Fünf Umweltmythen im Check
Wie viel helfen Bio und Soja der Umwelt wirklich?

Handelt jemand, der auf einem Biohof einkauft, verantwortungsvoll? Jein. Oder anders gesagt, nur unter gewissen Bedingungen ist der biologische Einkauf für die Umwelt wirklich gesünder. Blick klärt fünf Umweltmythen.
Publiziert: 26.01.2022 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2022 um 11:16 Uhr
Barbara Ehrensperger

Der Konsum von Soja-Produkten trägt zur Zerstörung des Regenwaldes bei

Der Soja-Anbau braucht viel Platz. Und da werden die Umweltschutzbedingungen schon mal als nicht so verbindlich angesehen. So kommt es zu grossflächigen Rodungen – auch im Regenwald. Denn nirgends wird so viel Soja angebaut wie in Südamerika. Aber es ist so, dass der weitaus grösste Anteil der Sojaproduktion für Tierfutter verwendet wird. Demnach zerstören nicht die Soja-Burger den Regenwald – sondern die klassischen Fleisch-Burger.

Wer auf einem Biohof einkauft, handelt verantwortungsvoll

Wer den weit entfernten Hofladen mit dem Auto hinfährt, statt zu Fuss im nächsten Laden einzukaufen, schadet dem Klima vermutlich mehr. Der Apfel aus der Region ist sicher ökologischer, wenn er frisch geerntet wurde. Wenn dieser aber ein halbes Jahr in einem stromfressenden Kühlhaus gelagert werden musste, kann es gut sein, dass ein Importprodukt umweltfreundlicher abschneidet.

Oder wie es Christoph Meili, Umweltingenieur beim WWF Schweiz, gegenüber «Go Green» erklärt: «Klar: Transporte sind wichtig. Da werden Abgase ausgestossen. Aber besonders relevant werden sie eigentlich erst auf dem letzten Kilometer. Wenn wir ein dickes Auto fahren für eine geringe Menge Produkte. Wenn ein Lastwagen Orangen von Spanien in die Schweiz transportiert, ist der CO2-Fussabdruck pro Kilogramm etwa gleich gross, wie wenn ich für den Kauf von einem Kilo Orangen extra einen Kilometer mit dem Auto zurücklegen würde. Weil es im Lastwagen viel effizienter pro Kilo transportiert wird.»

Der grösste Anteil der Sojaproduktion wird für Tierfutter verwendet und nicht für vegetarische Produkte.
Foto: shutterstock
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Tiere können sich an den Klimawandel anpassen

Falsch. Zwar gibt es auf der Erde, seit es Leben gibt, gibt es extreme Temperaturschwankungen. So war es vor 56 Millionen Jahren rund 14 Grad wärmer als heute, während die Temperatur in der letzten Eiszeit über vier Grad niedriger lag. Tiere und Pflanzen sind in der Lage, sich an solche Klimaveränderungen anzupassen, indem sie ihr Verhalten oder ihre Lebensräume verändern, oder sich weiterentwickeln.

Jetzt kommt das grosse Aber: Evolution ist ein langsamer Prozess. Der Klimawandel der vergangenen Jahrzehnte läuft naturhistorisch gesehen rasend schnell. Viele Tierarten können bei diesem Tempo nicht mithalten.

Bioplastik ist nachhaltig

Leider ist Bioplastik nicht gleich Bioplastik. Man muss unterscheiden zwischen biobasiertem und biologisch abbaubarem Kunststoff.

Biobasiert bedeutet nur, dass die Materialien (teilweise) aus Biomasse wie Mais oder Zuckerrohr bestehen. Aber es entsteht daraus trotzdem ein schwer abbaubarer Kunststoff, der ähnlich schlecht zu verwerten ist wie Plastik aus Erdöl.

Biologisch abbaubare Kunststoffe hingegen (egal ob aus Erdöl oder Biomasse produziert) zersetzen sich zwar schneller als herkömmliche. Aber meist nicht schnell genug für Kompostieranlagen und muss daher meist ganz normal weggeworfen werden.

Mehrwegbecher retten die Umwelt

Nur, wenn man den Mehrwegbecher mindestens fünfzigmal benutzt hat. Sonst bleibt der Einwegbecher ökologischer. Damit die Mehrwegbecher so oft genutzt werden können, müssen sie nämlich sehr stabil sein, was die Herstellung aufwändiger macht.

Zudem: Ein Mehrwegbecher pro Person würde eigentlich ausreichen. Wer sich also ständig neue, schöne Becher kauft, hilft mit beim Überschuss.

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