Kampagne des Alpenclubs
So soll der Camper-Tourismus in den Bergen eingedämmt werden

Ein schöner Ort in der Natur wird von Wildcampern in den sozialen Medien präsentiert. Die Folge: Der Ort, an dem die Natur vorher intakt war, wird überhäuft von Menschenmassen und Müll. Dem Schweizer Alpen-Club wird das zuviel. Er versucht, Gegensteuer zu geben.
Publiziert: 21.07.2021 um 11:03 Uhr
Barbara Ehrensperger

Beliebte Reise-Regionen wie der Creux du Van im Schweizer Jura oder Alpstein im Appenzellerland werden überflutet von Campern, Besuchern und Müll. Grund für den Touristenandrang: Die Regionen sind «Stars» in den sozialen Medien.

Auf Instagram und Facebook zeigen Touristen, an welchen einsamen und schönen Orten, sie gerade Zeit verbringen, indem sie die Bilder auf Social Media mit einem Ortstag versehen. Das Ganze nennt sich geotaggen. Die Folge: Die «geheimen» Orte werden schnell von Touristenmassen überrannt.

Schöne Orte soll man für sich behalten

Geotagging ist Philippe Wägner (41) ein Dorn im Auge. Der Ressortleiter Umwelt und Raumentwicklung beim Schweizer Alpen-Club (SAC) möchte darum Touristen und Camper sensibilisieren.

Was für eine Idylle! Sicher für die Camper, aber auch für die Natur?
Foto: Getty Images
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Mit der Kampagne, die sich «#Vanlife» nennt, versucht der SAC, verschiedene Botschaften über die sozialen Medien zu verbreiten. So werden zum Beispiel unter dem Hashtag «nogeotag» die negativen Folgen aufgezeigt, wenn man einen tollen Standort beim Wildcampen preisgibt.

Das Bild in den Sozialen Medien und die Wirklichkeit – Illustration der Kampagne des Schweizerischen Alpenclubs (SAC).
Foto: Anna-Lina Balke / SAC

«Wir möchten die Natur schützen»

Der SAC massregelt Camper? «Ja, es geht durchaus um eine kritische Betrachtung», erklärt Wäger. Man wolle Camping nicht verbieten, aber die Menschen auf die Konsequenzen ihres Handelns aufmerksam machen. «Wir wollen die Natur schützen und die Wertschöpfung in den Tälern fördern.»

Wäger wurde privat auf das Problem aufmerksam, als er mit seiner Familie in den Ferien einen Camperplatz, der auf einer App angepriesen wurde, anfuhr. Auf der App kann jeder Orte eintragen und die Tipps so mit anderen teilen.

Das Problem: «Grundbesitzer wissen oft nichts davon, und teils sind auch Standorte in Naturschutzgebieten, wo Campen verboten ist, verzeichnet», erzählt Wäger. Zudem werden durch solches Apps mehr Menschen an die gleichen Orte geführt.

Mehrere solcher Plattformen für Stellplätze ausserhalb der Campingplätze sind in den letzten Jahren entstanden. Ausserdem ist der Camping-Boom stark angestiegen.

Kompromisse finden

Auf seine Kamapgne habe der SAC viele positive Rückmeldungen erhalten, erzählt Wäger. «Wir sind uns aber natürlich bewusst, dass manche Leute weiterhin ihre Standorte in den sozialen Medien teilen wollen.»

Der Geograf findet darum, dass man gangbare Wege suchen sollte: «Warum nicht das gesamte Berner Oberland markieren statt des genauen Orts?»

Den Vorwurf, dass auch der SAC mit seinen Tourentipps genaue Standorte angibt, lässt Wäger nicht gelten: «Das sind bekannte Touren, bei denen der Naturschutz beachtet wird.»

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