Seltener Fund bei archäologischen Ausgrabungen
Die Römer schlugen ihr Bauholz in Frankreich

In Rom wurde ein seltener Fund gemacht: Holz aus der Römerzeit. Es stammt allerdings nicht aus italienischen Wäldern, sondern wurde aus fast 2000 Kilometern Entfernung importiert.
Publiziert: 18.12.2019 um 15:23 Uhr
Cornelia Eisenach @higgsmag

Für die alten Römer war Holz das wichtigste Material. Sie brauchten es für ihre Galeeren, als Feuerholz, aber auch für Bauten. Allerdings findet es sich selten bei Ausgrabungen, da es sich schnell zersetzt. Nun haben Archäologen einen erstaunlichen Fund gemacht.

Breite eines Jahresringes gibt Aufschluss zu Herkunft

Beim Bau einer U-Bahn-Strecke in Rom entdeckten sie 24 Eichenholzbohlen von fast vier Metern Länge. Sie waren Teil eines Portikos. Das Holz wurde von einem Team aus Archäologen und Jahresringforschern untersucht und die Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift «Plos One» veröffentlicht.

Jahresringforscher können bestimmen, woher ein Holz stammt und wie alt es ist. Dazu messen sie die Breite eines jeden Jahresringes. Wie breit ein Ring wird, hängt davon ab, wie stark der Baum in dem Jahr wächst. Dieses wiederum hängt von den Wachstumsbedingungen ab, etwa wie viel es regnete oder wie warm es war.

Die Römer konstruierten nicht nur monumentale Bauwerke. Sie verwendeten dafür auch Holz aus bis zu 1700 Kilometern Entfernung.
Foto: Pixabay/Neufal54
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Da die Wachstumsbedingungen für alle Bäume in einer Region gleich sind, zeigen diese alle ein typisches Jahresringmuster. Zum Beispiel: zwei schmale Ringe, drei breite, ein schmaler und so weiter. Diese Jahresringmuster existieren für verschiedene Regionen und reichen bis in die Römerzeit. Mit solchen Referenz-Zeitreihen verglichen die Jahresringforscher das in Rom gefundene Eichenholz.

Holz stammt wohl aus dem französischen Jura

Aber: «Als ich die Proben mit Referenz-Zeitreihen aus Italien verglich, fand ich keine Übereinstimmung», sagt Studienautor Mauro Bernabei, Jahresringforscher an Italiens Nationaler Forschungsanstalt (CNR) in Trentino. «Ich war skeptisch, ob ich das Holz jemals zuordnen können würde». Dann verglich er die Funde mit Zeitreihen aus nördlicheren Regionen und wurde fündig: Mit grosser Wahrscheinlichkeit stammt das Holz aus dem französischen Jura.

«Anfangs konnte ich mir das nicht erklären, denn die Region ist an die 1700 Kilometer von Rom entfernt», sagt Bernabei. Bisher wusste man: Die Römer kultivierten Kiefernwälder in Hafennähe für das Galeerenholz, nutzten die Wälder der Apenninen und importierten Edelholze. Dass Bauholz über so weite Strecken importiert wurde, war bisher nicht bekannt. Anhand der Zeitreihen konnten die Forschenden auch datieren, dass die Bäume um 40 bis 60 v. Chr. geschlagen wurden. Wahrscheinlich transportierten die Römer die Baumstämme auf dem Wasserweg: über die Flüsse Rhône und Saône, das ligurische Meer und den Tiber bis nach Rom, heisst es in der Studie.

Dass die Bohlen in Rom so gut erhalten sind, ist dem Fluss Tiber zu verdanken. Sein Wasser durchnässt die Stelle der Ausgrabung. Hier können die Pilze, die Holz üblicherweise zersetzen, nicht überleben. So hielt sich das Römerholz über die Jahrtausende.

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