Designer Luigi Colani ist tot
Das Eckige muss ins Runde

Der verstorbene deutsche Designer Luigi Colani (1928–2019) war von der Schweiz geprägt: Sein Vater stammte aus dem Engadin, die erste Auszeichnung gab es in Genf und die erste umfassende Ausstellung in Winterthur ZH.
Publiziert: 17.09.2019 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2019 um 08:31 Uhr
1970 entwarf Luigi Colani für den deutschen Küchenmöbelhersteller Poggenpohl die Kugelküche «Experiment 70».
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Daniel Arnet

Luigi Colani (†91) war kein bescheidener Mensch. So sagt er in einem Zeitungsinterview 2008: «Ich war mit fünf Jahren schon ein begnadeter kleiner Bildhauer.» Seine Eltern, ein ins Engadin ausgewanderter Italiener und eine Polin, formen ihn dazu. 1928 in Berlin zur Welt gekommen, bekommt der kleine Lutz – so Luigis richtiger Name – statt Spielzeug ein Bastelzimmer. Dort soll er seine Modellautos selbst zusammenbauen.

Mit diesem frühen Kreativitätsschub studiert Colani nach dem Zweiten Weltkrieg Bildhauerei und Malerei in Berlin und Aerodynamik in Paris. Fortan wendet er sich ab von rechten Winkeln und geraden Kanten und gestaltet in den 1950er-Jahren Autos mit runden Formen ohne grossen Luftwiderstand. Er prägt sozusagen das Bio-Label für das Design. Die Karosserie für einen Fiat bringt ihm 1954 die Goldene Rose in Genf ein – sein erster grosser Preis.

1990 gestaltet Colani die Glasflasche von Valser-Wasser

Die Schweiz bleibt dem umstrittenen Produktgestalter weiterhin wohlgesinnt und zeigt 1982 im Technorama Winterthur ZH die erste umfassende Colani-Ausstellung. In der Zwischenzeit vergrössert er seine Palette um Möbel (ab Mitte der 1960er-Jahre) und Alltagsgegenstände (ab 1970). Brillen, Tassen, Kugelschreiber, Sarg – kein Produkt, das Colani zu banal wäre, um ihm seinen Stempel aufzudrücken. 1990 präsentiert er für Valser-Wasser eine Glasflasche mit einer Einbuchtung für den besseren Griff.

Mit seinem markanten Schnauz und dem herzhaften Lachen wirkt Colani zwar freundlich, doch pflegt er mit seinen Auftraggebern vor allem in seiner Heimat Deutschland zunehmend einen ruppigen Ton. So zieht es ihn zwischenzeitlich nach Japan und China, wo er in der Nähe von Shanghai ab 1995 an seinem Lebenswerk Eco-City arbeitet, einer Wissenschaftsstadt für 50'000 Menschen.

Am Montag ist Colani in Karlsruhe (D) gestorben. Er hinterlässt eine chinesische Ehefrau, zwei Söhne – und Tausende von unverwirklichten Designentwürfen.

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