Schweizer erforscht Höhlenlabyrinth in China
«Es ist ein Weltwunder»

Als erster westlicher Journalist hat Luc Bürgin (42) ein 2000 Jahre altes Höhlenlabyrinth dokumentiert. Die Entdeckung ist eine Sensation.
Publiziert: 25.03.2013 um 16:58 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 08:50 Uhr
Das künstlich angelegte Höhlenlabyrinth hat gewaltige Dimensionen.
Foto: Prisma/Luis Castaneda, Kopp Verlag, ZVG
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Von Philipp Schrämmli

Er habe in seinem Leben schon einiges gesehen, sagt Luc Bürgin. Aber noch nie habe ihn etwas so überwältigt, wie das mysteriöse Höhlenlabyrinth von Huangshan.

«Ich bin mir sicher, in ein paar Jahren, wenn diese riesigen, unterirdischen Hallen erforscht sind, wird man sie in einem Atemzug mit den bekannten Weltwundern nennen», sagt der Basler Journalist.

Auf eigene Faust

In einem chinesischen Zeitungsbericht hatte Bürgin vor sechs Jahren zum ersten Mal vom neu entdeckten Höhlensystem gelesen. «Seither habe ich darauf gewartet, dass westliche Wissenschaftler nach Huang­shan reisen und darüber berichten», erzählt er. Vergebens.

Deshalb ist er letzten September auf eigene Faust in die chinesische Provinz aufgebrochen. Seine Reise hat er in einem Buch dokumentiert. Seit der Veröffentlichung vor drei Wochen liegt das Werk beim weltweit grössten Online-­Bücher-Versandhaus Amazon.com auf Platz eins der Archäologie-Bestseller-Liste.

Zufällig hinein gestolpert

«Ich möchte mit der Publikation das Interesse der Wissenschaft wecken», sagt Bürgin. Die Chinesen begannen erst Ende der 1990er-Jahre die künstlich geschaffenen Höhlen zu erforschen, obwohl ein Bauer bereits 30 Jahre vorher «zufällig hinein gestolpert» war.

Seit 2001 sind Teile des Labyrinths auch für Besucher zugänglich. «Die Dimensionen sind gewaltig», sagt Bürgin. Es gibt 35 Höhlen, die alle mit Sickerwasser vollgelaufen waren. Erst fünf sind inzwischen leer gepumpt.

Bis zu 18 Meter hoch

«Die grösste der freigelegten Anlagen hat eine Fläche von 12 000 m2 und ist bis zu 18 Meter hoch.» Alle wurden von Menschenhand ausgehoben, sogar an den Decken finden sich meisterhafte Verzierungen.

«Niemand kann sagen, wie sie das gemacht haben. Und man kann nur erahnen, was noch alles zum Vorschein kommt.»

Das Höhlenlabyrinth dürfte rund 2000 Jahre alt sein. Wozu es errichtet wurde? Ein Rätsel. In der chinesischen Geschichtsschreibung, die sonst pingelig genau jedes Detail aufführt, finden sich keine Hinweise. «Es gibt einige Theo­rien», sagt Bürgin, «aber keine vermag zu überzeugen.»

Wo ist der Aushub gelieben?

Es könnte ein geplantes Mausoleum für einen Kaiser gewesen sein, das dann doch nicht genutzt wurde. Knochen, Schmuck oder Inschriften hat man nämlich noch keine gefunden.

Denkbar sei auch, dass es sich um einen mystischen Gebetsort oder um eine Art Schutzbunker für die Bevölkerung gehandelt haben könnte. «Aber das sind alles nur Spekulationen.»

Eine andere ungeklärte Frage: Was ist mit dem Aushub passiert? «Eigentlich müsste man in der Nähe unzählige Tonnen Geröll finden», sagt Bürgin. Tut man aber nicht. «Es ist wie mit den Figuren auf der Osterinsel. Man weiss schon viel, aber doch nicht alles.»

«Ich will mehr wissen»

Bürgin ist Herausgeber des Magazins «Mysteries», das sich mit kontroversen wissenschaftlichen und politischen Themen befasst. In diesem Genre hat er bereits 13 Bücher veröffentlicht.

Nächstes Jahr fliegt er wieder nach China. «Ich will mehr über diese rätselhaften Höhlen wissen.»

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