wie im schlechten. Diese Politiker spielten im 2. Weltkrieg besonders entscheidende Rollen.

  • Adolf Hitler (1889 bis 1945), der deutsche «Führer»: Bereitete den deutschen Krieg durch sein Hass-Werk «Mein Kampf» ideologisch vor, lies 1939 Polen angreifen.
  • Joseph Goebbels (1897 bis 1945), deutscher Propaganda-Minister: Verlängerte den Krieg durch Durchhalte-Legenden (z. B. von einer «Wunderwaffe»).
  • Hirohito (1901 bis 1989), Japans Kaiser: Unter seiner Führung wurde Japan zum Verbündeten von Nazi-Deutschland und selbst aggressive Kriegspartei.
  • Josef Stalin (1878 bis 1953): Erst Partner von Deutschland (gemeinsame Aufteilung Polens), später überrascht vom deutschen Angriff 1941.
  • Harry Truman (1884 bis 1972), US-Präsident ab April 1945: Liess bis zur kompletten Kapitulation Deutschlands kämpfen - und Atombomben werfen.
  • Benito Mussolini (1883 bis 1945), Italiens Ministerpräsident: Einziger Verbündeter des faschistischen Deutschlands in Europa (Militärbündnis ab 1939).
  • Winston Churchill (1874 bis 1965), britischer Premierminister: Widerstand allem Bombenterror aus Deutschland, entschied damit das Kriegsende mit.

Entscheidende Ereignisse im 2. Weltkrieg

Der 2. Weltkrieg war die Summe aus einer Vielzahl von Angriffen und Schlachten weltweit. Diese Ereignisse gelten darunter als besonders entscheidend.

  • 31. August 1939: Deutschland täuscht einen polnischen Angriff auf den Radiosender Gleiwitz im Grenzgebiet vor - und erklärt Polen den Krieg.
  • 6. Oktober 1939: Polen kapituliert, wird zwischen Deutschland und Sowjetunion aufgeteilt. Deutschlands “Blitzkrieg”-Strategie scheint unbesiegbar.
  • 22. Juni 1941: Deutschland greift seinen bisherigen Verbündeten Sowjetunion an - doch schon bald wird das Wetter (-22 Grad im November) ein Problem.
  • 5. Dezember 1941: Die deutsche Wehrmacht stockt vor Moskau (-50 Grad), ist von der Versorgung abgeschnitten - und wird langsam zurückgedrängt.
  • 7. Dezember 1941: Japan greift den US-Stützpunkt Pearl Harbour (Hawaii) an, damit werden auch die vorher neutralen USA zur Kriegspartei.
  • 31. Januar 1943: Deutschland verliert die Schlacht um Stalingrad, die 700 000 Menschen das Leben kostet. Der Glaube an den Sieg ist dahin.
  • 8. Mai 1945: Deutschland kapituliert (Japan am 15. August 1945). Sieger des Weltkrieges: USA, Frankreich, Grossbritannien und Sowjetunion.

Die Helden des 2. Weltkrieges

Auch in dunkelsten Zeiten gibt es Helden: Menschen, die das Richtige tun, auch wenn es ihnen selbst nicht nützt. Diese Namen stehen beispielhaft für unzählige Heldentaten.

  • Anne Frank (1929 bis 1945): Das deutsche Mädchen wurde zum Symbol des Terrors gegen Juden - zwei Jahre versteckt, dann doch im KZ getötet.
  • Sophie Scholl (1921 bis 1943), Schülerin aus München: Verteilte Flugblätter gegen die Nazis, wurde ebenso wie ihr Bruder Hand mit der Guillotine enthauptet.
  • Oscar Schindler (1908 bis 1974), Unternehmer aus Mähren (heute Tschechien): Mitglied der Nazi-Partei NSDAP, rettete aber 1200 Juden vor der Deportation.
  • Soja Kosmodemjanskaja (1923 bis 1941), Partisanin der Sowjetunion: Sabotierte Stellungen der Deutschen (Feuer gelegt), wurde dafür als 17-Jährige gehängt.
  • Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907 bis 1944), deutscher Offizier: Sein Bomben-Attentat 1944 gegen Hitler scheiterte, er wurde hingerichtet.
  • Raoul Wallenberg (1912 bis 1947), schwedischer Diplomat: Rettete ca. 120 000 Juden, indem er ihnen schwedische Pässe oder Lebensmittel besorgen liess.
  • Maximilian Kolbe (1894 bis 1941), polnischer Priester: Tauschte im KZ Auschwitz freiwillig den Platz mit einem Familienvater, liess sich an dessen Stelle töten.

