Laut Greenpeace-Untersuchung
Giftige Chemikalien in Shein-Kleidern gefunden

Der chinesische Onlinehändler Shein stellt jeden Tag bis zu 9000 Teile online, die auch in der Schweiz verkauft werden. Mit diesen Billig-Produkten ruinieren wir nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Gesundheit, wie eine Untersuchung von Greenpeace zeigt.
Publiziert: 25.11.2022 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2022 um 10:18 Uhr
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Barbara EhrenspergerRedaktion Green

680 Prozent über dem erlaubten Höchstwert! So verseucht ist ein Winterstiefel, der beim Onlinehändler Shein bestellt wurde. Das zeigt eine Untersuchung von Greenpeace. Die gefundenen Stoffe (Phthalate) sind sogenannte endokrine Disruptoren, das heisst, sie stören den Hormonhaushalt und können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Der chinesische Modehändler Shein zielt mit tiefen Preisen und Influencer-Werbung hauptsächlich auf eine junge Zielgruppe und verkauft seine Ware auch in der Schweiz.

Greenpeace Deutschland hat 42 Artikel, darunter Kleidungsstücke und Schuhe für Männer, Frauen, Kinder und Kleinkinder, von Shein-Webseiten in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und Spanien sowie fünf Artikel in einem Pop-up-Store in München gekauft. Die Produkte wurden zur chemischen Analyse an das unabhängige Labor BUI in Deutschland geschickt.

680 Prozent über dem erlaubten Höchstwert: So verseucht ist dieser Winterstiefel, der beim Onlinehändler Shein bestellt wurde. Dies zeigt eine Untersuchung von Greenpeace.
Foto: Emanuel Büchler / Greenpeace
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Schuhe und Mädchen-Kostüm mit giftigen Inhaltsstoffen

Sieben der 42 gekauften Produkte enthalten mehr Schadstoffe, als in der EU erlaubt sind, wertete Greenpeace Deutschland aus. Die meisten davon Schuhe, sowie ein buntes Kostüm für Mädchen. 130 mg/kg Formaldehyd wurden im violetten Tüll des Kleides gefunden, womit die gesetzlichen Vorgaben deutlich überschritten werden.

In Europa gelten strenge Grenzwerte für eine Reihe von gefährlichen Substanzen in Kleidungsstoffen, Accessoires und Schuhen. Diese sind in der EU-Chemikalienverordnung Reach festgelegt. Deren Vorschriften über die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien gilt für alle Produkte, die in Europa verkauft werden.

Aber in 45 der 47 getesteten Produkte wurde mindestens eine Chemikalie quantifiziert, wenn auch meist in relativ niedrigen Konzentrationen, schreibt Greenpeace.

«Solange nicht einmal die existierenden Regularien durchgesetzt werden, zeigt die Realität, dass Unternehmen diese Lücken auf Kosten von Menschen und Umwelt ausnutzen. Deshalb braucht es verbindliche, strenge und kontrollierte Vorschriften», fordert die Umweltorganisation.

Ein Lastwagen pro Sekunde

In den Kleidern sind die Chemikalien mal in höherer, mal in tieferer Konzentration vorhanden. Doch die Arbeiterinnen und Arbeiter sind ihnen während der Produktion komplett ausgesetzt. Die Chemikalien schaden ausserdem der Umwelt und den vor Ort ansässigen Gemeinschaften, wenn sie in die Luft oder ins Abwasser gelangen.

Pro Tag stellt Shein zwischen 6000 und 9000 neue Stücke auf seine Website. Weil viele Fast-Fashion-Produkte als Wegwerfartikel produziert werden, landen sie später auch schnell wieder im Abfall.

Unverkaufte oder retournierte Ware wird oft routinemässig vernichtet. Pro Sekunde werden weltweit eine Lastwagenladung Textilmüll verbrannt oder auf einer Deponie entsorgt, so Greenpeace.

Zielen aufs Taschengeld

Auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok und Instagram bombardiert der chinesische Onlinehändler die Jugendlichen mit glamourös erscheinenden Produkten zu Tiefstpreisen, die ins Taschengeld-Budget passen.

Unterstützt wird der Konzern dabei von Influencerinnen und Influencern. Diese lassen sich ihre Empfehlung mit kostenlosen Produkten sowie anderen Vorteilen vergüten.

Manipulatives Online-Shopping

Auch eine Recherche aus der Schweiz prangert den Fast-Fashion-Giganten an: Die Fédération romande des consommateurs (FRC) und die NGO Public Eye zeigen auf, wie stark Kundinnen und Kunden aus der Schweiz beim Mode-Onlineshopping sogenannten «Dark Patterns» ausgesetzt sind. Da sind manipulative Elemente, die auf Websites eingesetzt werden, um das Kaufverhalten zu beeinflussen.

Bei 15 der untersuchten Shops wurden solche «Dark Patterns» gefunden. Den unrühmlichen Spitzenplatz im Ranking nimmt Shein ein – mit 18 der 20 untersuchten Dark Patterns.

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