Die Schweiz ehrt ihren grossen Schriftsteller
Ein Himmelskörper namens Dürrenmatt

30. Todestag dieses Jahr, 100. Geburtstag nächstes: Die Schweiz gedenkt Friedrich Dürrenmatt (1921–1990). Den Auftakt macht die erste umfassende Biografie zum grossen Schweizer Schriftsteller von Ulrich Weber. Ein exklusiver Vorabdruck, diese Woche täglich im BLICK.
Publiziert: 13.09.2020 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2021 um 23:42 Uhr
Daniel Arnet, Redaktor Magazin.
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Daniel Arnet

Sein letzter Roman von 1989 heisst «Durcheinandertal». Ein bezeichnender Titel, denn Friedrich Dürrenmatt war bekannt dafür, in seiner Spiellaune alles durcheinanderzuwirbeln. So ist es auch kein Wunder, dass sein Leben kalendarisch kopfsteht: Zuerst kommt das Ende, dann der Anfang.

Am 14. Dezember jährt sich der Todestag des Dichters und Denkers zum 30. Mal, gut drei Wochen später feiert die Schweiz den 100. Geburtstag ihres grossen Schriftstellers am 5. Januar 2021. Und alle jubilieren, denn es gibt kaum jemanden hierzulande, der noch nie etwas von Dürrenmatt gelesen oder gesehen hat.

Sein Kosmos reicht vom frühen Kriminalroman «Der Richter und sein Henker» (1950) und der Erzählung «Die Panne» (1956) über die Drehbuchvorlage zum Rühmann-Film «Es geschah am hellichten Tag» (1958) bis zu den beiden Theaterstücken «Der Besuch der alten Dame» (1956) und «Die Physiker» (1962).

Rolling Stones oder Beatles

Mit dem Welterfolg von «Der Besuch der alten Dame» beginnt der kometenhafte Aufstieg von Dürrenmatt: Auf die Uraufführung im Zürcher Schauspielhaus mit der grossen Therese Giehse (1898–1975) in der Titelrolle folgt eine Verfilmung mit Ingrid Bergman (1915–1982) und Anthony Quinn (1915–2001).

100 Jahre Dürrenmatt

Der grosse Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921–1990), für viele der grösste, fasziniert noch immer. Im Hinblick aufs Jubiläumsjahr 2021 erscheint die erste umfassende Biografie über ihn (von Ulrich Weber im Diogenes-Verlag). Sie erzählt vom kometenhaften Aufstieg des Pfarrerssohns aus dem Emmental zum weltberühmten Autor. BLICK druckt diese Woche exklusiv Auszüge ab.

Heute: Dürrenmatt und Frisch
15.9: Die Kindheit
16.9: Die Ehe
17.9: Die Autos
18.9: Der Abschied

Der grosse Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921–1990), für viele der grösste, fasziniert noch immer. Im Hinblick aufs Jubiläumsjahr 2021 erscheint die erste umfassende Biografie über ihn (von Ulrich Weber im Diogenes-Verlag). Sie erzählt vom kometenhaften Aufstieg des Pfarrerssohns aus dem Emmental zum weltberühmten Autor. BLICK druckt diese Woche exklusiv Auszüge ab.

Heute: Dürrenmatt und Frisch
15.9: Die Kindheit
16.9: Die Ehe
17.9: Die Autos
18.9: Der Abschied

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Friedrich Dürrenmatt war neben Max Frisch (1911–1991) der leuchtende Stern am Literaturhimmel. Die Dioskuren, wie sie der Germanist Hans Mayer (1907–2001) einmal bezeichnete, eine Art Zwillingsbrüder, überstrahlten alles und waren die grössten Schweizer Nachkriegsschriftsteller. Seit 2000 ist ein Asteroid nach Dürrenmatt benannt.

Doch die beiden waren nicht bloss Lichtgestalten, sie standen sich zuweilen auch im Licht. Das Umfeld musste sich dann zum einen oder anderen bekennen – da der fröhliche Dürrenmatt, dort der ernste Frisch, da der Komödiant, dort der Moralist. Es war fast ein bisschen wie die Entscheidung zwischen Rolling Stones und Beatles.

Gelebter Dürrenmatt

Ulrich Weber (59) hat Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) nie erlebt. Aber er hat ihn seit seinem Studium durchlebt. «Ich kenne sein Leben in seiner Chronologie fast besser als mein eigenes», sagt Weber.

In Bern aufgewachsen, studierte Weber in seiner Heimatstadt und in München (D) Deutsche Literatur und Philosophie. Nach dem Studium begann er 1991 im damals neu gegründeten Schweizerischen Literaturarchiv, wo er heute noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter amtet, mit der Erschliessung von Dürrenmatts Nachlass.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts schrieb der Germanist seine Doktorarbeit über den Schriftsteller und war im Jahr 2000 an der Gründung des Centre Dürrenmatt in Neuenburg beteiligt. Für die erste umfassende Dürrenmatt-Biografie konnte Weber auf viele erstmals zugängliche Dokumente zugreifen, so auf vernichtet geglaubte Briefe des Dichters an seine erste Frau Lotti.

Ulrich Weber (59) hat Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) nie erlebt. Aber er hat ihn seit seinem Studium durchlebt. «Ich kenne sein Leben in seiner Chronologie fast besser als mein eigenes», sagt Weber.

In Bern aufgewachsen, studierte Weber in seiner Heimatstadt und in München (D) Deutsche Literatur und Philosophie. Nach dem Studium begann er 1991 im damals neu gegründeten Schweizerischen Literaturarchiv, wo er heute noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter amtet, mit der Erschliessung von Dürrenmatts Nachlass.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts schrieb der Germanist seine Doktorarbeit über den Schriftsteller und war im Jahr 2000 an der Gründung des Centre Dürrenmatt in Neuenburg beteiligt. Für die erste umfassende Dürrenmatt-Biografie konnte Weber auf viele erstmals zugängliche Dokumente zugreifen, so auf vernichtet geglaubte Briefe des Dichters an seine erste Frau Lotti.

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Erstmals ein umfassender Blick

«Ich mag die Musik beider Gruppen», sagt Dürrenmatt-Biograf Ulrich Weber (59). «Ich finde, es ist an der Zeit, über das zu ihren Lebzeiten intensiv diskutierte ‹Frisch oder Dürrenmatt› hinauszukommen und sie beide als sehr unterschiedliche, über einige Jahre eng befreundete Schweizer Autoren mit weltweiter Ausstrahlung zu würdigen.»

«Rivalität mit Frisch» lautet die Überschrift eines Kapitels der demnächst erscheinenden Friedrich-Dürrenmatt-Biografie des Berner Germanisten Weber. Diese Passage bildet den heutigen Auftakt einer fünfteiligen Vorabdruckserie, die Sie diese Woche exklusiv im BLICK lesen können.

«Für mich ist Dürrenmatt ein historisches Phänomen, das ich den jüngeren Generationen vermitteln will», sagt Weber, der seine Dissertation über Dürrenmatt schrieb und sich seit bald dreissig Jahren mit dessen Nachlass beschäftigt. Die Biografie bietet erstmals einen umfassenden Blick, der nicht mehr durch persönliche Bekanntschaft mit dem Autor und durch Zeitgenossen geprägt ist.

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