Ins Cocktailglas statt auf dem Kompost
Matteo Moscatelli mixt aus Abfällen hochwertige Drinks

Lebensmittelabfälle als Grundlage für Cocktails in edlen Bars? Klingt nach Zukunftsmusik, ist in Zürich aber bereits Realität: Matteo Moscatelli kreiert aus Lebensmittelabfällen Cocktail-Sirups.
Publiziert: 26.07.2023 um 10:35 Uhr
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Barbara EhrenspergerRedaktion Green

«Erdbeeren am 24. Dezember: Wünscht dies ein Gast, so wird das in einem Fünf-Sterne-Hotel natürlich gebracht. Aber ich versuche, die Gäste mit Geschmack zu überzeugen: Reife Erdbeeren vom Feld nebenan haben viel intensivere Aromen. Und die Gäste sollen diese besten Aromen bekommen», erklärt Matteo Moscatelli (34) mit hörbarem Herzblut.

Er geht sogar noch einen Schritt weiter. «Unter der Schale von beispielsweise Bananen hat es so intensive Aromen. Die Schale wird aber meist einfach weggeworfen.» Im Kühlschrank seinen kleinen Labors an der Widdergasse mitten in der Zürcher Altstadt liegen solche Schalen in vakuumierten Plastiktüten zusammen mit Zucker. So entsteht eine Art Sirup, intensiv im Geschmack und einfach zu handhaben für einen Barkeeper oder eine Barkeeperin.

Bottled, aber frisch

Das heisst, Matteo Moscatelli bereitet die Lebensmittelabfälle so auf, dass Barkeeperinnen und Barkeeper der The-Living-Circle-Hotels sie den Gästen ohne grossen Aufwand in geschmackvollen Cocktails servieren können. Neben den Sirups aus Lebensmittelabfällen mixt Moscatelli auch vorgefertigte Drinks, die als Bottled cocktails oder Ready-to-Drink-Cocktails bekannt sind. Auch diese sind voll von frischen Lebensmitteln, die normalerweise auf dem Kompost landen.

Der Mixologist an der Arbeit: Matteo Moscatelli kreiert Cocktails aus Lebensmittelabfällen.
Foto: The Living Circle / Tom Egli
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Nachhaltigkeit im Verbund: «The Responsible Hotels»

Geniessen mit einem guten Gewissen – das wünschen sich heute viele
Reisende. Daher ist Nachhaltigkeit auch bei Hotels zum Thema geworden. Die «Responsible Hotels of Switzerland» ist eine Hotelkooperation von rund 40 Betriebe von 3* bis 5* Superior, die Wert legen auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit.

Diese Hotelkooperation möchte zeigen, dass auch kleine Ideen bereits grosse Wirkung erzielen können, zudem fördert sie den Wissensaufbau unter den teilnehmenden Betrieben und vernetzt sich branchenübergreifend.

Geniessen mit einem guten Gewissen – das wünschen sich heute viele
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«Es muss rentieren», sagt Moscatelli. «Und wenn Nachhaltigkeit sich nicht irgendwie lohnt, dann bleibt es eine Nische, statt in der Gesellschaft und Wirtschaft mitzumischen.» Er ist überzeugt, dass wir nachhaltiger werden müssen – auch im Kleinen. «Dann schwappt es auf das grosse Ganze über.»

So steht er jeden Tag mit Begeisterung in seinem Labor und tüftelt gemeinsam mit Noemi Marras an neuen Kreationen herum. Seine Chemielaboranten-Ausbildung und dass er Barkeeper gearbeitet hat, prädestiniert ihn für diesen eher einmaligen Job.

Er ohne Deko, sie mit Deko

Nicht nur mit Lebensmittelabfällen, sondern auch mit ungewohnten Ausgangsmaterialien versucht Moscatelli, Cocktails herzustellen. Getrocknete Ananas faszinieren ihn gerade sehr: «Da sind sämtliche intensive Aromen drin!»

Während er am liebsten schlichte Cocktails ohne Verzierungen mit umwerfenden Aromen hat, mag es Noemi Marras mit etwas mehr Dekor: «Etwas fürs Auge – und für Instagram», sagt sie mit einem Augenzwinkern. Beide schätzen übrigens auch Cocktails ohne Alkohol sehr und entwickeln auch solche.

Erstaunt, aber begeistert

Meist seien die Gäste erstaunt, aber auch begeistert, wenn sie ihnen erzählen, wie der Cocktail entstanden ist. Trotzdem: Dass die Gäste wissen, dass ihr Cocktail aus Lebensmittelabfällen entstanden ist. «Das Wichtigste ist, dass sie den Cocktail geniessen und eine tolle Zeit haben», sagen beide. Aber auch: «Wir erklären Barkeeperinnen und Barkeeper unser Konzept bei Interesse gern.»

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