Mit Daten gegen die Klimakatastrophe
Ein Satelliten-Netzwerk soll Ozeane retten

Bei einem Naturdesaster werden Satellitendaten für optimale Hilfe kombiniert. Das soll nun zum Normalzustand werden – wegen der Langzeit-Klimakatastrophe.
Publiziert: 12.11.2019 um 09:49 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2020 um 08:51 Uhr
Roman Rey @higgsmag

Die Weltmeere machen 70 Prozent der Erdoberfläche aus und haben einen zentralen Einfluss auf das globale Klima. Bis jetzt haben sie rund ein Drittel des Kohlenstoffdioxids (CO2) aufgenommen, das vom Menschen seit der industriellen Revolution verursacht wurde. Sie verlangsamen damit die Erderwärmung.

Doch der Klimawandel verändert die Ozeane. Die Erwärmung und die Versauerung der Meere führen dazu, dass sie weniger CO2 schlucken können.

Um diese Veränderungen zu verstehen und darauf reagieren zu können, sollen Satelliten eine entscheidende Rolle spielen. Dies schreibt ein internationales Team von Forschenden in einer Studie, die in der Fachzeitschrift «Frontiers in Ecology and Environment» veröffentlicht wurde.

Der Wettersatellit ADM-Aeolus der Europäischen Weltraumorganisation liefert Daten zu Feuchtigkeitsverteilung, Strömungs- und Windverhältnissen in der Erdatmosphäre.
Foto: ESA

Welche Gebiete sind bedroht?

«Wir müssen möglichst präzise messen können, wie viel CO2 die Ozeane aufnehmen, um das Klima zu überwachen», sagt Studienautor Jamie Shutler von der Universität Exeter in England. «Denn wie viel vom Land aufgenommen wird, können wir nicht erfassen.»

Der Erhalt von Lebensraum sei ein weiterer wichtiger Grund, die Weltmeere zu überwachen. «So wissen wir, welche Lebensräume im Meer durch die veränderten Bedingungen bedroht sind und welche nicht», sagt Shutler. Nur mit diesem Wissen könne man angemessen reagieren.

Die Zeit ist günstig, denn bei den Satellitentechnologien ist eine Revolution im Gange. Bis vor rund zehn Jahren waren es vor allem einzelne, von Raumfahrtagenturen gestartete Satelliten mit kurzer Lebensdauer, die Klimadaten liefern konnten.

Doch seither hat sich einiges getan. Das Tech-Unternehmen Planet Labs aus den USA hat zum Beispiel einen Schwarm von Minisatelliten in Toastergrösse ins All geschossen, die dank ihrer Anzahl viel mehr Daten liefern können als herkömmliche Satelliten. Auch Konzerne wie Google oder SpaceX von Elon Musk trumpfen mit innovativen Satelliten auf.

Ein Netzwerk für die Forschung

Um die Gesundheit der Ozeane zu erfassen und bessere Klimaprognosen machen zu können, schwebt Jamie Shutler und seinen Co-Autoren ein Netzwerk vor, bei dem Satellitendaten mit Informationen von Schiffen und Messstationen auf der Erde kombiniert würden. «Das wäre schon heute möglich», so Shutler. «Leider werden aber Daten von kommerziellen Satelliten nicht immer öffentlich zur Verfügung gestellt.»

Laut Shutler bietet die Internationale Charta für Weltraum und Naturkatastrophen eine mögliche Lösung. Die Übereinkunft von Raumfahrtagenturen und privaten Organisationen ermöglicht es, Satellitendaten bei Ereignissen wie Tsunamis zu teilen und für Hilfsmassnahmen zur Verfügung zu stellen.

Die Studienautoren fordern, die Charta dahingehend zu ändern, dass dieser Datenaustausch permanent aktiviert wird – als Massnahme gegen die «menschengemachte Langzeit-Klimakatastrophe».

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Foto: ESA, S Corvaja
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