Die Technik des 2. Weltkrieges in Zahlen

Der 2. Weltkrieg war ein technischer Krieg: U-Boote, Panzer, Flugzeuge, moderne Bomben und Gewehre. Die Kosten dafür sind heute unvorstellbar.

  • 140 Mrd. Reichsmark gab Deutschland allein im Jahr 1942 für den Krieg aus - das entspricht einem heutigen Wert von umgerechnet 534 Mrd Euro.
  • Der deutsche Staatshaushalt nahm 1942 allerdings nur 69 Mrd. Reichsmark ein. Der Krieg wurde über Kredite und Spenden der Bevölkerung finanziert.
  • 329 000 Kriegsflugzeuge produzierten die USA, 162 000 die Sowjetunion, 90 000 kamen aus Japan und 126 000 aus dem Deutschen Reich.
  • Die Atombomben, die die USA über Japan abwarfen, erzeugten Hitzebälle von einer Million Grad - eine Feuerhölle mit zehn Kilometer Umkreis.
  • “Grand Slam” hiess der grösste Bombentyp, ab 1944 von den Briten verwendet. Jede Bombe wog zehn Tonnen, ihre Druckwelle wirkte wie ein Erdbeben.
  • Mehrere Kriegsparteien experimentierten mit biologischen Waffen (z. B. Pest, Milzbrand), Japan bereits ab 1932 mit Experimenten an Menschen.
  • Japan setzte auch als einzige Nation chemische Kampfstoffe ein (u.a. Blausäure, Senfgas) und testete sie vorher an chinesischen Kriegsgefangenen.

Der 2. Weltkrieg in der Schweiz

Während überall in Europa der Krieg tobte, blieb es in der Schweiz verhältnismässig ruhig. Doch sie war ab 1940 ganz umschlossen von den Kriegsparteien.

  • Die Schweiz blieb als eines der wenigen Länder Europas neutral und wurde von einer Invasion verschont (ähnlich verhielt sich Schweden).
  • Gleichzeitig war die Schweiz ab 1940 auf allen Seiten von Kriegsparteien umgeben, damit ständig gefährdet und wirtschaftlich stark beeinträchtigt.
  • Die wenigen Bombardierungen gelten als Irrtümer durch Navigationsfehler. 40 Menschen starben beim Angriff auf Schaffhausen am 1. April 1944.
  • 300'000 Flüchtlinge nahm die Schweiz damals auf - bei damals rund vier Mio. Einwohnern. Je nach Schätzung wurden 10'000 bis 100'000 abgewiesen.
  • Ab 1934 wurden die Befestigungen in den Alpen (Reduit) neu geplant, u.a. Bunker, Festungsanlagen und Panzersperren an den Gebirgspässen.
  • Bis Kriegsende kostete der Ausbau der «Alpenfestung» rund 657 Mio. Fr., nach heutiger Kaufkraft entspricht das acht Mrd. Fr.
  • Das Deutsche Reich konnte seine Devisengeschäfte grösstenteils über Schweizer Banken abwickeln - was der Schweiz später zum Vorwurf gemacht wurde.

Erfindungen aus dem 2. Weltkrieg

Mit der «V1» baute Deutschland ab 1944 den ersten Marschflugkörper, die Raketen flogen bis nach London. Von anderen Kriegserfindungen profitieren wir bis heute.

