Umweltfreundlich oder nicht?
So erkennen Sie, woraus Ihre Kleider sind

Kleider aus Öl oder aus Naturfasern – was ist besser für die Umwelt? Und was ist mit Viskose? BLICK bringt Ordnung ins Fadenchörbli und zeigt auf, welche Materialien am umwelt- und hautfreundlichsten sind.
Publiziert: 25.10.2019 um 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2021 um 16:44 Uhr
Barbara Ehrensperger

130 Fasern pro Betttuch, 150 Fasern pro Hemd und 260 bis 1900 Fasern bei einer Fleecejacke: So viele synthetische Chemiefasern gelangen pro Waschgang aus unserer Kleidung über die Waschmaschine in unser Abwasser. Dies zeigen wissenschaftliche Untersuchungen des deutschen Umweltbundesamtes. Weil weder Waschmaschinen noch herkömmliche Kläranlagen die synthetischen Mikrofasern vollständig filtern können, gelangen sie über das Abwasser in unsere Flüsse, Seen und Meere.

Daher ist es besser, Naturfaser-Kleider zu tragen. Doch wie erkennt man am Etikett, aus welcher Faser das Kleidungsstück produziert wurde? Sind Trevira, Modal oder Spandex alle Synthetik? Wer verhindern möchte, dass beim Waschen Mikroplastik ins Wasser kommt, muss sich durch den Bezeichungswirrwarr kämpfen.

Umweltfaktor Herstellung

Synthetische Kunstfasern werden aus Erdöl hergestellt. Und es können selbst dann synthetische Fasern in der Kleidung enthalten sein, wenn diese nicht angegeben sind. Die Regeln für Inhaltsangaben auf Waschzetteln sind unterschiedlich. So darf ein Pullover, der mit 100 Prozent Wolle angeschrieben ist, trotzdem bis zu zehn Prozent synthetische Anteile haben.

Natürliche Fasern wie Baumwolle können in der Natur am besten abgebaut werden.
Foto: pixabay
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Halbsynthetische Fasern werden auf Basis von Zellulose aus Bäumen und anderen Pflanzen gewonnen. Also quasi aus Holz. Diese Fasern weisen ähnliche Eigenschaften auf wie klassische Kunststofffasern, sind in der Regel aber biologisch deutlich besser abbaubar. Modal wird zum Beispiel aus Buchenholz gemacht.

Natürliche Fasern wie Baumwolle, Wolle, Seide, Leinen und Hanf können in der Natur am besten abgebaut werden. Der höhere Preis gegenüber Synthetik-Produkten rechnet sich auf Dauer meist, sind die hochwertigen Textilien doch meist deutlich länger tragbar als synthetische Produkte.

Sollte man alle Synthetik-Kleider also sofort verbannen? Nein. Es gibt eine pragmatische Lösung, auch wenn sie etwas abenteuerlich klingt: Nämlich mit Kunststoff gegen Kunststofffasern. Und zwar in Form eines Waschbeutels aus Monofilamenten, wie der von Guppy Friends beispielsweise. Das Material des Waschbeutels ähnelt eher Stäben als Fäden und verliert selber keine Mikrofasern. Und durch das enge Netz schafft es kein Faden.

Für den Durchblick haben wir eine Liste mit den wichtigsten halbsynthetischen und synthetischen Fasern zusammengestellt:

Halbsynthetische Fasern

Acetat

Wegen der ähnlichen Optik auch Kunstseide genannt, gehört Acetat zwar zu den halbsynthetischen Fasern, ist aber kaum biologisch abbaubar, schreibt die Plattform smarticular.net, die sich für nachhaltiges Leben einsetzt.

Viskose

Wer denkt bei Viskose an Holz? Kaum jemand. Dabei ist Viskose die bekannteste Kunstfaser natürlichen Ursprungs. Und ja, sie wird in einem chemischen Verfahren aus Holzfasern gewonnen und ist biologisch abbaubar. Bei der Herstellung wird zudem weniger Wasser und Energie verbraucht als bei der Produktion von Baumwolle. Das macht Viskose umweltfreundlicher. Auch Textilien aus Bambus gehören genau genommen in die Kategorie Viskose.

Modal

Modal wird aus Buchenholz gewonnen und ist ebenfalls biologisch abbaubar. Weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu Baumwolle kann Buchenholz auch in Mitteleuropa produziert werden.

Lyocell

Lyocell, auch unter dem Markennamen Tencel bekannt, wird ebenfalls aus Holzfasern gewonnen. Die Produktion gilt als besonders umweltschonend. Die Fasern können innerhalb weniger Monate durch Mikroorganismen zersetzt werden – oder anders gesagt: Lyocell ist biologisch abbaubar. Die Faser wird oft für umweltfreundliche Funktionskleidung verwendet.

Synthetische Fasern

Polyester

Auch unter den Namen Diolen, Trevira, Polartec, Polarguard und Thermolite bekannt. Er ist die meistverwendete Synthetikfaser und kommt überall zur Anwendung – also bei Alltagskleidung, Sport- und Outdoor-Textilien – und wird auf Kleideretiketten oft mit PES abgekürzt.

Polyamid

Als Handelsnamen werden häufig Antron, Tactel, Nylon, Peron, Dederon und Grilon verwendet. Abgekürzt wird Polyamid mit PA. Da wasserabweisend, kommt die Faser in Funktionskleidung und Bademode zur Anwendung. Synthetische Unterwäsche wie auch Strumpfhosen werden aus Polyamid gefertigt.

Polyacryl

Polyacryl hat ähnliche Eigenschaften wie Wolle und wird häufig in Mischgeweben zusammen mit Baumwolle oder Schafwolle eingesetzt. Die auch unter den Namen Orlon, Dralon und Dolan vertriebene Kunstfaser ist in vielen Strickwaren wie Pullovern, Jacken und Strümpfen enthalten.

Polyurethan

Dieses Material ist uns eher als Elasthan, Spandex, Lycra oder Dorlastan bekannt. Abgekürzt wird es mit EL. Die Faser ist besonders elastisch und formbeständig und kommt deshalb insbesondere in Stretchmaterialien zum Einsatz.

Polyethylen

Diese Faser ist auch unter dem Namen Dyneema im Handel und wird mit PE abgekürzt.

Polypropylen

Eine sehr leichte Faser, die auch als Asota bekannt ist und mit PP abgekürzt wird.

Aramid

Dieses reissfeste Material bezeichnet man auch als Kevlar, Nomex oder Twaron.

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