Experte klärt auf
Darum sind Männer schlechter für die Umwelt als Frauen

Männer recyceln weniger, essen mehr Fleisch und erzeugen mehr Treibhausgase durch Alkoholkonsum. Wissenschaftsjournalist Mathias Plüss erklärt in seinem Buch «Weniger ist weniger», warum.
Publiziert: 22.11.2020 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2021 um 18:21 Uhr
Barbara Ehrensperger

«Weniger ist weniger» heisst das kleine Umweltlexikon von Mathias Plüss (47). Von A bis Z erläutert der Wissenschaftsjournalist mit viel Humor die Zusammenhänge zwischen Verbrauch und Klima. Unter M steht: «Männer: Rein ökologisch betrachtet ist der Mann ein problematisches Wesen». Der Autor erklärt uns das genauer.

BLICK: Unter M findet sich neben den Kapiteln Mikroplastik, Milchprodukte und Motor auch das Thema Männer. Warum?
Mathias Plüss: Das Thema Männer schwirrte herum, war interessant und nicht offensichtlich. Dann fand ich eine Studie der ETH Zürich, die aufzeigte, dass Frauen in Einpersonen-Haushalten einen Viertel weniger Strom verbrauchen als Männer. Und fragte mich sofort: Warum ist das so?

Wofür verbrauchen Männer denn so viel mehr Strom?
Das hat die Studie nicht untersucht. Ich vermute mal, dass Männer nicht mehr Staubsaugen oder Wäsche waschen als Frauen. Mehr heizen werden sie wohl auch nicht. Meine Vermutung: Männer mögen mehr Maschinen und Gadgets – wie Game-Konsolen –, die Strom fressen. Sie lassen die Geräte auch länger laufen oder auf Stand-by, und sie schalten das Licht weniger konsequent aus.

«Weniger ist weniger – Klimafreundlich leben» heisst das kleine Umweltlexikon, das soeben erscheint.
Foto: Till Lauer
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In Ihrem Buch wird sichtbar: Männer recyceln weniger, essen mehr Fleisch und erzeugen mehr Treibhausgase durch Alkoholkonsum. Wie könnte man(n) das ändern?
Aus meiner Männer-Sicht gibt es zwei Wege: Totschweigen oder beim Ehrgeiz packen. In manchen Fällen ist es ratsam, gezielt zu verschweigen, dass etwas umweltfreundlich ist. Offenbar schreckt es viele Männer ab, wenn ökologisch draufsteht. Daher wäre eine einfache Lösung, Dinge umweltfreundlicher zu machen, ohne das zu erwähnen. Beim Ehrgeiz packen funktioniert über die technisch-kompetitive Seite: Installieren Sie Gadgets, übernehmen Sie die Kontrolle über den Energiefluss in Ihrem Haus. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr Nachbar die bessere Ökobilanz hat als Sie. Was gibt es Männlicheres, als die Welt zu retten?

Über Mathias Plüss

Mathias Plüss (47) ist freier Wissenschaftsjournalist. Er studierte Physik, Mathematik und Musikwissenschaften in Zürich und Krakau (Polen). Er ist Autor des handlichen Klimalexikons «Weniger ist weniger. Klimafreundlich leben von A-Z». 18 Illustrationen von Till Launer veranschaulichen die erwähnten Fakten.

Das Buch «Weniger ist weniger. Klimafreundlich leben von A-» aus dem Echtzeit Verlag ist für 27 Franken im Handel erhältlich.

Zudem als SJW-Heft für Jugendliche ab 12 Jahren unter dem Titel «Mit kühlem Kopf gegen eine heisse Welt». Drin hat es zu 75 Begriffen Erklärungen und Tipps verständlich formuliert. Mit Nachworten von Andrea Burkhardt und Thomas Stocker und Illustrationen von Nadine Spengler.

«Weniger ist weniger - Klimafreundlich leben von A-Z»
Till Lauer

Mathias Plüss (47) ist freier Wissenschaftsjournalist. Er studierte Physik, Mathematik und Musikwissenschaften in Zürich und Krakau (Polen). Er ist Autor des handlichen Klimalexikons «Weniger ist weniger. Klimafreundlich leben von A-Z». 18 Illustrationen von Till Launer veranschaulichen die erwähnten Fakten.

Das Buch «Weniger ist weniger. Klimafreundlich leben von A-» aus dem Echtzeit Verlag ist für 27 Franken im Handel erhältlich.

Zudem als SJW-Heft für Jugendliche ab 12 Jahren unter dem Titel «Mit kühlem Kopf gegen eine heisse Welt». Drin hat es zu 75 Begriffen Erklärungen und Tipps verständlich formuliert. Mit Nachworten von Andrea Burkhardt und Thomas Stocker und Illustrationen von Nadine Spengler.

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Sie schreiben «In dieses Bild passt, dass an die Fridays-for-Future-Demonstrationen vorwiegende Frauen gehen, während Klimaskeptiker meist männlich sind». Warum ist das so?
Bei den Klimaskeptikern sind gefühlt 80 Prozent Männer. Warum sich weniger junge Männer bei den Demonstrationen engagieren, liegt vielleicht einerseits eben daran, dass viele den Umweltschutz für etwas Unmännliches halten. Anderseits fehlt es auch an männlichen Vorbildern. Mir scheint es, die Klimastreik-Bewegung hat es bisher verpasst, auch männliche Vorzeigefiguren aufzubauen.

Was hat Sie bei der Recherche zu Ihrem Buch am meisten überrascht?
Eigentlich, dass es so ein Buch überhaupt braucht. Denn die schlimmsten Umweltsünden sind seit zwanzig oder gar dreissig Jahren unbestritten: Fliegen, Autofahren, Fleisch essen, Heizen. Ich gewöhne mich nach wie vor daran, dass noch so viel Informationsbedarf besteht.

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