  • Volkwagen: Hitler hatte 1934 ein preiswertes Familienauto unter 1000 Reichsmark gefordert - darauf wurde der erste VW Käfer (Produktion ab 1938).
  • Ferienclubs: Organisierte Ferien für Berufstätige führten das faschistische Italien (“Nationale Freizeitwerk”) und Deutschland (“Kraft durch Freude”) ein.
  • Fanta: Im deutschen Coca-Cola-Werk fehlten 1940 die Rohstoffe. Sie erfanden einen Ersatz aus Molke und Apfelfruchtfleisch, nannten ihn «Fanta».
  • Sprühsahne: Als im Krieg die Sahne knapp wurden, erfand ein Amerikaner die Dosenversion - sie enthält Kaffeesahne, Wasser und Pflanzenfett.
  • Kugelschreiber: Ein ungarischer Erfinder entwickelte ihn 1938. Erster Grosskunde: Englands Luftwaffe brauchte Stifte, die auch in grossen Höhen schreiben.
  • Blutstransfusion: Medizinische Entdeckungen (u.a. Blutgruppen, Zerlegung zu Plasma) 1940/41 erlaubten Blutspenden, retteten unzählige Menschenleben.
  • Radar: Im 2. Weltkrieg wurde die Radartechnik in mehreren Ländern gleichzeitig verfeinert, wird bis heute weltweit zur Flugzeug-Ortung genutzt.

Die Welt nach dem 2. Weltkrieg

Die Gründung der Vereinten Nationen und der EU waren wichtige politische Folge des 2. Weltkrieges. Er hat die Welt auf vielfache Weise verändert.

  • Bis zu 12 Mio. Menschen irrten nach Kriegsende heimatlos und traumatisiert durch Europa - ehemalige KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Vertriebene.
  • Die Kriegsschäden, die Deutschland in Europa angerichtet hat, wurden auf 20 Mrd. Dollar geschätzt. Im Land selbst waren vier Mio. Wohnungen zerstört.
  • Sowjetunion und USA bauten zwei Staatenblöcke auf, die im «Kalten Krieg» (bis 1989) um die politische und wirtschaftliche Vorherrschaft rangen.
  • Deutschland verlor seine Rolle als führende Militärmacht, wurde allerdings mit US-Hilfe («Marshallplan») bald wieder zur führenden Wirtschaftsnation.
  • Grossbritannien, Frankreich und die Niederlande waren so geschwächt, dass sie ihre Kolonialreiche (Afrika, Asien, Karibik) aufgeben mussten.
  • Japan und Italien verloren ihre Rolle als wichtige Militärnationen, kämpfen bis heute gegen den politischen und wirtschaftlichen Bedeutungsverlust.
  • Atomwaffen wurden seitdem nie wieder in einem Krieg eingesetzt, allerdings haben nun ca. zehn Staaten welche (u.a. USA, China, Russland, Frankreich, Pakistan).

Die wichtigsten Bücher über den 2. Weltkrieg

Die Geschichte des 2. Weltkrieges ist in unzähligen Büchern und Filmen («Schindlers Liste», «Pearl Harbour») erzählt worden. Diese Sachbücher wurden zu Klassikern.

  • «Und trotzdem Ja zum Leben sagen» (1946): Der Wiener Psychiater Viktor Frankl analysiert sein Erleben im Konzentrationslager psychologisch.
  • «Das Tagebuch der Anne Frank» (1947): Die persönlichen Notizen des jüdischen deutschen Mädchens aus ihrem zweijährigen Versteck.
  • «Eine Frau in Berlin» (1954): Die deutsche Journalistin Marta Hillers über die Schrecken zum Kriegsende, u.a. Vergewaltigungen durch Russen.
  • «Kommandant in Auschwitz» (1958): Die Eigensicht des früheren Tagelöhners Rudolf Höss, der das Vernichtungslager von 1940 bis 1943 leitete.
  • «Der längste Tag» (1959): Cornelius Ryan über den Tag, als die Amerikaner in Frankreich landeten, Deutschland vom Westen her angriffen («D-Day»).
  • «Eichmann in Jerusalem» (1961): Journalistin Hannah Arendt über den Prozess gegen den SS-Führer, der die Judenvernichtung organisierte.
  • «Das Ringen mit der Wahrheit» (1995): Die britische Historikerin Gitta Sereny über ihre Gespräche mit Albert Speer, Deutschlands Kriegs-Organisator.


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