Zero-Waste-Versuch
27-Jährige lebt einen Monat fast ohne Abfall

30 Tage so wenig Abfall wie möglich zu produzieren: Das hat die Umweltwissenschafterin Rhythima Shinde (27) versucht. Blick erzählt sie, was sie mit ihrem Experiment bewirken möchte und was sie daraus mitnimmt.
Publiziert: 21.09.2021 um 09:10 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2021 um 10:04 Uhr
Barbara Ehrensperger

«Das war ganz schön radikal», erzählt Rhythima Shinde (27) über ihre persönlich gesetzte Herausforderung. Sie versuchte, 30 Tage lang so wenig Abfall wie möglich zu produzieren.

Normalerweise füllt die Umweltwissenschaftlerin aus Dübendorf ZH zwei 35-Liter-Säcke in einem Monat. Während ihres «Abfallfasten-Monats» reduzierte sie das auf einen 10-Liter-Sack.

Lunch-Pakete machen

Um ihr Ziel zu erreichen, nahm sie vorher einen Monat lang ihren Abfall auseinander, um zu erkennen, was sich das alles so ansammelt und was man ersetzen könnte.

So sieht der Abfall von Rhythima Shinde aus Dübendorf ZH vor ihrer «Abfall-Kur» aus.
Foto: Rhythima Shinde
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Die Doktorandin der Umweltanalytik der ETH Zürich ist oft unterwegs. «So hatte ich viel Take-away-Verpackungen bei mir im Abfall», erzählt sie.

Für ihr Zero-Waste-Projekt nahm sich Shinde folgende Ziele vor: Einkaufen in Unverpackt-Läden, ein vorbereitetes Lunch-Paket für jeden Tag, keine wegwerfbaren Materialien beim Putzen und der Monatshygiene, Kaffee nur aus Mehrwegbechern und Lebensmittelabfälle vermeiden.

Feste Seifen und Shampoos

«Nicht alles war gleich einfach», gibt Shinde zu. Vor allem das mit dem Essen auswärts sei zu Beginn aufwändig gewesen. «Ich musste immer die Box in der Tasche haben für mein Essen. Damit war meine Tasche schon recht voll. Und ich habe die Box auch mal vergessen oder hatte keine Zeit sie zu waschen. Das musste sich einspielen», erzählt sie.

Sie könne sich noch gut erinnern, als sie abends müde war, noch rasch etwas vom Take-away holen wollte und dann merkte: keine Box dabei. Da fand sie ihre Grenze erreicht – aber sie gab nicht auf.

Grundsätzlich habe sie mehr gekocht und vor allem viel mehr geplant, damit sie keine Lebensmittel wegwerfen musste, so Shinde.

Was der gebürtigen Inderin auch auffiel: Im Laden für indisches Essen gab es kaum unverpackte Lebensmittel. Daher habe sie in diesem Monat auf den Laden verzichtet.

Am meisten begeistert war die 27-Jährige von den festen Seifen und Shampoos: «Es gibt keinen Plastikflaschen-Abfall, und diese Blöcke sind sogar noch besser zur Haut und den Haaren.»

Ein Flug in die Heimat pro Jahr

Die Idee, für einen Monat keinen Abfall mehr machen zu wollen, kam durch ein längeres Projekt. «Ich versuche, ein ganzes Jahr lang ganz bewusst nachhaltiger zu leben», so Shinde. Dafür wurde ich von der nachhaltigen Anlageplattform Inyova Impact Investing zum Compensation Hero 2021 gewählt. Sie übernehmen meine Kosten für die CO2-Emissionen für das komplette Jahr»

Jede Person in Europa verursacht durchschnittlich 8,4 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr. Um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen, sollte jeder nur zwei Tonnen als Limit anstreben. Das versucht die Umweltwissenschaftlerin umzusetzen.

«Aber ein Transatlantik-Flug nach Hause nach Indien, gönne ich mir jedes Jahr», erzählt sie weiter. Ein Mal pro Jahr möchte sie ihre Familie sehen.

Auch andere Dinge gönnt sie sich nach der 30-Tage-Abfall-Challenge wieder: «Einen Smoothie aus der Plastikflasche», sagt sie lachend. «Ich liebe diese Fruchtsäfte.» Aber nun reiche ihr einen pro Woche und sie freue sich darauf viel mehr vor früher.

Lieber klein anfangen

Toll fand sie auch den Austausch mit anderen. So halfen spontan Freunde mit bei der Suche nach guten Unverpackt-Läden «Schön, wie viele sich dafür interessiert haben und mir halfen», erzählt Shinde begeistert.

Weiterempfehlen würde sie die 30-Tage-Herausforderung aber nicht. «Es ist sehr radikal und am Anfang sehr hart.» Für sie persönlich sei es richtig gewesen, anderen empfehle sie aber, lieber in einer Sache anzufangen, wie beispielsweise bei den Seifen oder bei der Monatshygiene.

«Vor allem bei der Monatshygiene konnte durch die Umstellung schnell weniger Abfall machen», sagt sie. Und darauf hätte sie sich auch gut vorbereiten können.

Schwierig sei eine Umstellung beim Essen. Denn essen müsse man ja regelmässig und daher sei der Aufwand grösser. So oder so: Sie ist stolz es geschafft zu haben, ihren Abfall so zu minimieren und viele gute Angewohnheiten nun beizubehalten.

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