Tisch, Schüssel oder Lampe
Ein zweites Leben für kaputte Skateboards

Aron Gaspar (31) und David Zuber (29) sind begeisterte Skateboarder. Dementsprechend hoch ist ihr Skateboard-Verschleiss: Rund zwanzig kaputte Bretter stapelten sich pro Jahr bei ihnen im Keller. Aus dem Schrott bauen sie jetzt neue Dinge.
Publiziert: 03.03.2022 um 17:23 Uhr
Barbara Ehrensperger

Wer sich eine Skateboard-Bastel-Werkstatt chaotisch und unaufgeräumt vorstellt, wird enttäuscht sein von der «Wärchi 8», der klar strukturierten und ordentlich gemütlichen Werkstatt, wo aus alten Skateboards neue Produkte entstehen.

«Angefangen haben wir im Schopf der WG, in der wir damals wohnten», erzählt Aaron Gaspar (31) beim Besuch von Blick. «Da sah es also bei Weitem noch nicht so aus, wie jetzt hier», ergänzt er grinsend.

Damals, das war vor rund acht Jahren, als Gaspar und David Zuber (29) sich beim Streetskaten in Solothurn kennenlernten und sich fragten: Was könnten wir mit all unseren kaputten Skateboards machen, die wir nicht wegwerfen wollen?

Aaron Gaspar (31) und David Zuber (29) in der «Wärchi 8» in Zuchwil bei Solothurn. Hier stellen sie neue Möbel aus alten Skateboards her.
Foto: Caroline Krajcir
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Der erste Tisch mit dem Vater gebaut

«Zusammen mit meinem Vater – also ehrlicherweise, vor allem mein Vater – haben wir die kaputten Skateboards in Streifen geschnitten, zusammengeklebt und daraus eine Tischplatte gebaut», erzählt Zuber schmunzelnd. «Das war das erste Stück.»

Mit diesem Tisch als Vorlage begannen sie Ideen weiterzuentwickeln. «Wir kauften Occasion-Maschinen und haben sie in den Schopf an der Dornachstrasse 8 geschleppt – daraus wurde dann die «Wärchi 8», fügt Gaspar an.

Ein Kraftakt

Wie wird aus einem alten Skateboard überhaupt etwas Neues? Zuerst kommt laut den beiden Solothurnern der «harte Teil»: Das Deck – die Beschichtung (Griptape), auf der man steht – muss weg.

Das läuft sehr brachial: Mit einem Föhn, wird der Kleber gelöst und dann mit Muskelkraft das Deck runtergerissen. Darunter sind dann sieben Schichten kanadisches oder nordamerikanisches Ahornholz, meist in verschiedenen Farben, die das typische Muster ergeben. Nach dem Abschliff schneiden sie «nose» und «tail» ab, damit ein mehr oder weniger gerades Stück entsteht. Das Stück wird in Streifen geschnitten und diese Streifen verleimen sie zu einem Brett.

Aus dieser Fläche entstehen dann Tische, Lampen, Karabiner, Flaschenöffner und andere Dinge mit dem Streifen-Muster. Auch die gerundeten Stücke werden zusammengeklebt. Aus dem Klotz, der so entsteht, drechselt Gaspar kleine Schüsseln. Rund vier Stunden Arbeit und zwanzig «tail- oder nose»-Stücke stecken in einer solchen Schüssel.

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Kein Abfall mehr vom Abfall

Die beiden denken schon weiter in Sachen Nachhaltigkeit: Beim Herstellen der Lampen, Tische und Karabiner entsteht Holz-Abfall, den sie nicht wegschmeissen möchten. Ihre neuste Idee: Den Holzabfall schreddern und das Schredder-Material in eine neue Form pressen.

«Wir möchten alles nutzen. Es ist schade, wenn man gutes Material einfach wegwirft», so die beiden. Zuber studiert in Luzern Objektdesign und hat für die Uni einen Lampen-Prototyp aus Schredder-Material entworfen.

Wer kauft die Skateboard-Möbel?

Was im Schopf angefangen hat, ist heute ein Mini-Unternehmen. Gaspar arbeitet seit vergangenem Sommer Vollzeit in der «Wärchi 8», während Zuber studiert und in seiner Freizeit in der Werkstatt ist. «Vollzeit, aber nicht im herkömmlichen Sinne. Wir entscheiden frei, wann wir wie viel arbeiten, damit wir leben können, wie wir es uns wünschen», sagt Gaspar.

Und: «Einmal Skater, immer Skater. Mir ist Skateboarden so wichtig, dass ich nicht viel Geld verdienen muss, sondern nur genügend zum Leben und Skaten habe.»

Dass die Skaterinnen und Skater einander unterstützen, schätzen Gaspar und Zuber sehr. So hatten sie bis jetzt noch nie einen «Rohstoff-Mangel». Im Gegenteil: Ausschliesslich durch Weitererzählen kommen sie zu kaputten Boards, die vorbeigebracht werden oder die sie abholen gehen. Manchmal kommen sie so zu Raritäten, aber immer zu Geschichten, was die Bretter schon alles erlebt haben. «Mit jedem Brett hat man viel erlebt und daher freuen sich die Spenderinnen und Spender, dass die Boards ein zweites Leben bekommen».

Wer jetzt denkt, dass nur Skaterinnen und Skater die Lampen, Schüssel und Tische ordern, der irrt: «Die meisten unserer Kundinnen und Kunden haben keine Ahnung vom Skateboarden, ihnen gefällt einfach das Design», lacht Zuber. Und dennoch ist es für die beiden immer wieder besonders, durch ihre Objekte ein Stück ihrer Skateboard-Kultur weiterzugeben.

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