Günstig Skikleider mieten
Schneiderei-Inhaber hilft Kindern, ins Skilager zu gehen

Skihosen, Skijacke, wasserfeste Handschuhe und Helm: Dies braucht ein Kind, um mit ins Skilager gehen zu können. Wer es sich nicht leisten kann, das zu kaufen, dem hilft der Schönenwerder Markos Kartal (39). Er vermietet Skikleider günstig an Schulen.
Publiziert: 10.03.2023 um 15:08 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2023 um 15:44 Uhr
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Barbara EhrenspergerRedaktion Green

«Skilager lagen nicht drin. Meine Eltern konnten sich für mich keine Skikleider leisten», erzählt Markos Kartal (39) in seinem Schneider-Atelier im Schönenwerd SO. Das ist der Grund, warum er die Skikleider-Vermietung vor zwei Jahren gestartet hat. Zusammen mit seiner Überzeugung, dass gute Kleidung, die lange genutzt und repariert werden kann, viel umweltfreundlicher und nachhaltiger ist.

So können heute Schulen via die Schneesport-Initiative «Go snow» bei Markos Kartal und seinem Team Skikleider für Kinder, die keine Schneesportkleider besitzen, einfach mieten. «Diese Kinder sollen coole und vor allem richtig gute Skikleider haben – kein günstiges Zeug», sagt er mit Nachdruck. «Sie sollen dazugehören.»

Für jedes Kind parat

Im Atelier, das sich in einem ehemaligen Bankgebäude befindet, hat es noch wenige frisch gewaschene, teure Schneesport-Kleider. «Wir wollen kein riesiges Lager, sondern dass unsere Ware möglichst viel gebraucht wird», erzählt er. Wenn eine Lehrerin oder ein Lehrer das Miet-Formular mit allen Angaben zu den Kindern online abgeschickt hat, sucht anschliessend Kaviya Kulangara (24) die richtigen Stücke zusammen.

Wenn eine Lehrperson Skikleider bestellt, wird für jedes Kind einzeln gepackt, aber alles zusammen der Schule eine Woche vor dem Lager zugeschickt.
Foto: Outdoorservice.ch / Markos Kartal
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«Wir fragen im Formular genügend Daten ab, damit wir sicher sind, dass die Sachen den Kindern bestens passen», sagt der 39-Jährige. Für jedes Kind wird das Set gepackt und beschriftet. Anschliessend wird nach Klasse sortiert, damit die Lehrerinnen und Lehrer möglichst wenig Aufwand haben. Zum Schluss wird alles zusammen in einem Karton an die Schule geschickt. «Nach dem Skilager können sie alles in den Karton legen. Wir sortieren dann wieder. Schliesslich müssen wir alles fachgerecht und umweltschonend waschen», erklärt der Schönenwerder.

Sonderpreise für Schulen

Das kostet doch ordentlich? «Ja, schon. Aber wir machen für Schulen, die via «Go Snow» sich anmelden, einen Sonderpreis, weil wir möchten, dass alle Kinder in die Berge fahren können», sagt er. Doch blauäugig sind Kartal und sein Team nicht. «Wir kalkulieren genau. Mit unserer Firma Outdoor Service verdienen wir zwar noch nicht viel Geld, aber es ist kostendeckend», sagt er.

Unter dem Namen Outdoor Service vermietet der Schönenwerder alles, was es für ein Abenteuer in der Natur braucht: von Schneesportkleidern über Kocher zu Zelten oder auch Veloanhängern. Vor allem aber Kleider jeder Art, die es braucht, um tolle Tage in der Natur zu geniessen.

«Neben Familien, Einzelpersonen vermieten wir auch an Unternehmen oder Hoteliers, die ihren Gästen für den Ausflug eine richtige Regenjacke mitgeben wollen», sagt er. Vor allem die Kinderskikleider seien nachhaltig: Kinder wachsen und benötigen immer wieder eine grössere Grösse. So können Eltern Skikleider mieten und wieder retournieren, um nächstes Mal eine grössere Grösse zu bestellen.

Vermietung dank Schneider-Atelier

Gestartet mit der Vermietung hat er im März 2020. «Und ich hatte manch schlaflose Nacht», beichtet er. Denn die Anfragen kamen schneller rein, als er Material zum Vermieten hatte. «Wir haben immer alles möglich gemacht», erzählt er. Dies vor allem, weil er dank der Schneiderei, die er von seinen Eltern übernommen hat, schon lange gute Kontakte zu Outdoor-Firmen gab. Dadurch waren diese sofort bereit, ihm Material zu verkaufen oder eine Kooperation einzugehen.

Die Vermietung der Kleider funktioniert vor allem, weil seine Schneiderei im gleichen Gebäude ist. So können kaputte Reissverschlüsse gleich ersetzt werden und die Jacke kann wieder in die Vermietung. Zudem hat es immer genügend helfende Hände.

140 Kleider für einen Filmdreh

Einzigartige Anfragen, wie beispielsweise jene von einer Kostümbildnerin, erhält der Unternehmer immer wieder. Für die Filmdreharbeiten in den Alpen hätte die Kostümbildnerin tonnenweise Outdoorbekleidung anschaffen sollen. Doch was passiert mit diesen Kleidern nach dem Dreh? Statt einfach zu kaufen, hat Kostümbildnerin sich mit Kartal getroffen. Nach einer Stunde war klar: 140 Outdoor-Kleider werden gemietet. Nach den Dreharbeiten kommen die Kleider wieder zurück und die nächsten Bergfreunde können diese nutzen.

Solche Erfolgsgeschichten, wo vor allem die Nachhaltigkeit gewinnt, freuen den jungen Familienvater – seine Zwillinge sind noch keine zwei Jahre alt – sehr. Doch am meisten freut er sich, wenn jemand vom Turnverein sich bei ihm meldet, dass sie gerne zwei Flüchtlingskinder mit ins Skilager nehmen möchte, diese aber keine Schneebekleidung haben und sie aufhelfen können.

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